Ich für meinen Teil war eigentlich nie ein Auto-Liebhaber. Als Kind fand ich es immer deppert mit Miniaturautos zu spielen. Ich habe mir nie aus Sitzpolstern einen Auto-Innenraum nachgebildet um vor dem Fernseher sitzend stillstehen zu können, habe nie verstanden warum Autofahren Sport ist, und habe mein ganzes Leben lang nie am Dreirad Motor-Geräusche gemacht, oder am Fahrrad Motorrad-Polizei gespielt.
Dementsprechend habe ich als Stadtkind auch spät-möglichst den Führerschein abgeschlossen. Vor zwei Sommern angefangen und dann aus Faulheit bis zum letzten alles liegen gelassen. Dementsprechend habe ich erst seit dem zarten Alter von 24 eine Fahrberechtigung, und somit noch nicht mal seit einem ganzen Jahr.
Und auch hier habe ich den Schein erst aus einer recht einfachen Motivation heraus gemacht: Zum Klettern kommt man eben am besten mit einem Auto.
Auch während der Fahrausbildung war ich eher desinteressiert. Eigentlich habe ich mir nur mühe gegeben, da rund 100 Euro pro Einheit etwas zu hoch sind, um sie weg zu werfen. So viel ist mir auch Papas und Mamas Geld etwas wert.
Das erste Auto das ich fahre, ist Muttis alter Garagenwagen. Seit über 10 Jahren stand das Ding deutlich mehr, als es bewegt wurde in der Garage. Maximal zwei Tanks im Jahr wurden verfahren, wobei das noch aufgerundet wurde. Der Tank ist im Übrigen so klein, dass mich das komplette Füllen noch nie mehr als 50 Euro gekostet hat.
Aufzuzählen was dieses Auto hat geht recht schnell. Darum möchte ich jetzt aufzählen, was dieses Auto alles nicht hat:
- ABS
- Servolenkung
- Klimaanlage
- Gute Stoßdämpfer (Auch bei stehenden Autos nutzen die sich ab ..)
- Eine ziemlich veraltete Schaltung, bei der man noch ordentlich helben muss, während man mit dem Lenkrad rudert.
Für die Stadt ist das Auto allerdings brauchbar. Der Spritzvebrauch ist gering und es ist klein genug um sich auch in die engsten Parklücken schieben zu können. Ich habe mich an das Autofahren gewöhnt. Aber toll? Nein, so richtig toll fand ich es nicht. Es mag zwar vlt. lustig gewesen sein mit der alten Kiste schnell zu fahren, da einfach alles rüttelt und rasselt, aber für die kurvigen Gebirgsstraßen vor Wien eigentlich nicht spannend.
Doch heute hat sich alles geändert: Da ich mir für die alte Kiste kein Autobahn-Pickerl leisten will, wenn Papas Auto ohnehin eines auf der Windschutzscheibe kleben hat, dachte ich mir, ich sollte mir doch einmal seines ausborgen. Dementsprechend habe ich mir die Papiere und den Schlüssel abgeholt.
Was das für ein Auto ist? Ich persönlich klassifiziere es als "Breit, groß und silber".
Ich habe im Rückwärtsgang eine deutlich höhere Beschleunigung, als sonst im Ersten beim los fahren. Ohne überhaupt das Gasbedal zu berühren habe ich Geschwindigkeiten erreicht, bei denen ich beim anderen Auto schon überlege ob ich nicht aufpassen sollte. Mir zu liebe. Doch das Auto bewegt sich lautlos und schneidet sich durch die Luftmassen.
Es ging weiter zur Gebirgsstraße: Ich bin mit 60 so enge Kurven gefahren, bei denen ich mit dem anderen Auto bei 30 die Böschung hinunter gefallen wäre. Der Schaltknüppel lässt so präzises und schnelles Schalten zu, dass man sich kurz danach fragt, ob man überhaupt etwas getan hat, da es so schnell vorbei war. Doch das merkt man schnell: Denn mit jedem Gang beschleunigt das Auto noch einmal so stark, dass man in den angenehmen Sitz gepresst wird.
Das Auto ist gefühlt drei mal so breit und lang wie das Alte. Trotzdem konnte ich in einer engen Sackgasse problemlos umdrehen. Millimeter genaues Arbeiten war kein Problem.
Ich habe in mir ein Gefühl aufflammen gespürt, welches ich schon lange nur als eine wirre und dunkel Erinnerung gehalten habe. Etwas von dem ich unbedingt mehr will: Liebe. Und es war nicht irgend eine Liebe. Nicht von der plumpen Art, wie man sie für andere Individuen wie Haustiere, oder sogar Mitmenschen verspürt. Nein. Es war die Liebe von einem Techniker zu Technik. Technik die Physik bis zu den Grenzen entkoppelt. Technik die Reibungen versteckt, sodass sich das Bewegen eines tonnenschweren Autos so anfühlt, als würde man an einem Potentiometer zur Lauttärkeregulierung drehen. Technik die einem erlaubt Kurven zu reißen, bei denen eigentlich alles dagegen spricht, sie in einer derartigen Geschwindigkeit zu nehmen.
Hallo. Mein Name ist Mog. Und ich liebe ein Auto.