So, hab auch meinen Senf zu gegeben.
Viel Spaß und so, Tim. :P
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Viel Spaß und so, Tim. :P
Erledigt.
Wobei ich zustimmen muss, dass die letzte Frage für Bisexuelle etwas ungünstig formuliert ist. Die haben da keine rechte Möglichkeit drauf zu antworten.
Aber hallo. Ich erinnere mich da an eine ziemlich hitzige Diskussion in der Schule, weil ein Mitschüler felsenfest davon überzeugt war, dass Schwul-sein eine bewusste Entscheidung gegen Heterosexualität sei. Glücklicherweise stand er mit der Meinung alleine da (und ich glaube, er meinte das nicht einmal diskriminierend), aber ich kann mir schon vorstellen, dass es ne Menge Vollpfosten gibt, die die Meinung noch radikaler vertreten.
Ich kenne auch mehrere Leute, die bis heute die bloße Existenz von Bisexualität leugnen ("Ach, die haben sich nur noch nicht entschieden!" - wer merkt was?). Alles vorhanden.
Ich habe vor einer ganzen Weile einen Bekannten bei seiner Familie in der Pampa (aka Vogtland) besucht, nachdem er mit seiner langjährigen Freundin und einem schwulen Pärchen eine Woche Urlaub an der Ostsee gemacht hatte. Nach dem Abendessen gab es etwa eine Stunde lang eine lustige offene Fragerunde an die Freundin, ob sie denn nicht Angst hatte, dass ihr Freund schwul werden könnte, wenn er eine Woche mit Homosexuellen verbringt. Und die Fragen waren durchaus ernstgemeint. (Was ziemlich nett ist, so von der eigenen Familie an die eigene Freundin. ^^)
--از جمادی مُردم و نامی شدم — وز نما مُردم بهحیوان سرزدم / مُردم از حیوانی و آدم شدم — پس چه ترسم؟ کی ز مردن کم شدم؟
حمله دیگر بمیرم از بشر — تا برآرم از ملائک بال و پر / وز ملک هم بایدم جستن ز جو — کل شیء هالک الا وجهه
بار دیگر از ملک پران شوم — آنچه اندر وهم ناید آن شوم / پس عدم گردم عدم چو ارغنون — گویدم کانا الیه راجعون
Bin ja regelrecht schockiert von euren Erfahrungen o_O
Anyway, hier sind die Ergebnisse der Umfrage. Vielen Dank an alle, die daran teilgenommen haben! Mal gucken, welche Erkenntnisse sich im Text einbauen lassen :P
So "viele", die keine Ahnung haben (wie ich *hust*)
Hat (Homo)sexualität was mitm Charakter zu tun? Kann man die sich aussuchen? Weiß nicht, stehe soweit ich denken kann auf Männer. (Also ich bin ne Frau, falls das wieder einer versiebt.)
Zu der Frage, ob man sich aussuchen könne, homosexuell zu sein:
Es gibt auch die Ansicht, dass sowohl reine Hetero- als auch reine Homosexualität mehr oder weniger willentliche Entscheidungen sind. Also nicht die Tendenz selbst, sondern das völlige Ausschließen des anderen Geschlechts. Oder kurz gesagt: Die Annahme ist, dass alle Menschen irgendwo bisexuell sind, es sich aber nicht eingestehen wollen.
Wäre, denke ich, eine interessantere Fragestellung gewesen. Aber auch schwieriger, die Antworten auf ihren Wahrheitsgehalt auszuwerten. Ich denke jedenfalls, dass etwas dran ist, auch wenn es wohl nicht der Weisheit letzter Schluss ist.
Und ehrlich? Die überwältigende Mehrheit lässt sich in keiner Weise davon beeinflussen, dass eine Person homosexuell ist? Das kann ich irgendwie nicht glauben. Sexualität ist doch wohl Teil eines Charakters, ob nun homo, hetero oder bi?
Problem ist hier außerdem, dass die gesellschaftliche Determiniertheit hier eine große Rolle spielt; in der Regel "will" die Gesellschaft, dass man sich für eine Partnerseite (meist die heterosexuelle) entscheidet. Also macht man das auch. Das ist ja auch einer der Gründe, warum die Gay-Pride-Selbstdarsteller (liebevoll auch Voll••••••••••n genannt) ihre Sexualität ständig herauskehren müssen: Es ist Teil ihrer externalisierten Identität, also Teil dessen, was sie der Gesellschaft von sich zeigen wollen, wohl um sich von anderen abzugrenzen, individuell zu sein. Und das ist auch einer der Gründe, warum gerade von männlicher Seite Homosexualität gern für ein großes Feld von Beleidigungen oder Pejorativen herhält und prinzipiell erstmal schlecht ist.
In anderen Gesellschaften waren (sind?) bisexuelle Verhaltensweisen praktisch die Norm, denken wir nur an die frühen Griechen oder einige Völker Mesopotamiens. Der Gilgamesch-Epos, eines der frühesten Schriftstücke der Menschheitsgeschichte, erzählt im Endeffekt die erotische Beziehung zwischen einem König und einem Tiermenschen, beide männlich, nachdem der eine wie auch der andere viel Sex mit Frauen hatte.
Sexualität ist inzwischen ebenso kulturell überformt wie Essbesteck (Kuchengabeln und Fischmesser, wtf?!). Möchte im gleichen Atemzug auch daran erinnern, dass Bisexuelle sich in der Regel ebenfalls meist zu einem Geschlecht stärker hingezogen fühlen als zum anderen. Die Begriffsgrenzen allein machen schon unheimlich viel aus: Ab wann ist ein Mensch homosexuell oder bisexuell? Wie lange ist er heterosexuell? Durch das Prädikat "xyz-sexuell" wird schon unheimlich viel vorausgesetzt und an Erwartungen gestellt und es wird sehr unwahrscheinlich, dass ein heterosexueller Mann sich ein Abenteuer mit einem anderen Mann erlaubt, oder dass ein offen homosexueller Mann auf einmal was mit einer Frau anfängt.
Bei Frauen ist das spannenderweise alles etwas anders mit der gesellschaftlichen Zuschreibung, was wohl daran liegt, dass diese Zuschreibung immer noch von männlicher Seite getroffen wird.
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Das Problem ist, dass diese beiden Antworten sich nicht gegenseitig ausschließen.
Es kann Teil seines Charakters sein und dennoch keine Rolle für mich spielen und mir egal sein, ich muss ja kein großes Interesse für seine Charaktereigenschaften aufbringen. Im Rahmen des "Wir sind ja ach so tolerant" werden sich dann die meisten für die "Ist mir egal" Antwort entschieden haben.
Ansonsten vollständiges +1 an Mordechaj.
--
Ich hatte immer den Eindruck, dass es sich dabei um zwei völlig unterschiedliche Arten von zwischenmenschlichen Beziehungen handelt. Die Beziehung zu einem Mann hat immer etwas loyales, freundschaftliches, oft auch intellektuelles während die Beziehung zu einer Frau von Schönheit, Lust und Begierde geprägt ist. Das ist zumindest das, was mir immer wieder auffällt, wenn ich mal wieder griechische Sagen oder etwas von den alten Philosophen lese.
Und so viel anders ist die heutige "Norm" in der Gesellschaft doch auch nicht. Echte Freundschaften findet man eher unter Gleichgeschlechtlichen während Partnerschaften zwischen den Geschlechtern sind.
Den Menschen eine allgemeine "bi"-sexuelle (im Sinne von "beides gleich stark") Verhaltensweise zuzuschreiben halte ich für ähnlich verallgemeinernd wie zu behaupten, dass Frauen und Männer "gleich" seien.
Außerdem glaube ich nicht, dass die Gesellschaft und ihre Determiniertheit hier eine so starke Rolle spielt. Die Leute lassen sich ja gerne bei irgendwelchen Dingen beeinflussen, aber sicher nicht bei ihren sexuellen Neigungen. Ich glaube eher, dass der Grund für zum Beispiel negativen Äußerungen gegenüber Homosexuellen viel einfacher und ehrlicher ist; ein schlichtes Unverständnis gegenüber andere, möglicherweise konträr zur eigenen stehenden Neigungen. Denn was man nicht verstehen kann ist fremd und komisch.
Wer behauptet eigentlich, dass alle Menschen irgendwie bisexuell seien könnten? Sind das nicht vielleicht auch mindestens latent bi ausgerichtete Menschen, die sich nicht vorstellen können, dass man nicht auf nur einen Typ Mensch stehen kann? Mir scheint dieser Denkansatz ziemlich zweifelhaft zu sein ^^
Ich denke, man kann sich dafür entscheiden, nicht auf etwas zu stehen (zum Beispiel durch gesellschaftlichen Druck), sich aber nicht so einfach dafür entscheiden, auf etwas zu stehen.
Bis ich herausfand, dass ich bi bin, habe ich nie darüber nachgedacht - hetero zu sein war vollkommen normal, alle waren so, und etwas anderes kam mir gar nicht in den Sinn. Es war nicht so sehr, dass mich Jungs angeekelt hätten, aber ich habe einfach gar nicht über die Möglichkeit nachgedacht, mit ihnen zusammen zu sein; Schwule kannte ich nur aus dem Fernsehen, und dort auch nur aus Sitcoms, in denen sie als lächerliche Witzfiguren dargestellt wurden.
Eines Tages hat sich dann einer meiner Freunde als schwul geoutet, und ich habe zum ersten mal mitbekommen, dass es das ja tatsächlich im „echten Leben“ gibt - und auch zum ersten mal darüber nachgedacht. Eine schlaflose Nacht später, in der ich durch meine eigenen Gedanken und Gefühle gewühlt habe, war mir dann klar, dass ich auf beides stehe.
Ich sehe es also so, dass man wohl wenig Erfolg dabei haben wird, dem Schwulen zu sagen: Steh jetzt mal gefälligst auf Mädels! Sich von den Jungs abwenden, das wird er wohl zähneknirschend können, wenn ihm seine gesellschaftliche Wirkung wichtig genug ist (das mit dem Zölibat klappt ja in der Kirche (in Abwesenheit kleiner Kinder) auch wunderbar, ohne dass angenommen wird, dass die Menschen dort gänzlich sexualitätslos sind); sich jedoch den Mädels zuwenden, das ist denke ich nicht so einfach.
Die Griechen haben bereits ein höchst überformtes Geschlechterkonzept, das in ihr tradiertes Kulturgut übergeht, das ist schon richtig. Wir finden allerdings in der klassischen Zeit vor allem aus Athen und aus der vorklassischen Zeit praktisch aus ganz Griechenland bildnerische und literarische Darstellungen von Knabenliebe oder Beziehungen zwischen gleichrangigen Männern. Die Attischen Komödien schildern uns Homosexualität im antiken Griechenland, Platon spricht davon; Straton von Sardis ist da ganz besonders plastisch:
Pale skins I like, but honey-colored more,
And blond and brunette boys I both adore.
I never blackball brown eyes, but above
All, eyes of scintillating black I love.
Diese Zeilen stammen übrigens aus der Anthologie Μουσα Παιδικη (Musa Puerilis), in der es in weit mehr als 250 Epigrammen ausschließlich um Knabenliebe geht.
Im antiken Rom war Homosexualität unter dem Virilitätsgebot (=sexuelle Führung durch den Mann) lange Zeit auch straflos geduldet, wenn auch beargwöhnt. Römisch-griechische antike Quellen (z.B. Aristoteles in der Πολιτικά) erzählen uns wiederum von den Kelten, wie sie oft und viel gleichgeschlechtlichen Verkehr haben. Die Forschung geht hier davon aus, dass es sich um bonding rituals, also Zusammenhalt stiftende Rituale innerhalb der Kriegergemeinschaften handelt. Ähnliches trifft auch auf einige Kulturen Mesopotamiens zu, allein schon die starke Verbindung von geschlechtlicher Liebe und kriegerischer Gewalt im kultischen Leben jener mesopotamischen Völker ist darauf ein Hinweis.
Die Sache ist, dass es dabei in so mancher antiken Gesellschaft gar keine echte Trennung gab. Das bonding ritual der Kelten war ebenso von Loyalität wie von Lust gelenkt und schützte vor Deprivation: Ein Phänomen, das wir heute praktisch nur noch in isolierten Paragesellschaften finden, etwa in Strafgefängnissen, wo es unter langjährigen Häftlingen zur Bedürfnisbefriedigung in der Homosexualität kommt. Es gibt auch Berichte (nicht dass ich das jetzt in irgendeiner Weise gleichsetzen möchte) von einsamen Hirten, die irgendwann anfingen, Teile ihrer Herde zu bespringen. Das allein zeigt doch schon, dass Disposition eine nicht geringe Rolle bei der geschlechtlichen Ausrichtung spielt.Zitat
Das möchte ich ebenso sehr verneinen wie du, ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen und sagen, dass es überhaupt keine Art des sexuellen Grundverhaltens gibt. Genau dann wären wir nämlich in dieser ziellos umherirrenden Blase, die versucht zu erklären, wie Homosexualität zustandekommt. Wir wissen es einfach nicht, die Ursachen sind womöglich einfach zu multikausal. Ich möchte aber behaupten, dass der gesellschaftliche Kontext und die Einflussnahme des Umfeldes auf das Individuum eine massive Rolle spielen. Letztendlich gehen wir, wenn wir nicht gerade Chomsky (=dumm wie brot) sind, davon aus, dass der Mensch als tabula rasa auf die Welt kommt. Und wir gehen davon aus, dass Kinder noch keine klare (andere sagen sogar einschränkender: dass Kinder keine) sexuelle Ausrichtung besitzen -- das macht es ja auch so schwer, Ursachenforschung zu betreiben. Das bedeutet im Endeffekt, dass die sexuelle Herausentwicklung bis in die Pubertät hinein (und ich würde sogar weiter gehen: selbst danach noch) unzähligen Einflüssen ausgesetzt ist. Und die gehen von klein bis groß: Wer weiß, was mich dazu verleitet hat, die Löffelchenstellung als besonders angenehm zu empfinden und auf Frauen in Sommerkleidern zu stehen. Meiner Genetik wird beides jedenfalls besonders egal sein.Zitat
Nochmal, wichtig: Multikausale Ursachen. Nichts davon ist per se angeboren oder per se erworben; es ist ein Zusammenspiel, in dem beide Faktoren -- soziokulturelle und genetische -- eine große Rolle zu spielen scheinen.
Warum sollten sie das nicht tun? Homosexuelle Menschen haben jahrhundertelang in Scheinbeziehungen gelebt, das passiert teilweise noch heute. Und mein Gott, wir leben monogam! Gibt es ein stärkeres Indiz für den sozio-kulturellen Einfluss auf die Sexualität als Monogamie? Der Mensch ist kein Schwan; er kann, wenn er will, mit so vielen wie möglich.Zitat
Das schließt allerdings nicht aus, dass das kultursozial einprogrammiert ist. Wir beargwöhnen auch Leute, einfach kulturell anders geprägt sind. Wenn dir ein Chinese im Flugzeug vor die Füße spuckt oder ein Moslem ein Moslem ist, ist das durchaus mit viel Argwohn verbunden.Zitat
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Muss erstmal loswerden, dass ich das Thema mega interessant finde. Bin auch eher der Meinung, dass gesellschaftliche Determiniertheit eine große Rolle spielt und dass der Mensch vielleicht sogar mehr oder weniger bi oder ohne jegliche Art von Sexualität auf die Welt kommt. Allerdings kam mir gerade der Gedanke, wo der Fortpflanzungstrieb in dem Bild Platz findet: Als neugeborene tabula rasa würde der Mensch ja erst erlernen müssen, wie das Zusammenspiel der beiden unterschiedlichen Geschlechter zur Fortpflanzung führt. Aber ist der Fortpflanzungstrieb, den ja nicht nur der Mensch kennt, nicht auch genetisch verankert?
Das ist das große Problem, das ich mit der Belegung Fortpflanzungstrieb habe: Es ist ein Sexualtrieb. Der Unterschied dabei ist, dass der Fortpflanzungstrieb explizit zielgerichtet ist (d.i. die Weitergabe des Erbgutes) und der Sexualtrieb erstmal nur selbstgerichtet ist (d.i. Vereinigungsbedürfnis). Es ist hier schwer, zwischen genetisch Angelegtem und gesellschaftlich Generiertem zu unterscheiden, letztendlich müssen wir uns aber darüber im Klaren sein, dass ein Sexualtrieb durch innerkörperliche Prozesse in Gang kommt. Deshalb tritt das sexuell Triebhafte ja auch erst mit der Entwicklung der Geschlechtsorgane und dem damit einhergehenden Anstieg der Hormonproduktion hervor. (nota: Ich habe hier nur Halbwissen. Ich weiß tatsächlich nur Verschwommenes über die pubertäre Entwicklung.) Dass es einen genetisch verfestigten Sexualtrieb gibt, ist also unabstreitbar, er ist natürlicher Teil der menschlichen Entwicklung. Wie er allerdings geartet ist, hängt stark von multikausalen Faktoren ab und vieles davon wird -- vertrauen wir einfach mal der Psychoanalyse und der Entwicklungspsychologie -- bereits im frühkindlichen Alter beeinflusst. Die Tatsache außerdem, dass Körper und Psyche in einem ständigen Wechselverhältnis stehen und einander beeinflussen, während jeder Körper und jede Psyche von Grund auf verschieden sind, macht es beinahe indechiffrabel, wozu welcher Einfluss führen könnte. Letztendlich ist dann auch Genetik ein Kann-Zustand.
Die tabula rasa (sorry, da war ich etwas schwammig) meint deshalb auch nicht, dass Menschen komplett als unbeschriebene Membran auf die Welt kommen, sondern dass sie innerhalb der genetisch vorprogrammierten Grundvoraussetzungen völlig frei von Verhaltensweisen sind. Diese kommen erst in Gesellschaft zustande und verlaufen nach gewissen Mustern, welche wiederum beiderseits natürlichen Umständen und genetisch durchgesetzten Grundprinzipien (vor allem Trieberfüllung und Nutzenstreben) gehorchen. Das heißt praktisch: Heterosexualität könnte genetisch vorprogrammierte Norm sein, das ist allerdings nicht verifizierbar (zumindest ist es bis heute niemandem gelungen und ich bezweifle, dass es jemals jemandem gelingt, selbst wenn es der Wahrheit entsprechen sollte). Nehmen wir für einen Moment an, dass Heterosexualität genetisch vorprogrammiert ist -- was könnte der Schluss daraus sein? Immerhin ist auch die Neigung vorprogrammiert (und das wiederum ist empirisch belegbar) den Sexualtrieb möglichst häufig auszuleben, ohne dabei an einen Partner gebunden zu sein; unsere Gesellschaft hat aber ein ganz anderes Normverständnis als die Evolution.
Wäre irgendein bestimmtes Grundverhalten angeboren (das könnte gern individuell sein) ohne dass dieses in irgendeiner Weise gesellschaftlich beeinflusst ist, ließe sich das weder feststellen -- man kann keinen Menschen außerhalb von Gesellschaft aufziehen, schon die Mutterbrust ist gesellschaftlicher Kontakt und die bisherigen Versuchssubjekte sind allesamt nach kurzer Zeit gestorben --, noch hätte das irgendeinen Effekt, da die Gesellschaft eine faktischer und unwiderruflicher Teil des menschlichen Daseins ist: Er kann also nur innerhalb von gesellschaftlicher Beeinflussung existieren, nahezu alle ernstzunehmenden Forscher (y exclu Mr. Chomsky, der meint, der Fahrplan für's Denken wäre in die Muttermilch getunkt) gehen davon aus, dass die Persönlichkeit und das Denken sich aus dem Latenz-Schema (Reiz-Reaktion; Assimilation-Akkommodation; Ping-Pong) ergeben. Freilich, Denken und Persönlichkeit sind ja auch Bewältigungsmittel eines gesellschaftlichen Umfeldes, genauso wie Sexualität: Wie gesagt, Disposition spielt beispielsweise eine Rolle. Wir hatten mal ein Kaninchen ohne Partner. Nach 2 Wochen hat das einen Ball in etwa seiner Größe als Geschlechtspartner akzeptiert. Assimilation-Akkomodation. Ein evolutionär-zielgerichteter Nutzen im Sinne der Fortpflanzung entsteht nicht, wohl aber eine Befriedigung des selbstgerichteten Sexualtriebes.
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Das ist ein wichtiger Aspekt imo.
Ein Grundverständnis über den Fortpflanzungstrieb zum Thema Homosexualität zu erlangen halte ich für falsch oder zumindest nicht zielführend. Zumal sich die Frage nach der Fortpflanzung bei Homosexuellen ohnehin nicht stellt. Das zeigt für mich, dass Sexualität eben nicht nur der Fortpflanzung, sondern auch heutzutage besonders der Lustbefriedigung dient.
Den genetischen Ansatz halte ich auch nicht für uninteressant. Homosexualität könnte auch genauso gut eine genetisch (vorsichtig gesagt) '''gewollte''' und evolutionsbedingte ,,Bremse'' gegen Überpolulation sein. Oder ein Selektionsmechanismus. Die Ansätze sind ja vielfältig (und meine bestimmt nicht mal richtig ^^). Aber ich finde es nicht unwahrscheinlich, dass es eine genetische Grundlage für Homosexualität gibt, die nur einfach noch nicht hinreichend belegt ist.
Ich persönlich nehme in meinem reduzierten Verständnis mal an, dass gesellschaftliche und genetische Faktoren eine Rolle spielen und sich einander bedingen. Die eingeworfene Tabula Rasa halte ich auch für einen sinnvollen Ansatz. Also genetische Grundlagen, die durch gesellschaftliche Einflüsse ausdifferenziert werden. Fände es irre spannend mal handfeste Antworten zu bekommen, welche gesellschaftlichen Faktoren bei der Findung von Sexualität generell eine Rolle spielen. Läuft aber vermutlich darauf hinaus, dass die Entwicklung/Sozialisation der Person so individuell ist, sodass sich ein allgemeingültiges Bild nicht abzeichnen lässt.
Hätt gar nicht gedacht, dass sich aus der popeligen Umfrage so eine interessante Diskussion entwickelt. Immer was Neues....
Dass beide Faktoren eine Rolle spielen, halte ich persönlich (auch hier ohne tieferen Einblick in die Materie) gerade deshalb für infragekommend, weil diese Kombination in unzähligen anderen Fällen ebenso eine Rolle spielt; das reicht von angeborener Schizophrenie, die einen Trigger benötigt, bis endokrine Fehlfunktionen, welche erst durch einen bestimmten Lebenswandel oder bestimmte Ereignisse hervortreten (können, nicht müssen). Im Falle der genetisch angelegten Homosexualität gäbe es dann eben eine Bevölkerungsgruppe, die aufgrund ihrer Anlagen zumindest mit höherer Wahrscheinlichkeit homosexuell sind. Wir müssen allerdings im Hinterkopf behalten, dass man dabei meist über gesellschaftliche Prädefinitionen spricht und von Normzuständen ausgeht, die die Gesellschaft, nicht die Natur definiert.
Besonders schwierig ist es hier eben, die genetische Ursache als Kern von der gesellschaftlichen Ummantelung zu trennen, weil man wie gesagt keinen Menschen außerhalb von Gesellschaft aufziehen kann. Das und die Tatsache, dass Homosexualität nur über Befragung und nicht rein empirisch feststellbar ist, machen einen Nachweis praktisch unmöglich.
Die evolutionsbedinge "Bremse" halte ich als Idee für nicht haltbar, gerade das Wort "Selektrionsmechanismus" ist etwas unbedacht. Die Selektion selbst ist ja der Mechanismus der Evolution, im Zuge dessen das wegstirbt, was angesichts seiner Konkurrenz mit der Umwelt nicht überlebensfähig und angesichts der Konkurrenz mit seinen Artgenossen nicht fortpflanzungsfähig ist. Das bedeutet, es müsste irgendeine latente Instanz geben, die über die Jahrmillionen hinweg gesagt hat "Oh, jetzt wird's gefährlich mit der Population." und mit dem Finger auf einige zeigte, die dann homosexuelle Nachkommen gezeugt haben. Dabei ist aber Überpopulation ein ebenso künstlicher Begriff wie Homosexualität: Es gibt keine Überpopulation, es gibt lediglich ein bestimmtes Maß an Menschen, von denen der Mensch denkt, sie wären zu viel. Vor Beginn des industriellen Zeitalters meinte man, mit dem Brechen der Einmilliarden-Grenze würde das Menschengeschlecht sukzessive aussterben, wenn nicht künstliche Beseitigungsmaßnahmen ergriffen würden. Heute sind wir 7 Milliarden und es hängt eigentlich nur am Verteilungssystem, nicht unbedingt an der Ressourcenlage.
Und ähnlich ist das eben mit xyz-Sexualität: Es handelt sich um einen künstlichen Begriff: Man steht nicht automatisch auf nur ein Geschlecht, man steht nie auf ein ganzes Geschlecht. Homosexualität schließt nicht automatisch von der Fortpflanzung aus (wäre dem so, wäre auch jede Argumentation vom genetischen Standpunkt aus stussig, weil Homosexualität irgendwann in den frühen Jahren der Menschheitsgeschichte ausgestorben wäre), Heterosexualität bedeutet nicht gleichzeitig Fortpflanzung. Nur weil du gern Weißwurst mit Sauerkraut isst, heißt das ja nicht automatisch, dass du der Oberbayer schlechthin bist, auch wenn diese Zuschreibung freilich gern vorgenommen wird.
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Ich finde das Argument zu behaupten dass Homosexualität anerzogen ist für sehr gefährlich. Man weiß es schlichtweg nicht. Es gibt durchaus Argumente für eine genetische Komponente: So sind oftmals beide Zwillinge homosexuell. Andererseits gab es ja auch die sogenannten "Lustknaben" was dagegen spricht. Oder dass über Generation hinweg heterosexuelle Menschen irgendwann einen homosexuellen Sohn haben. Man muss schlichtweg zugeben dass man darüber gar nichts weiß. Legendlich die Tatsache dass es in der Tierwelt sehr häufig vorkommt lässt vermuten dass es legendlich eine Laune der Natur darstellt, weniger ein "Defekt". Dafür kommt es meiner Meinung einfach zu häufig vor. Aber interessant ist das Thema sicher.