Fertig mit Phantasy Star.
In Phantasy Star spielt man eine junge Frau namens Alis. König Lassic war einst ein guter Herrscher, aber durch die Angst vor dem Tod getrieben, verfiel er einer dunklen Religion, die ihm Unsterblichkeit versprech, und wurde zu dem bösen Herrscher, der im Spiel die drei Welten terrorisiert. Alis' älterer Bruder Nero, Mitglied einer Widerstandsgruppe, wird zu Beginn des Spiels von Lassics Robotcops getötet. An seinem Sterbebett schwört Alis', seine Mission weiterzuführen. In seinen letzten Worten spricht Nero davon, dass sie nach einem Mann namens Odin suchen soll. Und so beginnt Phantasy Star...
Die Spielwelt ist eine futuristische und besteht aus den drei Planeten Palma (Naturwelt), Motavia (Wüstenwelt) und Dezoris (Eiswelt), zusammen das Algol-Sternensystem genannt. Zwischen diesen drei Planeten reisen Alis und ihre Gefährten auf der Suche nach Lassic herum. Zu Beginn des Spiels gilt es, wie auch in Dragon Quest II, ein paar Gefährten aufzusuchen. In Medusas Höhle findet Alis schließlich Odin – der ist aber versteinert. Also geht's auf nach Motavia, wo Alis in einem Laden eine sprechende Katze namens Myau hinterhergeworfen bekommt.
Was für ein Glück, dass Myau in einem Fläschchen (erkennbar auf dem Bild) eine Medizin bei sich trägt, die Odin aus seiner Versteinerung befreit. Schließlich stößt noch mit dem magisch begabten Noah eine vierte Person dazu, und die Gruppe ist vollständig. Um Lassic entgegenzutreten, müssen sich die vier nun durch etwa zwei Dutzend Dungeons kämpfen, und dort Ausrüstungsgegenstände zu sammeln, oder Objekte zu finden und Personen zu treffen, die die Handlung vorantreiben. Dabei ist die Handlung (wie auch bei den anderen Spielen der Zeit) extrem minimalistisch.
Schon früh im Spiel müssen sich Alis und die anderen einer herausfordernden Aufgabe stellen: Um zum Bürgermeister von Motavia vorgelassen zu werden, brauchen sie ein Geschenk, und der Bürgermeister isst gerne Kuchen. Den gab es freilich nur bei einem Mann zu kaufen, der in einem Dungeon drei Stockwerke unter der Erde in einem geheimen Raum (vermutlich vergeblich) auf seine Kunden wartet.
Im Verlauf der Reise treffen Alis & Co. auf einen Wissenschaftler, der ihnen ein Raumschiff baut, finden einen Lufkissenboot und ein Fahrzeug, das sich durch Eis graben kann. Dazu kommen noch eine Handvoll wichtiger Gegenstände, wie der Dungeonschlüssel und solch dubiose Gegenstände wie das Aero-Prisma, das an der Spitze des vorletzten Dungeons Lassics Luftschloss enthüllt. Charmant abgekürzt werden solche Gegenstände aufgrund von Platzmangel durch Namen wie „DUGN KEY“ und „DMD. ARMR“ (Diamond Armor).
Schließlich treten die vier Lassic gegenüber und besiegen ihn, und kehren zum Bürgermeister von Motavia zurück. Doch das ist noch nicht das Ende, denn ebenjener Kuchenbürgermeister ist plötzlich eine dunkle Existenz namens Darkfalz. Nach einem brutalen und langem Kampf können sie sich jedoch auch dieses Gegners entledigen. Der Bürgermeister wurde von dem dunklen Schatten befreit und schließlich kehrt Frieden zurück in die Welt. Alis' Vater war der König, und so kann sie (bzw. der Spieler) sich aussuchen, ob sie ihrem Vater als Königin nachfolgt oder es sein lässt. In beiden Fällen ist dies das Ende des Spiels. Die Credits wurden charmant durch eine Dungeonführung mit den Entwickler(spitz)namen an den Wänden präsentiert.
Phantasy Star war anfänglich sogar recht spaßig. Es hat sich für ein RPG dieses Jahrgangs sehr kurzweilig gespielt, hatte einen angenehmen Schwierigkeitsgrad bei den Kämpfen und erforderte nicht so massives Grinding wie die Dragon Quests. Unter allen Dungeons im Spiel gab es ein paar recht lineare, aber an die verschachtelten Höhlen und Türme habe ich mich nicht ohne eine Karte gewagt. War wohl besser so und hat mir viel Zeit und Frust erspart. Speicher kann man übrigens außerhalb der Kämpfe jederzeit.
Ein Problem in langen Dungeons ist, dass man nur begrenzte Heilfähigkeiten besitzt. Sind die MP von Alis und Myau, die als einzige heilen können, aufgebraucht, kann man nur noch auf Burger und Cola zurückgreifen. Nur Myau kann allerdings wirklich viele HP heilen (ca. 80, was gegen Ende des Spiels etwa die Hälfte bis Drittel der HP eines Charakters ist), und das Inventar kann nur 24 Items halten, wovon gegen Ende die Hälfte von wichtigen Items eingenommen wird. Dazu ist die Encounter-Rate ziemlich hoch.
Weil ich mit Karte, Walkthrough und teilweise in den Kämpfen mit Turbo-Funktion gespielt habe, ließ sich das ganze Spiel dennoch recht frustfrei durchspielen. Ich denke nicht, dass man sie einen Dungeon Crawler ohne diese Komfortfunktionen heute noch vielen Leuten zumuten kann, die nicht gerade Lust darauf haben, sich selbst Karten zu zeichnen und ab und zu auch mal unsichtbare Türen zu finden. Sackgassen und Fallen (die einen ein Stockwerk tiefer fallen lassen) gibt es auch noch reichlich.
Die Kämpfe laufen typisch rundenbasiert ab. Man kann mit der Waffe angreifen, Magie und Items benutzen, fliehen und sogar mit seinem Gegner reden, was aber in den allermeisten fällen sinnlos ist (dieses Feature hat es auch nicht in die Nachfolger geschafft). Man kämpft immer nur gegen einen Gegnertyp, von dem aber bis zu acht Gegner gleichzeitig angreifen können. (Anfangs nur zwei bis drei, aber abhängig von der eigenen Gruppengröße und dem Gegnertypen werden es mehr.) Das ganze geht zum Glück ziemlich schnell vonstatten und unter den rundenbasierten Spielen gehört Phantasy Star sicherlich zu denen mit der kürzesten Wartezeit bei Aktionen. Abgebildet wird immer nur ein Gegner, die Zahl wird durch ein zusätzliches Fenster angezeigt. Wen genau man angreifen will, kann man (wie auch in Dragon Quest II) nicht bestimmen, das bleibt dem Zufall überlassen.
Nach jedem Kampf wird eine Schatztruhe mit Geld hinterlassen, bei ganz wenigen Gegnern ist auch noch ein (im späteren Spielverlauf vermutlich unnützes) Item dabei. Ach ja, und es können Fallen in der Schatztruhe sein, die einen einige HP kosten können.
Die Grafik ist vermutlich etwas geschmacksabhängig. Die Gegnergrafiken sind recht schick (und bei Angriffen oft animiert, das hat Final Fantasy zur gesamten 2D-Zeit nicht geschafft!), die Weltkarte ist recht bunt, die Dungeons sehr schlicht, aber dafür pseudo-dreidimensional, was der Übersicht extrem zuträglich ist, weil man ein räumliches Gefühl entwickeln kann. Ob man die Charakterportraits und die Dörfer und Städte mag, ist jedem selbst überlassen. Wenn man mit futuristischem Zeugs nichts anfangen kann, sollte man dem Spiel fern bleiben. Mich persönlich hat der Grafikstil vergleichsweise wenig angesprochen, auch wenn ich ihn nicht wirklich hässlich fand. Musikalisch ist Phantasy Star auch nicht unbedingt erwähnenswert. Ein paar Stücke sind ganz nett, genervt hat mich keines wirklich, aber die Musik sticht in keinerlei Hinsicht heraus. Lediglich ein oder zwei der Dungeon-Themen waren ganz nett.
Was anfangs spannend war, wurde schnell repetitiv. Besonders, da die Geschichte wie auch bei Dragon Quest II künstlich extrem in die Länge gezogen wurde und man von einem Ort zum anderen gejagt wurde, nur um irgendwelche Items zu finden. Oft wusste man, wie zu der Zeit üblich, auch nicht genau, wo man hingehen musste. Interessant ist, dass wirklich jeder NPC im Spiel etwas Relevantes sagt; meistens sind es Hinweise, was zunächst zu tun ist, Erklärungen zu Welt oder Verweise auf andere relevante Ereignisse. Ab und zu bittet ein Obdachloser um eine Cola, aber Platz für Smalltalk bleibt hier nur selten.
Aus diesem Grund fand ich letztlich doch, dass Phantasy Star ein relativ schwaches (wenn auch mit Hilfsmitteln ein noch recht gut spielbares) RPG ist, aus ähnlichen Gründen wie bei Dragon Quest II. Mir persönlich haben Charme und Spielwelt in letzterem auch besser gefallen, weshalb Phantasy Star auch keine Sympathiepunkte mehr kassiert. War aber dennoch ein interessantes Spielerlebnis (und mein erster durchgespielter First-Person Dungeon Crawler) und ein netter Kontrast zu den vorher dagewesenen RPGs, und zudem mein erstes Spiel für das Sega Master System (das bis dahin an mir völlig vorbeigezogen ist). Insbesondere das futuristische Setting war wohl zu dieser Zeit Phantasy Star vorbehalten (wobei es sicherlich auch noch andere japanische Spiele gab, die in diese Richtung gingen).
Spielzeit: ca. 10 Stunden Wertung: 3 von 10 Punkten
Momentan sitze ich an der NES-Version von Ys I: Ancient Ys Vanished, das ich in meiner Chronologie völlig vernachlässigt habe, obwohl die Urversion auch schon im Juni 1987 erschienen ist. Und es macht wirklich Spaß! Zumindest die Kämpfe anfangs. Dazu sieht das Spiel auch gut aus und hört sich auch recht gut an. In ein paar Tagen, wenn ich fertig damit bin, folgt mehr dazu.