In den letzten Jahren habe ich recht viele Spiele gespielt, von denen fast alle eines gemeinsam hatten: Ich hatte sie vorher noch nicht oder zumindest nicht durchgespielt. Die Ausnahmen sind Suikoden und Legend of Legaia, aber Suikoden habe ich primär als Vorbereitung auf Suikoden II nochmal gespielt, und bei Legend of Legaia war ich als Kind am Endboss gescheitert. Ich habe insbesondere bei Legend of Legaia gemerkt, dass es mir sehr viel Spaß gemacht hat, in diese altbekannte Welt wiedereinzutauchen.
Was will ich damit sagen? Ich habe in der letzten Zeit, vermutlich in den ganzen letzten Jahren, fast nur Neues angerührt. Wenn mich Nostalgiegefühle übermannt haben, habe ich zwar öfters darüber nachgedacht, einige meiner Lieblingsspiele einzulegen, aber getan habe ich es letztlich fast nie. Der simple Grund ist vermutlich, dass ich das Gefühl hatte, es wäre eine „wertvollere“ Erfahrung, etwas Neues auszuprobieren – etwas, das ich noch nicht kenne. Doch in letzter Zeit beginne ich besonders emotional immer mehr, dieses unterbewusst entwickelte Prinzip in Frage zu stellen. Natürlich steckt da etwas hinter: Es gibt einfach so viele Dinge, die ich noch spielen, gucken, hören, lesen, erleben will, dass einfach nicht genug Zeit da ist, immer alles durchzuziehen, worauf ich prinzipiell Lust habe. Andererseits fühlt es sich auch immer gut an, nach dem Beenden eines Spiels oder schon vorher eine fundierte Meinung darüber zu besitzen – es also zu kennen.
Doch mehrfach habe ich gemerkt, wie gerne ich mal wieder „zurück“ will – nicht nur aus Nostalgie, sondern weil viele von den bereits gespielten Spielen wirklich gut waren und es verdienen, nochmal gespielt zu werden. Besonders weil es mittlerweile schon einige Jahre her ist. Ein Freund von mir spielt momentan beispielsweise Final Fantasy VIII, und wenn ich ihm dabei zugucke, merke ich immer wieder, wie gern ich das Spiel doch eigentlich mag. Dass ich es so lange nicht mehr gespielt habe, liegt vermutlich daran, dass ich den Anfang einfach totgespielt habe. Gerade die Inhalte ab Mitte CD2 reizen mich hingegen unheimlich.
Das alles ist übrigens nicht nur auf Spiele reduziert – auch Bücher, Filme und Animes gibt es, die ich definitiv nochmal sehen möchte. Aus diesem Grund habe ich mir vorgenommen, im nächsten Jahr meine Prioritäten mal etwas zu verlagern. Das hängt auch damit zusammen, dass die Zahl an wirklich richtig tollen Spielen, die ich in den letzten Jahren gespielt habe, nicht allzu hoch ist. Viele Spiele fand ich gut, schön und spielenswert, aber richtig memorable Erlebnisse gab es nicht allzu oft. Interessanterweise waren diese Spiele oft auch keine RPGs, oder zumindest keine klassischen. Dieses Jahr waren es zum Beispiel Catherine, Journey und Child of Light, die mir die schönsten Erlebnisse bereitet haben.
Damit verbunden stelle ich auch fast, dass sich bei mir leichte Zeichen einer „RPG-Depression“ herausbilden, die sich teilweise auch auf andere Bereiche abbilden lassen. Dafür sehe ich primär zwei Gründe: Erstens gibt es aktuell ziemlich wenig erzählerisch ambitionierte RPGs – oder überhaupt welche, die gutes Writing aufweisen –, und zweitens habe ich mich mit diesem Genre so stark auseinandergesetzt, dass vieles einfach nicht mehr neu ist. Als Beispiel dafür fällt mir zum Beispiel die Tales-Serie ein. Zwar bin ich ohnehin der Meinung, dass die jüngsten Vertreter der Reihe nicht zu den stärksten zählen, aber ich merke auch so, dass es mir manchmal schwer fällt, ein aufrichtiges Interesse für die Geschichte und die Charaktere zu entwickeln. Das hat mit Xillia begonnen, ging mit Xillia 2 weiter und bei Hearts R ist es wieder das gleiche. Es gibt zwar noch hin und wieder gute Momente und die lebendigen Konversationen schätze ich immer noch, aber gerade was die eigentliche Handlung und das Drama betrifft, schaffen es diese Spiele nicht, mich zu begeistern und oft auch nicht einmal, mein Interesse zu wecken. Das hängt mit Sicherheit auch damit zusammen, dass ich mit der Zeit anspruchsvoller geworden bin, was das Writing betrifft, aber sicherlich liegt es auch daran, dass ich eine Handlung, eine Welt und Charaktere dieser Art schon etliche Male in ähnliche Form gesehen habe.
Oftmals ist die Vorfreunde auf ein Spiel auch größer als die Freunde am Spielen selbst. Das finde ich an sich nicht mal schlimm. Ich freue mich prinzipiell leicht auf neue, unbekannte Sachen. Aber wenn es dann pro Jahr kaum neue Spiele gibt, die mich überhaupt wirklich begeistern können, frage ich mich, ob diese Vorfreude, die mein generelles Interesse am Genre zeigt, wirklich gerechtfertigt ist. Dabei gehöre ich ja nicht einmal zu den Leuten, die wirklich viele Neuerscheinungen spielen.
2015 ist allerdings dennoch ein Jahr, auf das ich mich sehr freue. Es gibt nämlich tatsächlich einige Titel, von denen viele schon dieses Jahr erscheinen sollten, auf die ich mich sehr freue und von denen ich auch denke, dass sie mir sehr gefallen werden. Dass Persona 5 toll wird, da bin ich mir ziemlich sicher. ATLUS hat die Serie in den letzten Jahren zwar schamlos gemolken, aber Catherine hat mir gezeigt, dass sie es immer noch drauf haben. Dann steht noch Trails in the Sky SC an, ein klassisches RPG, auf das ich mich vor allem wegen der Geschichte und des schönen Writings freue. Weiterhin freue ich mich auch auf Bravely Second. Von Geschichte und Charakteren erwarte ich zwar nicht allzu viel, aber wenn es ein paar schöne Momente gibt und das Spiel spielerisch, musikalisch und atmosphärisch an die wunderbar modernisiert-klassische Spielerfahrung des Vorgängers heranreicht, bin ich schon zufrieden. Dann wäre da noch Xenoblade Chronicles X. Bisher war ich recht skeptisch, unter anderem wegen des frei erstellbaren Protagonisten, aber mittlerweile verdichten sich doch die Zeichen, dass Tetsuya Takahashi auch viel erzählerische Energie in das Spiel gesteckt hat. Mal schauen, ob ich mir für das Spiel eine Wii U ausleihen kann. Und auf Final Fantasy Type-0 bin ich auch gespannt, meine Erwartungen sind allerdings gemischt.
Abgesehen davon sollte ich mich auch mal aufraffen und ein paar Spiele aus anderen Genres anrühren. Denn davon interessieren mich so einige, und wenn die, die ich in letzter Zeit gespielt habe, waren auch fast alle toll. Was ältere RPGs betrifft, sind es primär die Final-Fantasy-Spiele von IV bis IX, die ich nochmal spielen möchte. IV ist wirklich sehr lange her und es ist auch eines der wenigen Spiele der Serie, die ich nur einmal durchgespielt habe. V und VI sind allgemein toll, da lohnt es sich also sowieso. Und VII bis IX sind eh meine Lieblingsspiele, auf die ich schon länger mal wieder Lust habe. :> Trails in the Sky will ich vor SC auch unbedingt nochmal durchspielen und vielleicht probiere ich auch Persona 4 in der Golden-Fassung nochmal aus. Wenn ich mich durch meine Spielemusikbibliothek höre, fallen mir auch stets weitere Spiele ein.
Dann gibt es noch Shadow Hearts 2, vor dem ich diesmal unbedingt den noch ungespielten Vorgänger spielen möchte. Ich erinnere mich zwar insbesondere im ersten Spieldrittel an ein paar mühsame Stellen, aber spätestens ab Russland ist Shadow Hearts 2 richtig toll. Das ich Koudelka so mochte, bestätigt mich darin, es mal wieder mit Shadow Hearts zu probieren, gerade weil ich in den letzten Jahren immer stärker spüre, dass ich ungewöhnlichen Settings sehr viel abgewinnen kann und die typischen bunten Fantasy-Welten hingegen oft eher langweilig finde.
Das heißt natürlich nicht, dass ich keine anderen RPGs mehr spielen werden. Gerade aus der SNES-, PS1- und PS2-Zeit gibt es so einiges, was ich noch unbedingt nachholen will. Suikoden II und Lost Odyssey, die ich beide bereits für wenige Stunden gespielt habe und die sicherlich tolle Spiele sind, stehen auch noch aus. Und so viel mehr. Aber alles werde ich davon eh nie schaffen, und die Prioritäten will ich wirklich mal darauf legen, Altbekanntes wiederzuerleben.![]()