Erstmal glaube ich, du hast eine lebhaftere Vorstellung von deiner Welt im Kopf, als die, die durch die Texte herüberkommt. Deshalb die Kritik vielleicht nicht allzu wörtlich nehmen. Daher auch ein Tipp am Anfang: Versuch doch mal, das Setting auf einer Seite mit Schriftgröße 10,5 oder so zu beschreiben. Das hilft ungemein dabei, die eher unwichtigen Details auszusortieren, die vor allem einen interessierten Leser am Anfang abschrecken. Und es hilft dir, ein kohärentes Bild von deiner Welt zu bekommen.

Was ich mag:
  • Eis+Steampunk. Ist zwar keine neue, aber eine ästhetisch wertvolle Mischung. =)
  • Die allgemeine Revolutionsstimmung. Das ist einen Schritt weiter als üblicher Steampunk, und es hat ebenfalls was.
  • Technik+Magie. Meistens gibt es da einen Bruch, und dass es nicht so ist, fällt positiv auf. Allerdings müsste man die Magie dann auch entsprechend gestalten (ich empfehle dir einen Blick in die "The Red Star" Comics, in denen Magie tatsächlich wie Technologie organisiert und mit einer theoretischen Wissenschaft mit Formeln und Regeln grundiert ist). Allgemein müsstest du dazu mehr erzählen, damit man sich ein besseres Bild machen kann, und damit es glaubwürdig wird.

Was ich irgendwie unpassend oder komisch finde:
  • Du wirfst im Text immer mal sehr verwirrend mit "Monarchie/Adel" und "reiches Bürgertum" um dich. Das ist alles NICHT das Gleiche. Der Adel muss nicht hinter dem Monarchen stehen, und das Bürgertum ist sogar eine komplett andere Klasse. Wenn du dich in politische Terminologie und speziell sozialistische Theorie begibst, musst du aufpassen, dich nicht zu verzetteln -- und wenn es in deiner Welt anders als in unserer funktioniert, musst du es erklären. ^^
  • Das Setting ist total chaotisch. Das Genre verschwimmt völlig, weil ziemlich durchmischte Elemente aus Fantasy, Sci-Fi und Realität mit reinkommen, die aber oft entweder erzwungen oder willkürlich wirken. Wo fang ich an... Nehmen wir die römischen Ansätze. Wenn du dieses Lateinkram einbringst, würde ich ihn zu einer allgemeinen Ästhetik (und einem allgemeinen Hintergrund) der Oberschicht machen. Das würde vielleicht funktionieren, zumindest was Kultur angeht. Natürlich geht dir dadurch dann aber das typisch Viktorianische des Steampunks verloren; könnte aber ein interessanter Twist sein. Dann die Monster. Muss man die wirklich durch Dimensionsrisse erklären? BRAUCHT das dieses Setting überhaupt? Reicht es nicht, sie dadurch zu erklären, dass es ein anderer Planet ist, auf dem nicht nur ALLES anders sein kann, sondern auf dem es auch noch Magie und seltsame Steampunk-Wissenschaft gibt? Das führt uns zu den Ponys. Ich meine, I see what you did there, aber wäre es nicht etwas glaubwürdiger gegangen? Müssen es denn Ponies aus Equestria sein, macht das für das Spiel irgendeinen Unterschied? Könnte es nicht einfach kluge Tierwesen/-Mutanten geben, und die Ponies haben sich durch ihren Nutzen für den Adel eine eigene Nische herausgeschlagen (und rebellieren nun)? Um diesen Kritikpunkt auf eine einzige Zeile zu bringen: Es mangelt deiner Welt an Kohärenz, an Glaubwürdigkeit und an einem einheitlichen Stil, obwohl du durchaus gute Ansätze dafür drin hast.
    Um nochmal klarzumachen, dass das keine Kleinigkeit ist: Du ziehst hier sehr enge Parallelen zu unserer Welt, also zur Realität, und auch die Atmosphäre des Spiels scheint keine vorrangig lustige, pulpige zu sein. Wenn du in so einem Setting Atmosphäre und Emotionen aufbauen willst, muss man die Welt glauben können.
  • Argrarwirtschaft ist für Steampunk auch seeehr ungewöhnlich, eigentlich ist ja gerade die Industrialisierung der große Punkt an diesem Genre. Ich würde es vielleicht etwas weniger wichtig für den Planeten machen. Außerdem fehlt mir hier noch eine optische Vorstellung. Reisplantagen im Winter (wie gesagt, es geht um die OPTIK)? Kartoffelfelder im deutschen Winter oder eher russische Steppe?
  • Du musst dir bei den spielbaren Rassen sehr genau überlegen: Willst du einen verrückten Hotchpotch an Figuren, bei denen kaum eine einer anderen gleicht (wie etwa in einem typischen Tim Burton Film), oder willst du ein bestimmtes Raster an dominanten Rassen? In letztem Fall musst du an den Beschreibungen drehen, so ein Raster aufstellen und dir der Wirkung bewusst werden, die es hat. Wenn man bspw. Menschen, Zwerge, Elfen und Ponies als Rassen hat, wirkt es seltsam. Überlege auch durchaus mal, ob du in deinem Spiel überhaupt EDO (Elf-Dwarf-Orc) brauchst. Ich finde nämlich, die beißen sich mehr mit den Ponies, als die Ponies mit dem Rest des Settings, und ich sehe gerade noch nicht, wieso dieses Setting sie braucht (inwiefern sie also das Setting interessanter machen).

Zitat Zitat
Genutzt werden ausschließlich nur gleichseitige W6 (6-seitigen Würfeln), da wahrscheinlich jeder mindestens einen im Besitz haben dürfte. Gewaltige Würfelpools mit mehr als fünf Würfeln wird es wahrscheinlich nicht geben, weswegen auch nur einer oder zwei pro Spieler ausreichen.
Weitere wichtige Unterschiede gegenüber anderen Rollenspielen dürften zum einen die Tatsache sein, dass Zervadrastrak kein konventionelles, rundenbasiertes Kampfsystem besitzt, sondern Kämpfe nur in Form von Ketten aus sinnvollen Proben ablaufen lässt.
Klingt gut soweit. Muss mehr sehen, um mehr zu sagen. Gibt übrigens so einige Rollenspiele, die Kämpfe so machen (vor allem im Indie-Bereich).

Was du dir vielleicht angucken solltest, sind die Rollenspiele Victoriana (Steampunk+Magie in unserer Welt, am besten 2nd Edition, essentielle Quelle, die sehr gut die Konsequenzen aus Magie und Steampunk einfängt!) und Opus Anima (Steampunk-Mystik-Sci-Fi-Horror). Letzteres kann man sich kostenlos und legal herunterladen, außerdem hat es mit dem Verschwimmen des Genres ein ähnliches Problem wie dein Spiel, kriegt es aber besser gebacken, weil der Sci-Fi-Part besser abgekapselt ist. ^^