Nein, das sind nicht nur alles große Namen und nicht alle haben wenig Geld bekommen. Schau dir mal Eve no Jikan an. Das ist ein Lokalisierungsprojekt von einem Regisseur, der sowohl im Westen als auch in Japan keinen riesigen Bekanntheitsstatus besitzt. Er wollte den Film unabhängig von Publishern in den Westen bringen. 18.000 USD waren eingeplant. 215.000 USD kamen zusammen. Glaubst du, ein externer Publisher hätte einen derartigen Betrag in das Projekt investiert, durch den nun massenhaft Extras, ein riesiges Fanbook, Dutzende Untertitelspuren und eine englische Vertonung Teil der Veröffentlichung sind? Klar sind es hier natürlich auch die Rewards, die die Backer gereizt haben, aber 200.000 USD sind verdammt viel Geld für so eine "kleine" Sache.Zitat von Kiru
Yoshiura und Eve no Jikan sind sicherlich nicht unbekannt, aber er ist auch kein Allgemeinwissen. Große Namen sind sicherlich wichtig, aber eine gute Präsentation und etwas Vorzeigbares können auch extrem viel ausmachen.
Abgesehen davon: Gerade die "großen" Leute haben die Erfahrung und das Talent, um solche Projekte erfolgreich zu machen. Und nein, ich bin davon überzeugt, dass nicht jeder davon auch in Japan entsprechende Unerstützung bekommen würde.
Ein anderes Beispiel: Santa Company. Der Dude ist unbekannt, das Werk mehr oder weniger Indie. Er brauchte die Unterstützung durch die Backer. Hätte er auch in Japan die Unterstützung bekommen? Halte ich für ziemlich unwahrscheinlich, wenn man sich den Markt anschaut.
Bisher hat Crowdfunding in dem Bereich noch gar kein "Nein". Alle Anime-Projekte sind erfolgreich gewesen, einige sogar regelrecht über ihr Ziel hinausgeschossen. Klar waren das bisher eher kleine Sachen, aber wenn für ein Projekt wie Kick-Heart!, das nun wirklich keinen Mainstream-Appeal hat, so viel zusammenkommt, meinst du nicht, dass es eventuell doch möglich ist, auch mal eine oder zwei Million zusammenzukriegen?Zitat
Und um nochmal auf TV-Serien zurückzukommen: Das ist sicherlich kein Format, das überhaupt auf Kickstarter viel Sinn machen würde. Dann lieber eine Reihe von OVAs wie sie in den 80ern und 90ern populär waren. Dann ist man nämlich an keinen TV-Sender gebunden, nicht an Japan gebunden, nicht an den Wochenzyklus gebunden. Das macht einfach mehr Sinn, auch wenn es länger dauert, dafür dann aber auch die Qualität erhöht.
Mit extrem wenigen Ausnahmen würde das wirklich viel ändern? Da wage ich doch sehr zu widersprechen. Die Art von Geschichte, die man erzählen kann, und wie sie sich anfühlt, hängt extrem von der Darstellungart ab. Moe-Animes haben zudem oftmals die Einschränkungen, dass sie keine wichtigen männlichen Protagonisten oder nur den MC haben. Oft halt Otaku-Futter. Verkauft sich so besser.Zitat
Ich sage ja nicht, dass jedes Produktionskommitee so etwas verlangt (Yura hat aber recht explizit gesagt, dass das eine wahrscheinliche Änderung für UtD gewesen wäre), aber wirf mal einen Blick auf den Markt und sag mir, wie viel Platz der heute für Individualität bietet. Vielleicht siehst du das einfach nur anders, aber durch eine erzwungene Art der Präsentation, die auf eine bestimmte Zielgruppe zugeschnitten ist, leidet die Freiheit, wie und mit welchen Gefühlen / welcher Stimmung man eine Geschichte erzählt extrem. Wann Gerade wenn man etwas ernsteres/realistischeres machen will, das nicht einen üblen Beigeschmack von Otaku-Catering haben soll.
Sicherlich wären die nicht per Crowdfunding finanzierbar. Sollen sie ja auch nicht sein, die meisten wären es nicht einmal wert. Es sollen ja auch keine Animes per Crowdfunding finanziert werden, die die Kinder dazu bringen sollen, Spielzeug zu kaufen oder ähnliches, sondern eben das, was durch Crowdfunding erst existieren oder aufblühen kann. Das, was wir größtenteils nie zu Gesicht bekommen, weil der japanische Markt es nicht zulässt. Und das, was wir bisher noch gar nicht gesehen haben. Das Medium verweigert sich im Moment (fast) jeglicher Evolution, und das sehe ich als Anime-Fan durchaus als problematisch an.Zitat
Ich denke, der Weg der Finanzierung für mögliche Projekte, die über eine Episode hinausgehen, lässt sich recht gut mit der Finanzierung von mehrteiligen OVAs/ONAs von früher vergleichen: Episoden werden nach und nach finanziert. Entweder nur per Crowdfunding, oder anschließend noch durch weitere Möglichkeiten (Verkauf von DVDs/BDs, Streaming etc.), was dann den Bedarf an Geld für kommende Episoden senkt.