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Threads of Fate
Gestern habe ich aus einer Laune heraus mal Threads of Fate (im Japanischen Dewprism) angefangen. Ich hatte mit einem Spiel von ungefähr 15 bis 20 Stunden gerechnet, aber dabei vernachlässigt, dass es zwei Routen gibt (je nach Charakterwahl am Anfang). Ein einzelner Durchgang dauert also nur etwa 8-10 Stunden.
Ich habe das Mädchen, Mint, gewählt und bin nun auch schon durch. Schönes Spiel!
Die Prämisse ist großartig: Mint ist eine Prinzessin, die abgesetzt wird, weil sie dreist, faul und verantwortungslos ist. Stattdessen wird ihre jüngere Schwester Thronfolgerin. Daraufhin schwört Mint Rache und sucht nach einem der legendären "Relics", um die Weltherrschaft an sich zu reißen.
Ja, so geht das Spiel los und es bleibt (in dieser Route) auch so. Man spielt tatsächlich eine Protagonistin, die rachsüchtig, egoistisch, gemein und äußerst gewaltätig ist. In Kombination mit den herrlich geschriebenen Dialogen und der Knuddel-Optik ist das sehr, sehr unterhaltsam!
Das Spiel hat mich insgesamt sehr an Gurumin erinnert, Optik, Gameplay und Spielgefühl sind sehr ähnlich. In Threads of Fate hat man auch eine kleine Stadt als Basis und verschiedene Dungeons, die man nach und nach bereist.
Ein RPG ist Threads of Fate eigentlich nicht, eher ein Action-RPG. Es gibt keine Level-Ups und Gegner zu besiegen bringt keine EXP, sondern nur Geld und ggf. HP/MP-Heilung. Das Kampfsystem ist sehr simpel, man greift entweder mit einer Waffe an (die Protagonistin kämpft mit zwei großen "Ringen") oder nutzt Magie, wobei es eine ziemlich große Auswahl von mehr als 20 Zaubern gibt.
Die Kämpfe selbst sind meist eher anspruchslos. Einige Bosskämpfe sind etwas fordernder, aber da man durch bestimmte Münzen, die in Massen vorhanden sind, eine Retry-Option hat, ist die Game-Over-Gefahr gleich null. Ist aber nicht schlimm, es macht trotzdem Spaß.
Abgesehen davon gibt's in Dungeons noch ein paar Plattformer-Passagen. Insgesamt ist das Gameplay sehr kurzweilig, lediglich die Präzision beim Springen sorgt manchmal für etwas etwas Frust – aber das ist auch kein großes Manko.
Obwohl die Handlung eher humorvoller Natur ist, steht sie nicht im Hintergrund. Während jedes Dungeons und danach gibt es meist eine Handvoll Dialoge oder größere Szenen. Es gibt einige Charaktere, die immer mal wieder vorkommen, darunter das typische dämliche Halunkenduo. Die NPCs sind auf jeden Fall alle sehr charmant.
Zumindest in der Mint-Route nimmt die Handlung selten ernste Züge an. Gegen Ende ein bisschen mehr, aber ich glaube, die ernsteren und vielleicht auch leicht emotionalen Momente gibt es eher in der Route des männlichen Protagonisten.
Die habe ich nicht gespielt, aber die Handlung scheint sich deutlich zu unterscheiden. Die Kämpfe spielen sich auch etwas anderes und man besucht teilweise andere Dungeons. Ist also definitiv keine Mogelpackung, zwei Durchgänge lohnen sich sicher, zumal sie nicht so lang sind. Einige Dopplungen gibt es natürlich schon (darunter viele der Dungeons), aber es gibt auch jede Menge Inhalte, die den jeweiligen Routen vorbehalten sind.
Optisch sieht's sehr niedlich und bunt aus, natürlich nicht umwerfend, aber wegen der großen Charaktermodelle ganz gut gealtert. Die Musik stammt von Junya Nakano, der ja später Soundtrack von Final Fantasy X mitwirkte. Vorher war mein Eindruck von ihm eher negativ, in FFX hat er (mit 2-3 Ausnahmen vielleicht) die ambienten, unmemorablen Stücke komponiert und auch seine Arbeit für Threads of Fate kommt ohne Highlights aus. Es gibt durchaus ein paar gelungene Stücke, aber eben nichts, was beeindruckt oder im Kopf bleibt, und eine sehr große Palette eher mittelmäßiger Stücke.
Unterm Strich kann ich Threads of Fate nur empfehlen. Es ist, wie auch Gurumin, ein eher kleines und anspruchsloses Spiel, das aber extrem kurzweilig, wunderbar niedlich und durch den Humor herrlich unterhaltsam ist. Ernsthaft, Mint ist absolut großartig und es macht richtig Spaß, mal eine quirlige Antiheldin zu spielen, die es in dieser Form wohl nur sehr selten gibt. 
Hätte sogar noch Lust auf die andere Route. Habe für den einen Durchgang ca. 9 Stunden gebraucht, ist also auch ein schönes Spiel für zwischendurch. Threads of Fate ist außerdem wieder mal ein schönes Beispiel, wie extrem vielseitig Square zu PS1-Zeiten war.
Story |
5 |
|
Charaktere |
8 |
Gameplay |
7 |
|
Kämpfe |
7 |
Optik |
7 |
|
Musik |
5 |
Memorability |
8 |
|
Spielzeit |
9:10 |
|
|
|
Gesamt |
7 |
Das Spiel wird übrigens gelegentlich mit Brave Fencer Musashi verglichen. Jetzt hab ich Lust, mir das auch mal anzuschauen.
Geändert von Narcissu (03.06.2016 um 18:30 Uhr)
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