Warum Dragon Quest sich weniger abnutzt als Tales of
Warum Dragon Quest sich weniger abnutzt als Tales of
Dragon Quest und Tales of sind beides Serien, die sich im Laufe der Zeit sehr wenig geändert haben. Dragon Quest ist etwas spezieller und gerade im Westen nicht ganz so beliebt. Die Serien haben recht wenig miteinander gemein, außer, dass sie schon eine Weile existieren und sich sehr an viele ihrer Traditionen halten und wenig Innovation zeigen.
Dass sich Dragon Quest weniger abnutzt als Tales, ist natürlich nur eine persönliche Meinung, jedoch keine, die ganz unbegründet ist. Gründe gibt es einige, und ich versuche mal, die für mich wichtigsten zusammenzufassen:

1) Dragon Quest nimmt sich Zeit, die Tales-Serie übereilt Veröffentlichungen.
Seit Dragon Quest VII erscheint alle paar Jahre nur ein Dragon Quest. Dieses Spiel ist dafür aber sehr umfangreich, hat ein gut durchdachtes Spieldesign und stellt meist eine kleine Erweiterung zum Vorgänger dar. Einige Veränderungen sind Geschmackssache (Wegfallen wirklicher "Story-Charaktere" in Dragon Quest IX), das meiste bleibt jedoch wie es immer war – Dragon Quest X lassen wir hier mal außen vor.
Die Tales-Serie hingegen rast durch die Titel. Meist alle anderthalb bis zwei Jahre gibt es einen neuen Titel, doch spätestens nach Graces f wirkt jeder Titel auf die eine oder andere Weise unfertig oder stellenweise faul.
2) Dragon Quest ist ein Märchen, Tales of eine Anime-Geschichte
Ein Märchen lebt durch seinen Charme, seine Magie. Die Geschichten in Dragon Quest mögen ernste Züge haben, sind jedoch auch mit sehr viel Humor und Augenzwinkern geschrieben. Diese Art von Handlung ist unaufdringlich – die will mehr verzaubern als beeindrucken oder emotional mitnehmen.
Die Tales-Serie orientierte sich schon immer stark an Anime-Klischees. Diese Klischees nutzen sich jedoch leider mit der Zeit ab, weil der Effekt, den sie erzielen wollen, schwächer wird, je öfter man ihn erlebt. Zur mangelnden Innovation gesellt sich leider auch mittelmäßiges Writing – das Fingerspitzengefühl, das Charakterdrama glaubwürdig zu präsentieren, fehlt in den neueren Titeln oft.

3) Dragon Quest entwickelt sich nicht zurück
Obwohl beide Serien sehr konservativ sind, lassen sich bei der Tales-Serie in den jüngeren Titeln deutliche Mangelerscheinungen erkennen: Dinge, die in den Vorgängern einfach besser waren. Die bewährte Weltkarte wurde durch langweilige, immer gleichaussehende Zwischengebiete ersetzt, interessante Nebenaufgaben charmanter Nebencharaktere durch Katalog-Quests gesichtsloser Stadtbewohner und das in Tales of Graces f so gut funktionierende Kampfsystem machte in den Nachfolgern deutliche Rückschritte.
Dieses Problem hat Dragon Quest nicht, oder nicht in dem Maß. Dragon Quest IX hat Zufallskämpfe abgeschafft – definitiv eine sinnvolle Evolution. Viele würden sich vielleicht sogar mehr Veränderungen und Modernisierungen wünschen, doch zumindest macht die Serie keine Rückschritte.
Wir dürfen gespannt sein, ob Dragon Quest XI dem Ruf der Serie als konservative Reihe, die auf einer weitestgehend gleichbleibenden, aber funktionierenden Formal basiert, gerecht werden kann. Und ob Tales of Berseria – bereits wenige Monate nach dem Release von Tales of Zestiria angekündigt – wieder ein mit technische Problemen behafteter Aufguss der gleichen Klischees wird, oder endlich mal an den richtigen Stellen etwas dringend notwendige Revolution in die schwächelnde Serie bringt. Ich hoffe auf letzteres, aber befürchte ersteres.