Einige kleinere Pausen und das Einschieben von Revenant Wings haben dafür gesorgt, dass ich doch etwa anderthalb Monate gebraucht habe, aber jetzt bin ich Legend of Mana durch.

Das Spiel hat mir gut gefallen, die zweite Hälfte noch mehr als die erste. Zuerst erschien mir Legend of Mana wirklich nur wie eine Ansammlung von Minigeschichten, aber spätestens, wenn man etwas weiter in die drei größeren Geschichten, die sich über mehrere Missionen erstrecken, eintaucht, wird das ganze noch etwas komplexer und mitreißender. Dort ist mir auch aufgefallen, wie viel Liebe in der Geschichte der Welt steckt, und dass viele Charaktere, die anfangs einfach nur da waren, noch eine wichtige Rolle spielen. Die ganze Geschichte mit den Yumi war schon ziemlich toll, die Geschichte von Elazul & Co. mochte ich schon ziemlich gerne. Aber die Geschichte von Irwin, Daena und den anderen hat mir insgesamt wohl noch besser gefallen, zwar nicht von den Charakteren, aber von der Spannungskurve. Interessanterweise hatte aber Larcs Geschichte, die am wenigsten mit der Haupthandlung verknüpft war, das tollste Ende, und auch einige Höhepunkte.

Erst dann bin ich zum Manabaum gegangen. Dort ging alles leider sehr schnell, und ich hatte kaum Zeit, die tolle Atmosphäre zu genießen, denn schon nach weniger als zwanzig Minuten folgt der letzte Bosskampf, der sehr kurz und einfach war, und zwei Minuten später begann auch schon das Ending. Das war übrigens sehr schön (wenn auch so kurz, dass es mich nicht ganz zufriedengestellt hat), dass die Sproutlinge am Ende alle zum Manabaum hingezogen wurden war eine sehr schöne Idee.

Das Gameplay hatte leider einige gravierende Schwächen. Der große Vorteil von Legend of Mana war, dass die Kämpfe extrem schnell und kurz waren, weshalb sie gar nicht richtig nervig sein konnten. Aber leider sind sie auch absolut nicht reizvoll, denn alle Kämpfe im Spiel (mit maximal zwei Ausnahmen) waren lachhaft einfach und selbst Bosskämpfe dauerten meistens nur ein paar Sekunden. Entsprechend niedrig war auch die Motivation, Kämpfe zu bestreiten, die man nicht bestreiten muss. Leider konnte man den Kämpfen aber auch nicht ausweichen, weshalb man die meisten bestreiten musste. Dass das Spiel dann auch noch solche Features wie gezüchtete Monster, erschaffene Golems, geschmiedete Waffen, Instrumente und angebaute Früchte hatte, hat sich leider nicht mit dem geringen Schwierigkeitsgrad vertragen, denn letztlich konnte man mit all diesen Möglichkeiten wenig tun, was man nicht auch sonst hätte tun können. Entsprechend wenig habe ich mich auch damit beschäftigt.

Eine weitere Schwäche sind die Ladezeiten. Zwar hat Legend of Mana keine langen Ladezeiten für PS1-Verhältnisse, aber man wechselt alle paar Sekunden zur nächsten Map, und da ist es bei langen Wegstrecken schon störend, wenn man Dutzende von kleinen Ladebildschirmen sieht. Ein paar Komfortfunktionen haben mir auch gefehlt; so konnte man im Tagebuch nur schauen, welche „Missionen“ man gestartet hatte, aber abgesehen von einer einzeiligen Beschreibung gab es keine näheren Informationen, auch nicht über den aktuellen Status. Dabei gab es wirklich einige Missionen, die einen erst mal ratlos stehenlassen, weil man nicht weiß, wo man als nächstes hinmuss. Spielt man ohne Guide, muss man da wohl oder über die halbe Welt absuchen, oder man beschäftigt sich erst einmal mit anderen Missionen und hofft, per Zufall den Ort zu finden, wo die alte Mission weitergeht. Durch Zufall irgendwelche Events triggern klappt übrigens ganz gut, solange noch die Auswahl da ist – erst gegen Ende, wenn nur noch ein paar Missionen übrig sind, passiert das seltener. Mir ist es bei einigen Missionen passiert, dass ich wirklich lange durch die Gegend geirrt bin, auch innerhalb von Gebieten. Trotzdem war das Gameplay im Großen und Ganzen recht locker; es wäre viel nerviger gewesen, wenn die Kämpfe zäher gewesen wären. Das Gameplay war einfach da – es war nicht reizvoll, aber es war auch nicht furchtbar.

Übrigens ist der Soundtrack echt toll. Yoko Shimomura hat sich da wirklich viel Mühe gegeben und viele tolle Stücke geschrieben. Besonders fällt auf, dass die Qualität konstant ziemlich hoch ist. Die meisten RPG-Soundtracks haben auch einige langweilige Stücke dabei, aber Legend of Mana kann durchgehend mit guter Musik glänzen. Dass das Spiel absolut wundervoll aussieht, die ganze Schönheit der Mana-Serie in sich vereint und ein großes Repertoire fantasievoller Gebiete und liebevoll gestalteter Landschaften beherbergt, habe ich ja schon erwähnt. ^^

Fazit: Legend of Mana ist gameplaymäßig anspruchslos und macht so einige Fehler – allzu sehr stört das zum Glück nicht. Im Gegenzug kann das Spiel mit vielen kleinen charmanten Geschichten und drei ernsteren größeren aufwarten, und stellt damit die Welt, ihre Hintergrundgeschichte und das Leben ihrer Bewohner mit viel Liebe zum Detail da. Ebenso liebevoll ist die wunderschöne grafische Gestaltung sowohl der Umgebungen als auch der Charaktere, und Yoko Shimomuras tolle Musik trägt ein Übriges bei. Sehr viel Mana und ein schönes Spiel.

Wertung: 7 von 10 Punkten