Stand irgendwo, dass das Storyboard schon existiert? Ich habe nur etwas von "mapped out" gelesen, was schon noch ein Unterschied ist.Zitat von Kiru
Und ich finde schon, dass Moe-Designs für bestimmte Arten von Geschichten absolut unpassend sind. Mushishi mit Moe? Nein. Ghost in the Shell mit Moe? Nein. Guardian of the Spirit mit Moe? Nein. Under The Dog mit Moe? Nein. Ich habe nichts gegen Moe, aber tendenziell begünstigt ein solches Design nicht gerade die Vermittlung und Glaubwürdigkeit bestimmter Arten von Geschichten.
Und du sagst, dass Crowdfunding der normalen Finanzierung immer näher kommt, um je mehr Geld es geht. Warum? Die Summe des Geldes ändert sich doch nicht. Die Leute, die dem Projekt ihr Geld geben, tun das, weil sie es wollen. Sie haben vielleicht gewisse Erwartungen, sind aber nicht in einer Position, irgendwelche Entscheidungen zu treffen.
Und ja, der Gedanke hinter Kickstarter ist es, Leuten die Finanzierung eines Projekts zu ermöglichen, die das sonst so nicht gekonnt hätten. Ich kann verstehen, dass du UtD lieber als TV-Serie gesehen hättest. Ist ja auch weiterhin nicht ausgeschlossen. Aber ich denke schon, dass die Anwesenheit oder Abwesenheit eines Produktionskommitees einen signifikanten Unterschied macht.
Schauen wir uns doch mal an, was diese Season so in Japan produziert wurde:
Original 6 (Zankyou, Aldnoah, Glasslip, Diva, PriPara, Shirogane)
Original-Sequel: 2
Manga 14
Light Novel 8
Game 5
Zieht man von den Originalwerken die obligatorischen Mahou-Shoujo-Sachen und das Mecha-Zeugs ab, das eh immer bzw. immer mal wieder läuft, bleiben genau zwei Serien übrig: Zankyou no Terror und Glasslip. Zwei Serien von ca. 30. Zählt man noch die Sequels Hamatora und Space Dandy dazu, ist man bei vier.
Alle Spiele-Adaptionen sind reiner Fanservice bzw. reine Werbung. Drei auf eine weibliche Fujoshi-Zielgruppe zugeschnittene Animes niedriger Qualität finden sich hier, die Adaptionen irgendwelcher Musik- und/oder Otome-Spiele sind. Hinzu kommen Sengoku Basara (kann ich nicht beurteilen) und Persona (Werbung/Fanservice; nicht einmal eine vollwertige Adaption).
Unter den Manga-Adaptionen findet sich folgendes:
- generischer Shounen (Akame ga Kill, Rurumo)
- sonstiger Shounen (Tokyo ESP, Tokyo Ghoul) <-- ggf. auch generisch?
- Shoujo, der unvollendet bleiben wird (Ao Haru Ride)
- Fujoshi-Kram (Love Stage!!)
- Moe/Fanservice/All-Girl-Cast (Fate, Locodol, Hanayamata, Jinsei)
- Romcom (Gekkan Shoujo Nozaki-kun)
- SoL-Comedy/Feelgood (Barakamon)
- Sequel (Black Butler)
- Sengoku (Nobunaga Concerto)
Etwas aus dem Muster herausbrechen tun vielleicht Nozaki-kun, Barakamon und Nobunaga Concero. Und Sabagebu!, aber nicht vom Inhalt, sondern weil solche Serien sonst nie auf Shoujo-Vorlagen basieren.
Unter den Light-Novel-Adaptionen sieht es nicht viel besser aus. Free! bricht durch seine Doppelzielgruppe vielleicht etwas aus dem Schema, zumal die Novel auch afaik für den Anime gecastet wurde?
Fast keine Light-Novel-Adaption hat eine Chance darauf, vollendet zu werden. Was finden wir diese Season vor?
- Sequel einer Mainstream-LN, die unter vielen typischen Syndromen leidet (Sword Art Online)
- Sequel zu einer etablierten und langen Serie mit großer Otaku-Fanbase (Hanamonogatari)
- Random Fanservice-Komödie/Ecchi/Moe (Jinsei, Momo Kyun Sword, Rail Wars, Rokujouma, Blade Dance)
Es lassen sich also ein Großteil (!) aller Serien in ein bestimmtes Schema einordnet. Das heißt nicht, dass sie schlecht sind (viele davon sind es aber zweifelsohne), aber fast kein Anime versucht, eine einigermaßen ambitonierte Geschichte zu erzählen, die nicht von den typischen Tropes und Otakut-Catering-Elementen Gebrauch macht.
Zankyou no Terror ist sicherlich erwähnenswert, aber dahinter steckt auch ein großer Name.
Glasslip ist ein SoL-Drama, weil P.A. Works scheinbar gute Erfahrungen mit Originalwerken gemacht hat. Wie ambitioniert oder gut umgesetzt das ist, kann ich nicht beurteilen, aber weit vom Standard bewegt sich die Serie nicht.
Nobunaga Concerto ist erwähnenswert, weil die Serie wenig auf den Otaku/Fujoshi-Markt oder einen Shounen/Kodomo-Audienz zugeschnitten ist.
Und das war's. Fast keine Serie bringt frischen Wind in das Anime-Feld. Fast keine Serie erzählt eine ambitonierte Geschichte. Fast keiner Serie merkt man die leidenschaft eines dahinterstehenden Autors an.
Größtenteils sind alles bewährte Prinzipien oder die zigtausendste Iteration eines bestimmten Themas.
Ich bin jemand, der offen für vieles ist. Auch diese Season gibt es wieder reichlich Serien, an denen ich meine Freude habe. Aber es fehlt einfach etwas. Animes, die im Pool der bereits existierenden Animes einen wirklich großen Mehrwert bieten, sind sehr rar. Verdammt, allein schon storyorientierte Animes, die überhaupt versuchen, eine Geschichte ZU ENDE zu erzählen, d.h. nicht primär Werbung für Manga/LNs sind, sind schon recht selten.
Das ist ein zustand, den ich ehrlich gesagt für ziemlich bedenklich halte. Ich sage ja nicht, dass der Markt sich tiefgreifend verändern muss, aber aktuell stagniert er meiner Meinung nach ziemlich und offenbar gibt es fast gar keine Sponsoren/Produktionskommitees, die sich für Animes einsetzen, die etwas aus dem Schema fallen.
Das ist ein extremes Problem der aktuellen Marktsituation. Und dieses Problem kann sich nicht von allein lösen, weil sich die Zielgruppe erstens nicht so schnell wandelt und Japan immer noch ein ziemlich beschränktes Sichtfeld hat.
Crowdfunding sehe ich da durchaus als mögliche Lösung an. Under The Dog ist vielleicht nicht das beste Beispiel, weil der Anime möglicherweise auch so auf die Beine gekommen wäre, ABER es zeigt, dass es genug Fans gibt, die so etwas unterstützen. Und das sehe ich als extrem wertvoll an. Wenn sich so eine Art der Finanzierung in der Zukunft noch viel stärker durchsetzen kann, sehe ich Potential für eine positive Wandlung des Marktes, die ich momentan beim besten Willen nicht sehen kann.
Ich verstehe die Zweifel, aber zwei Dinge machen imo den Unterschied. Erstens produziert Japan abgesehen von sehr wenigen Ausnahmefällen (Space Dandy) nur mit der japanischen Audienz im Hinterkopf, Crowdfunding hingegen ist ein weltweites Unterfangen. Und zweitens gibt es eine extreme Aversion gegenüber Risiken. Das schließt natürlich fast alle Originalwerke ein. Crowdfunding hingegen ist Risiko egal. Wenn etwas nicht finanziert wird, wird dadurch niemand verletzt. Es kommt einfach nicht zustande. Aber ich denke mir, dass es viele Werke gibt, die von den japanischen Produktionskommitees abgelehnt wurden, die aber trotzdem auf gute Resonanz stoßen würden. Gerade bei solchen Werken, die nicht auch noch oder hauptsächlich dazu da sind, Manga, LNs, Spiele, Spielzeug und Merchandise zu verkaufen. Was eben die meisten Serien heutzutage sind.Zitat