So, nachdem die erste Staffel ja nun fertig ist habe ich mir das Ganze auch mal angeschaut.
Erstmal:
Die Charaktere sind schon ziemlich gut gemacht. Clementine ist da IMO sehr hervorzuheben, da es sich dabei endlich mal um einen kindlichen Charakter in einem Spiel handelt, welcher einerseits nicht total nervtötend ist und andererseits nicht einfach nur als "Kind" identifizierbar ist (ja, ich schaue da Dich an, Duck *g*). Also, sie hat durchaus ne größere Fülle an Charaktereigenschaften. Und ich denke, das ist auch wichtig, damit man sich um sie sorgt. Etwas, was man den Erfindern von Heavy Rain mal in den Kopf hätte schlagen sollen, als sie ihr großes Drama um... ok, ich weiß nicht mal mehr, wie der Junge heißt, den man so dolle liebhaben soll, dass man alles für ihn tut >_<
Auch was die schweren Entscheidungen angeht (obwohl ich nicht weiß, wie viel davon wirklich "Entscheidungen" sind, siehe weiter unten) sind hier durchaus ne Nummer besser (und härter) als das, was einem Heavy Rain da aufbindet. Ich denke, HR macht den Fehler, dass es annimmt, man würde alleine aus der Information "Du bist Vater" bereits alles tun wollen und eine riesige emotionale Bindung haben. Klappt bestimmt bei einigen (vielen^^), aber gutes Vorgehen ist das sicher nicht.
Das Gameplay fand ich im Prinzip ziemlich gut - auch wenn es für Adventure-Verhältnisse arg simpel war. Einfach alles abklicken und dann klappt das schon. Aber gut, man ist ja vermutlich eher wegen der Story und den Charakteren hier als für komplexe Rätsel. Dafür waren die "Action-Szenen" IMO eigentlich immer anspannend genug, dass man mitgefiebert hat. OK, das war bei Heavy Rain ja ähnlich gelöst.
Bei einigen Szenen habe ich mich aber durchaus gefragt, ob einem eigentlich die Munition ausgehen kann, da ich doch recht viel rumgeballert habe *g*
Ich denke, inwiefern man dem "das Spiel wird durch dich geformt" Glauben schenkt hängt von einem persönlich ab und wie die Vorstellung von sowas ist. Im Wesentlichen (das sind nur meine Eindrücke und die, welche ich im Austausch mit nem Kumpel, der es auch vor Kurzem gespielt hat, bekommen habe) scheinen die meisten Entscheidungen ja eher Dialogeinfluss zu haben und nichts großartiges an der Geschichte zu ändern. Vermute sogar, dass man den Gesamtablauf sogar gar nicht beeinflussen kann und auch das Ending immer das selbe ist (bis auf ein paar Dialogzeilen, eventuell)? Wenn man mich hier widerlegen könnte wäre ich natürlich durchaus froh, da sich dann ein zweiter Durchgang definitiv anbieten würde
Was mir ein wenig missfallen hat war, dass manche Charaktere (z.B. Kenny) mich später in Akt 5 als nen ziemlichen Arsch angesehen haben, obwohl ich ihm eigentlich bei vielen schweren Entscheidungen geholfen habe. Klar, ich habe ihm auch mal widersprochen, aber im Gesamtbild sollte das doch nicht so aussagekräftig sein. Keine Ahnung, ob das an der Stelle geskriptet war
Was das Ende angeht:
Eine positive Sache, die mir dazu aufgefallen ist: Die Entscheidungen die man trifft, werden immerhin häufig genug referenziert, dass es sich wirklich so anfühlt, als würde man da viel lenken. Und sowas ist ja auch ne Sache, die beispielsweise Heavy Rain nicht so richtig hinbekommen hat. Hier wird also gut mit den Dialogszenen gearbeitet. Und vielleicht ist das ja auch das beste, was man in einem Spiel dieser Art erreichen kann, wenn man eine Story erzählen möchte?