The Legend of Heroes V: Song of the Ocean
The Legend of Heroes V: Song of the Ocean bildet den Abschluss der sogenannten Gagharv-Trilogie. Trilogie deshalb, weil auch The Legend of Heroes III und IV schon in der Welt Gagharv spielten. Jedoch ist diese Welt dreigeteilt, und alle drei "kleinen" Welten – El Phildin, Tirasweel, Weltluna – wissen nichts von den anderen. Kleine Erkenntnisse über die Existenz anderer Welten schwappen zwar hin und wieder hinüber, aber eine richtige Verbindung entsteht nie so richtig, auch wenn die Existenz der anderen Welten in The Legend of Heroes V durchaus relevant ist und einiges von der Hintergrundgeschichte erklärt wird.
Spielerisch unterscheidet sich V nicht sehr von III und IV. Die Kämpfe sind minimal interessanter, die Dungeons haben nun häufiger kleinere Rätsel, es gibt optionale Szenarien für Spieler der beiden Vorgänger, in denen man alte Orte besucht und vertraute Charaktere wiedertrifft. Das war's aber auch schon.
Der größte Unterschied ist der Umfang des Spiels. Song of the Ocean ist sicherlich beinahe so lang wie beide Vorgänger zusammen, und noch länger, wenn man sich aller optionalen Inhalte widmet. Es gibt mehr als 30 Dörfer, Städte und Siedlungen, die man alle im Verlauf der Handlung besucht, und fast jeder Ort hat eine kleine Minihandlung. Entsprechend ist es wenig verwunderlich, dass die ernste Haupthandlung erst im späteren Verlauf beginnt.
Ausgesprochen frisch ist das Grundthema des Spiels: Musik. Der Protagonist, sein Großvater und seine Kindheitsfreundin, die sich zusammen auf eine Reise machen, sind alle Troubaroure, und viele weitere Mitstreiter sind ebenfalls Musiker. Entsprechend wird sehr oft Musik gespielt, in den Städten, auf Schiffsreisen und zu vielen anderen Anlässen.
Dieses Thema ist auch mit der Haupthandlung verknüpft, denn Melodien haben eine besondere Kraft in der Welt von The Legend of Heroes V. Die Protagonisten sind auf der Suche nach insgesamt 24 "Resonance Stones", die zusammen eine vom legendären Leone Friedrich Richter komponierte Melodie bilden. Was anfangs nur wie ein Hobby des Großvaters erscheint, entwickelt sich im späteren Verlauf zu einer wichtigen Aufgabe zur Rettung der Welt.
Dieses Ziel sorgt oberflächlich dafür, dass die Handlung wie eine Fetchquest erscheint. Tatsächlich ist das aber recht irrelevant, da die kleinen lokalen Handlung eine lange Zeit viel wichtiger sind.
Ein Problem, was damit einhergeht, ist leider, dass die Handlung fast keine Höhepunkte hat. Sie bietet zwar viel zu lachen, hat schöne Charaktermomente und ein paar nette Wendungen, aber anders als in IV gibt es im Spielverlauf keine richtig spannenden oder emotional involvierenden Momente.
Positiv hervorzuheben ist definitiv die Evolution der Musik: Song of the Ocean hat zwar immer noch keinen herausragenden Soundtrack, aber einen durchaus ordentlichen, der in Städten, unterwegs, in Dungeons, während der Kämpfe und in Event-Szenen durchaus einige hörenswerte Stücke vorzeigen kann.
Auch toll sind die Charakterportraits. Die Handlung extrem viele Charaktere – laut Verpackung über 100 –, und nicht jeder etwas relevante Charakter hat auch ein Bild. Bebildert sind aber letztlich dennoch ziemlich viele Personen, und nicht nur mit einem Großportrait, sondern auch mit verschiedenen Gesichtsausdrücken. Die Zeichnungen sind in einem wunderbar nostalgischen Anime-Stil, der genau meinen Geschmack getroffen hat.
Dass man mit seinem Großvater reist, ist auch cool. Insgesamt hat mir die Party in den beiden Vorgängern aber besser gefallen. Das Protagonistenduo ist nämlich nicht sehr spannend, und die Romanze, die sich schon von Anfang an deutlich abzeichnet, entwickelt sich fast die gesamte Handlung über kein Stück und bleibt dadurch uninteressant.
Dass das Spiel so viele Städte und Dungeons zu bieten hat, ist zwar auf den ersten Blick positiv, aber letztlich sehen einfach zu viele Orte (gerade die Dörfer und Städte) ähnlich aus. Vielleicht hätte es dem Spiel doch ganz gut getan, etwas kürzer zu sein. Das Ende hat eine leicht überraschende, aber wenig beeindruckende Wendung. Insgesamt ist das Ende aber, wie bei den beiden Vorgängern auch, schön inszeniert und diesmal tatsächlich auch nicht komplett positiv, auch wenn der Grundton natürlich fröhlich bleibt.
Wie in III und IV gilt wieder: Die Kämpfe sind zwar langweilig, aber man verbringt auch denkbar wenig Zeit mit ihnen. Wer nicht kämpfen will, muss das auch kaum tun und schafft es trotzdem ohne Probleme durchs Spiel. Langweilig fand ich The Legend of Heroes V aber nie. Dafür trifft das Spiel mit seiner charakterorientierten, dialoglastigen Handlung, der (zunächst) sorglosen Abenteuer-/Reiseatmosphäre und dem Retro-Charme einfach zu sehr meinen Geschmack.
Fazit: The Legend of Heroes V: Song of the Ocean ist ein durchaus nettes Spiel, aber viel mehr auch nicht. Die Charaktere sind sympathisch, bleiben jedoch sehr simpel und machen keine großen Veränderungen durch. Die Handlung kommt auch fast gänzlich ohne Drama innerhalb der Party aus, richtige Höhepunkte gibt es leider auch keine. Die Kämpfe sind wie bei den Vorgängern leider ziemlich reizlos, Nebenaufgaben gibt es keine. Dennoch hat das Spiel viel Charme, das Musikthema ist recht einzigartig umgesetzt und die zunächst sorglose Reiseatmosphäre und die lokalen Minihandlungen haben mir ziemlich gut gefallen, auch wenn das Spiel etwas zu lang geraten ist.
Nachdem ich nun alle Gagharv-Spiele gespielt habe, wäre meine Reihenfolge IV > III > V. Für Serienfans sind aber alle drei Titel spielenswert.
6,5 von 10 Punkten
Spielzeit: ~34:35h