Zitat Zitat von Schattenläufer Beitrag anzeigen
Ist ja nur das Ende von Staffel 1.

Ich finde, das Spiel wird zu häufig dafür kritisiert, dass Entscheidungen angeblich keinen wirklichen Einfluss haben. Meiner Meinung nach hat das Spiel da nämlich etwas sehr Geniales gemacht: es hat wirklich jedem Spieler das Gefühl gegeben, dass jede Entscheidung wichtig ist. Wenn man zwischen zwei Übeln das kleinere wählen muss, wenn man eine Entscheidung treffen muss ohne die Folgen zu kennen... und genau dieses Gefühl ist es, das Spieler eigentlich haben wollen. Während der Entscheidung möchten wir hin- und hergerissen sein. Genauso, wie wir während einem Horrorfilm gegruselt werden möchten, obwohl es eigentlich eine Illusion ist. Wir wollen nicht wirklich, dass es untote Serienkiller gibt.

Ich finde es irgendwie lächerlich und völlig am Thema vorbei, wenn man sagt "aber dann habe ich neu geladen und war im Nachhinein enttäuscht, dass der grobe Verlauf der Handlung genau gleich war". Das Spiel hat dir die ganze Zeit das Gefühl gegeben, dass es eben nicht so ist, dass das deine ganz eigene, persönliche Geschichte ist. Es hat dich stärker mitfiebern lassen als andere Spiele, und es war effektiv dabei. Es hat die anderen Handlungsstränge für dieses Gefühl, das es in dir erzeugen wollte, einfach nicht gebraucht. Was es gebraucht hat, waren Dialoge, die auf deine Handlungen eingegangen sind, so als ob du verantwortlich wärst.

Und seien wir mal ehrlich. Nur sehr wenige Leute spielen ein Spiel ein zweites Mal. Dass Telltale es geschafft hat, ihre weitestgehend lineare Handlung zu einem für jeden Spieler ganz persönlichen Erlebnis zu machen, ohne Entwicklungszeit auf völlig überflüssige alternative Handlungsstränge zu verschwenden, rechne ich ihnen hoch an.
Das Spiel funktioniert über seine gesamte Länge perfekt, und erst wenn der Spieler anfängt zu "cheaten", sein Metawissen "das hier ist ein Spiel das Entscheidungen hat, davon werden manche besser sein als andere" einsetzt und feststellt "ich möchte den bestmöglichen Storyverlauf haben"... dann funktioniert das Spiel nicht mehr. Selbst Schuld.

Ein Spiel das sich genau so etwas auf die Flagge schreibt und dann in der Releaseversion der fünften Staffel einen so eklatanten Bug drin hat wie jenen den ich und eine große Menge anderer Steam-User hatten, nämentlich das komplette Zerschießen aller Savegames inklusive gewählter Entscheidungen, disqualifiziert sich für mich auf jeden Fall für den Titel des "besten Spiels des Jahres."
Davon abgesehen geht es mit dem von dir beschriebenen Grusel ganz schnell bergab wenn man das Gefühl hat dass eigene Entscheidungen keinerlei Einfluss haben.
Genau so war es nämlich mit Ben und Cal.

Und genau dies ist nicht passiert. Ich hatte also in richtig vielen Szenen genau so viel Einfluss auf die Handlung wie wenn ich auf ein Buch oder die Kinoleinwand einschreie. Nämlich null. Und deswegen halte ich es von Telltale auch schlichtweg für Augenwischerei wenn ich angebliche Entscheidungen treffen kann.
Auch habe ich bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu Mister Familienvater gehalten und da Spiel ignoriert es vollkommen.
Grade weil das Spiel meine Handlungen so inakkurat umsetzt, habe ich mich recht oft dabei erwischt wie die ganze Stimmung verflogen ist und ich nur genervt den Kopf geschüttelt habe.

Ich war von Episode 1 an ein Riesenfan der Serie und mit jeder Episode mehr habe ich dieses Gefühl verloren. Bis ich zu Beginn der fünften Folge eigentlich nur noch genervt war. Ja, auch vor allem wegen eines Bugs. Aber wenn es um die Wahl eines Spiels des Jahres geht, muss ich für mich Bugs und die Stabilität meiner Savestaes mit einbeziehen und da schneidet das Spiel sehr schlecht ab.