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Beyond The Beyond
Noch gestern habe ich die letzten Stunden von Beyond The Beyond gespielt. Die liefen ungefähr so ab wie die Stunden davor, nämlich relativ frustfrei und komplett nach Komplettlösung. Der letzte Dungeon wäre sicherlich auch locker ohne Lösung möglich gewesen, aber das hätte sehr viele zusätzliche Kämpfe bedeutet. Trotz des leichten Schwierigkeitsgrades wollte ich lieber darauf verzichten. Erst kurz vor dem Ende habe ich erstmals die "Resist Jewels" benutzt, die den Schaden durch magische Angriffe um die Hälfte reduzieren – durch einen Bug sogar permanent. Hätte ich ruhig mal früher machen sollen. ^^ Anyway, der letzte Kampf war entsprechend leicht, und eigentlich schon ziemlich langweilig, weil jede Runde ungefähr gleich ablief und der Boss ja auch nur einen bzw. zwei Angriffe beherrschte. Belohnt wurde ich für die Mühe allerdings mit einem Ende genau nach meinem Geschmack – man sieht noch einmal alle Charaktere und die ganze Welt, und die Geschichte endet mit einer schönen Aufbruchsstimmung. Ein positiver Abschluss sorgt auch immer für einen positiven letzten Eindruck. Einige Leute meinten, dass Beyond The Beyond offen endet und evtl. ein Sequel geplant gewesen sein könnte. Das finde ich nicht unbedingt – für mich wirkt das Ende recht abgeschlossen, auch wenn es nicht alle Fragen klärt und mit einem neuen Aufbruch endet.
Ein paar gesammelte Eindrücke zum Spiel:
Story
Sehr klassisch, recht minimalistisch. Es gibt ein paar etwas längere Szenen/Dialoge, aber meistens wird alles sehr kurz und bündig dargestellt. Die Story selbst ist Genrestandard ohne Innovation, und im Grunde genommen ziemlich langweilig, aber auch ein bisschen liebenswert. Ein paar kleinere Wendungen reißen nicht vom Hocker und sind auch nicht ungesehen, werten die Geschichte aber insgesamt auf. Das Setting ist ebenfalls sehr klassisch, viel Abwechslung gibt es nicht. Die meisten Städte fühlen sich recht ähnlich an, aber die Vielzahl an Dörfern und Städten ist positiv hervorzuheben. Die Wüstenstadt später im Spiel hat mich positiv an die Atmosphäre in Lordlake (Suikoden V) erinnert.
Die Story wird im Verlauf nicht unbedingt ansprechender. Gegen Ende gibt es kleinere Lichtblicke, aber mindestens die Hälfte des Spiels ist eine Fetchquest, um a) Samsons Fluch zu brechen und b) fünf Steintafeln zu sammeln. Die Charaktere sind nur sehr elementar dargestellt, viel Persönlichkeit haben sie nicht und ihre Beziehungen zueinander erleben keine Entwicklung. Es gibt vier optionale Charaktere, aber auch die spielen mit einer Ausnahme kaum eine Rolle in der Geschichte. Das Ende ist schön und zufriedenstellend.
Gameplay
Sehr hohe Encounter Rate, langsame und langweilige rundenbasierte Kämpfe. Das Hämmern auf die X-Taste vor Angriffen sorgt für eine höhere Chance auf kritische oder doppelte Treffer bzw. bei gegnerischen Aktionen für ein Abwehren oder Kontern. Die klassische Angriff-Abwehr-Zauber-Flucht-Kommandopalette ist vorhanden, physische Spezialfähigkeiten gibt es keine. Neben HP gibt es noch LP – diese sorgen dafür, dass ein Charakter "wiederbelebt" wird, falls seine HP auf 0 sinken. Sind auch die LP aufgebraucht, bleibt der Charakter kampfunfähig. Ein schöner Ausgleich für die teilweise fiesen Kämpfe.
Die einzelnen Kämpfe haben einen eher niedrigen Schwierigkeitsgrad. Unverhältnismäßig stark sind Zauber von Gegnern, die die ganze Gruppe treffen und teilweise 50% der HP abziehen. Gegnertypen wiederholen sich, aber eine gewisse Auswahl ist da. Durch die vielen Zufallskämpfe sind sowohl Dungeons als auch der Gang über die Weltkarte schnell nervig.
Es gibt zahlreiche Rätsel in den Dungeons. Diese sind teilweise durchaus einfallsreich. Manchmal sehr simpel, manchmal etwas komplizierter. Oft extrem fies und frustrierend, noch öfter potentiell nett, aber durch die vielen Unterbrechungen durch Kämpfe schwer zu genießen. Das Interface ist extrem rückständig (Menü wie in den Dragon Quests für NES), ebenso das Speichersystem (Speichern nur in Kirchen). Darüber hinaus wurde auch das Klassensystem aus Dragon Quest III übernommen. Das umständliche Interface kann aber durch Drücken der Schultertasten umgangen werden, die entsprechend Shortcuts für "Talk" und "Search" sind.
Ansonsten: Es gibt etwas optionalen Inhalt. Einen optionalen Dungeon, vier optionale Charaktere, geheime Schätze, geheime Orte, mind. ein optionales Dorf. Reise ist anfangs nur zu Fuß möglich, später mit Schiff (Zufallskämpfe), Drache und fliegendem "Schloss" möglich. Schnellreisen in alle besuchten Dörfer/Städte geht über Umwege durch die Light Orbs. Der Escape-Zauber ermöglicht die Flucht aus Dungeons, steht allerdings erst nach einigen Spielstunden zur Verfügung. Geldknappheit gibt es keine, ein Geld-Trick hilft zusätzlich aus. Bosse sind teilweise recht einfach, teilweise recht schwierig. Game Over bedeutet nicht "Neu laden", sondern "Zurück in die nächste Kirche, Geld wird halbiert, Rest bleibt bestehen". Grinding ist teilweise notwendig, aber nicht übermäßig.
Insgesamt spielt sich Beyond The Beyond nicht sehr motivierend. Die Kämpfe nehmen einen großen Teil der Spielzeit ein und machen einfach wenig Spaß. Erfreulich sind die vielen Dörfer und Städte, wenn auch nicht sonderlich innovativ. NPC-Dialoge sind minimalistisch und nicht erwähnenswert. In vielen Dörfern gibt es kaum Story, sondern nur Hinweise darauf, was als nächstes zu tun ist.
Optik & Musik
2D-Grafik, im Kampf (Pseudo?)-3D-Hintergründe und Kameraführung. Sprites im Kampf sehen nett aus, erinnern an Suikoden. Außerhalb der Kämpfe sieht die Grafik sehr... unbesonders aus. Sprites wirken wie aus GBC- oder frühen SNES-Spielen, die Hintergründe ebenfalls. Gesichter sind beim Sprechen realistisch animiert (vermutlich die größte "Innovation" des Spiels) und werden durch Pseudo-Sprechgeräusche untermalt. Nerviger Soundeffekt beim Start eines Kampfes.
Musik und Sounds von Motoi Sakuraba. Soundtrack ist nicht herausragend, aber sehr gelungen. Einige Stücke sind wirklich gut, ganz außergewöhnliche Highlights gibt es nicht.
Sonstiges
Kaum merkliche Ladezeiten, extrem kleine Spielgröße (auf Speicherplatz bezogen). Umfang im Genre-Mittelmaß.
Beyond The Beyond ist der spiritueller Vorgänger zu Golden Sun – das merkt man auch. Die Kameraführung in den Kämpfen, die Sprechgeräusche und diverse kleinere Gameplay-Aspekte wie verfluchte Ausrüstungsgegenstände erinnern stark an Golden Sun – nur ist Beyond The Beyond nicht ansatzweise so gut.
Fazit: Nichts an Beyond The Beyond ist richtig gut. Manche mögen es als absolutes Gameplay-Gräusel bezeichnen und haben damit sicherlich recht. Für ein PS1-Spiel ist dieses RPG einfach sehr rückständig und kann die technischen Mängel auch nicht durch eine interessante Story ausgleichen. Viele dumme Designentscheidungen führen zu unnötigem Frust und insgesamt macht Beyond The Beyond einfach wenig Spaß – da reißt auch der gelungene Soundtrack nichts mehr. Alles in allem ist dieses Spiel sicherlich eines der schlechtesten RPGs. Es geht noch schlimmer, aber Beyond The Beyond ist schon ziemlich schlecht.
Story |
3.5 |
|
Charaktere |
3.0 |
Gameplay |
2.0 |
|
Kämpfe |
3.0 |
Musik |
7.0 |
|
Atmosphäre |
5.0 |
Spielzeit |
27:30h |
|
Gesamt |
3.5 |
Berechtigungen
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