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  1. #11

    Tales of the Tempest



    In den letzten paar Tagen habe ich Tales of the Tempest durchgespielt. Das Spiel ist – insbesondere für ein Tales – extrem kurz und kann problemlos in zehn Stunden durchgespielt werden. Ursprünglich wurde es als Teil der Hauptserie beworben, nachträglich aber zum "Escort"-Titel degradiert.

    Die Wertungen zum Release waren auch deutlich negativer als bei anderen Tales-Spielen. Nicht ohne Grund: Tales of the Tempest hat wirklich nicht viel zu bieten.

    Die Geschichte dreht sich um Rassismus gegenüber Wolfsmenschen (Menschen, die sich in wolfsartige Bestien verwandeln können), eine Kirche, die zugleich gut und böse ist, und eine Gruppe von Protagonisten, die alle auf ihre Weise von Tragödien gezeichnet sind und ihre eigenen Motive habe, gegen die Kirche zu kämpfen.

    Es ist eine Standard-Geschichte, wenn auch keine unsympathische. Dafür, dass das Spiel so kurz ist, ist die Handlung gar nicht so schlecht ausgeführt. An Dialogen mangelt es dem Spiel nicht.

    Die Präsentation ist leider bestenfalls mäßig. In den Dialogen stehen die Charaktere meist nur rum und tun nichts – von Gestik und Mimik wenig zu sehen.

    Umso dümmer erscheint die Entscheidung, die Textboxen auf dem oberen Bildschirm anzuzeigen, leider auch ohne Facesets. So muss man immer mit den Augen zwischen oberem und unterem Bildschirm wechseln, obwohl unten eigentlich nichts passiert. Viel angenehmer wäre es gewesen, die Textboxen als Sprechblasen bei dem Charakter anzuzeigen, der gerade redet.



    Die Kämpfe sind recht flott und finden auf drei "Bahnen" statt, was allerdings nicht für viel taktische Vielfalt sorgt. Bosskämpfe sind meist anspruchslos und ziemlich billig; der letzte Bosskampf ist allerdings ein bisschen härter.

    Die beiden größten Mankos am Spiel sind die übertrieben hohe Zufallskampfdichte und die langen Laufwege inkl. reichlich Backtracking. (Auf der Weltkarte kann man übrigens nicht viel entdecken und sie wirkt einfach zu groß für die wenigen Orte, die es gibt. Ach ja, und es gibt zahllose unsichtbare Barrieren.) Ein großer Teil des Gameplays besteht tatsächlich daraus, von Stadt zu Stadt zu laufen, wo es dann ein paar Minuten Dialoge gibt. Dungeons gibt es ein paar – einen Wald, eine Kanalisation, eine Kathedrale –, aber dort kann man auch nur kämpfen. Okay, ein Rätsel gibt es im Hauptspiel.

    Zum Glück gibt es Holy Bottles. Die habe ich in der zweiten Spielhälfte exzessiv genutzt, damit die Kämpfe erträglich waren. Grinden muss man nämlich eigentlich nicht, der letzte Bosskampf ist zwischen Level 25 und 30 schaffbar.

    In keinem Gebiet verweilt man länger, man reist permanent von Ort zu Ort. Selbst der letzte Dungeon besteht nur aus drei Maps und nimmt keine Stunde Zeit in Anspruch (trotz drei Bosskämpfen). Eigentlich aber mal ganz angenehm.

    Leider gibt es im Spiel keine Skits, nur vereinzelte Lagerfeuergespräche. Man kann kochen, auch wenn ich das nie getan habe, und seine Waffen mit Elementen versehen, was ich ebenfalls nie getan habe. (Die Veränderungen kann man übrigens mit Rune Bottles rückgängig machen – das hätte Enkidu wohl geholfen, wenn er es damals gewusst hätte. ^^)

    Auf Charakterebene kann Tempest leider auch nicht punkten. Der Cast ist bestenfalls durchschnittlich. Zwar nicht unsympathisch, aber auch nicht sonderlich gut präsentiert. Das Writing wirkt teilweise etwas gezwungen, besonders in den wenigen romantischen Szenen, und wo die Serie es sonst schafft, Klischeecharaktere lebendig erscheinen zu lassen, bleiben die Figuren in Tales of the Tempest recht blass. Nicht komplett blass – dafür gibt es zu viele Dialoge auch abseits der Haupthandlung – aber eben auch in keinerlei Hinsicht bemerkenswert.



    Grafisch ist es leider ziemlich hässlich. Selbst die PSP war kein tolles System für 3D-Spiele, der NDS noch viel weniger. Die Charaktermodelle wirken plump und detailarm, dazu noch äußerst verpixelt. Die Texturen sind matschig, die Weltkarte detailarm.

    Die Musik von Sakuraba ist unterdurchschnittlich und abgenutzt – wie bei vielen Titeln der Serie, und hier ganz besonders.

    Ich habe auch nicht mehr Zeit mit dem Spiel verbracht als nötig. Es gab eine Handvoll Sidequests, die aber meist viel Backtracking involvierten, also habe ich die ignoriert. Auch am EX-Dungeon hatte ich kein Interesse, erst recht nicht nach Enkidus Erfahrungsbericht.

    Irgendwie kann ich trotzdem keine komplett negative Einstellung gegenüber Tales of the Tempest haben. Es ist eben ein extrem abgespecktes Tales, und dazu ein spielerisch ziemlich eintöniges RPG. Aber es hat dennoch ein bisschen Charme und legt immer noch mehr Fokus auf Handlung und Charaktere als viele andere kleine RPGs.

    Dennoch würde ich Tales of the Tempest niemandem wirklich empfehlen, selbst Serienfans nicht. Das Spiel sollte man eher aus Neugier spielen, nicht, weil man ein gutes Tales spielen möchte.

    Wertung: 4 von 10 Punkten

    P.S.: Die Fan-Übersetzung ist ziemlich gelungen. Abgesehen von zwei bis drei Begriffen, die nicht so schön klangen ("Law of Life" fand ich merkwürdig), ist die echt solide. Sprachlich vollkommen in Ordnung, ohne Fehler oder Bugs – zumindest sind mir keine aufgefallen.

    P.P.S.: Hätte gern selbst Screenshots gemacht, aber habe es nicht auf 'nem Emulator gespielt. Im Internet findet man leider nicht viel Brauchbares, erst recht nicht von der übersetzten Fassung.
    Geändert von Narcissu (08.06.2016 um 23:40 Uhr)


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