Kyuuyaku Megami Tensei: Digital Devil Story II
Ja, als Einstieg würde ich MT wirklich nicht empfehlen. Dann lieber Shin Megami Tensei, das ist vermutlich bedeutend spielbarer. Alternativ kannst du auch gleich zu den neueren Spielen springen. Shin Megami Tensei IV spielt sich sehr angenehm und motivierend, Spin-offs wie Digital Devil Saga haben nicht nur gutes Gameplay, sondern auch interessante Charaktere und eine spannende Geschichte. Persona geht natürlich immer, wobei die ab Persona 3 schon recht weit vom normalen SMT-Spielgefühl entfernt sind.
Nun habe ich auch Kyuuyaku Megami Tensei II gespielt, offensichtlich der Nachfolger von Kyuuyaku Megami Tensei I. Ich erwartete dasselbe Spiel nochmal, in einer anderen Umgebung und mit ein paar Verbesserungen, doch tatsächlich unterscheidet sich MT2 in einigen Belangen deutlich vom Vorgänger:
- Das Spiel ist bedeutend umfangreicher, größer und ein Stück länger.
- MT2 ist kein reiner Dungeon-Crawler mehr, sondern hat wie etwa Phantasy Star eine klassische Weltkarte und klassische Städte. Man merkt, dass drei Jahre zwischen den Teilen vergangen sind und in dieser Zeit die klassischen japanischen RPGs an Popularität gewonnen haben.
- Die Geschichte ist erheblich umfangreicher und besser. Die Charaktere haben etwas mehr Persönlichkeit und sind viel besser in die Handlung integriert.
- Einige Wahlmöglichkeiten innerhalb der Geschichte beeinflussen das Geschehen bedeutend und können am Ende zu einem "guten" und einem "schlechten" Abschluss führen.
- Die Geschichte weist einige heftige Twists auf: Man kämpft zum Beispiel gegen seinen besten Freund, der sich im Laufe der Handlung von dir trennt, gegen Lucifer (wahlweise) und am Ende sogar gegen Gott bzw. The One True God Y.H.V.H.
- Einige Ideen haben das Spielerlebnis deutlich interessanter gemacht. Beispielsweise wird an einer Stelle im Spiel der weibliche Mitstreiter entführt. An einer anderen Stelle verliert der Protagonist seinen Arm und bis dieser durch eine Cyberprothese ersetzt wird, kann er weder kämpfen noch sein Computer-Menü öffnen (was essentiell für das Gameplay ist).
- Die Welt ist viel offener. Auch wenn die Handlung grundlegend linear ist, kann man einige Dinge in beliebiger Reihenfolge erledigen und manche Orte erkunden, bevor man von der Story her dort hin muss.
- Das Gameplay bleibt aber trotzdem recht repetitiv, und durch den größeren Umfang fällt das noch stärker auf.
- Grafisch ist das Spiel für ein SNES-Spiel natürlich nicht richtig schön, aber die postapokalyptische Weltkarte hat mir sehr gefallen.
- Das Spiel spielt größtenteils in Tokyo, und man besucht verschiedene Stadtteile (Ginza, Ikebukuro, Shinjuku, Shibuya, Roppongi etc.), wie auch in vielen anderen SMTs
- Es gibt zwei Enden, von denen beide ihre Reize haben und keines eindeutig gut oder schlecht ist. Sehr fortschrittlich für diese Zeit (1990). Ohnehin ist die Handlung für so ein altes Spiel recht komplex und durchdacht und hat einiges zu bieten. Als Spieler was man die meiste Zeit nicht, wer nun wirklich gut oder böse ist, bis ganz zum Schluss.
- Da die Welt recht offen ist, ist ein Guide zum Spielen Pflicht, da man an verschiedenen Orten wichtige Szenen triggern oder Items besorgen muss. Die meisten findet man auch ohne Hilfe, aber ein paar verpasst man bestimmt, besonders da auch ein bisschen Backtracking gefordert wird.
- Das Spiel hat einige nette Komfortfunktionen eingebaut, darunter Teleporter und Zauber, die einem aus dem Dungeon oder in das letzte Dorf zurückbringen.
- Waffen und Ausrüstungen haben nun bisweilen besondere Eigenschaften. Es gibt Schuss- und Nahkampfwaffen, verfluchte Waffen und Ausrüstungsgegenstände mit speziellen Effekten, die z.B. noch andere Statuswerte erhöhen. Die besten Ausrüstungsgegenstände im Spiel haben besondere Bedingungen zum Anlegen.
- Wie auch im Vorgänger spielen die Mondphasen eine wichtige Rolle: Nicht nur für die Dämonenrekrutierung, sondern auch in Läden und bestimmten Punkten in der Story.
- Die gesamte Handlung ist extrem religiös beeinflusst und hätte zur damaligen Zeit niemals den Sprung nach Amerika geschafft, da das Spiel Gott in einer nicht sehr schmeichelhafte Rolle steckt.
- Man kommt sogar in die Hölle, und diese Unterwelt ähnelt der Unterwelt von Final Fantasy IV sehr stark und ist nicht minder interessant.
- Man merkt deutlich, wie sehr die Pokémon-Spiele vom Spielprinzip der Megami-Tensei-Serie beeinflusst wurden.
Fazit: Megami Tensei II stellt eine große Evolution zum Vorgänger dar und mischt Dungeon-Crawling (First-Person-Perspektive) mit klassischem RPG-Gameplay (Top-Down-Perspektive). Charaktere und besonders Handlung und Welt sind erheblich besser ausgearbeitet und die Komplexität des Spiels ist bedeutend größer. Die Atmosphäre ist ebenfalls sehr dunkel und hoffnungslos, und insgesamt nicht weniger dicht als bei MT1. Die Kämpfe laufen noch sehr ähnlich ab, aber insgesamt ist MT2 abwechslungsreicher. Wegen der Größe des Spiels wird aber auch hier das Gameplay schnell monoton und kann bisweilen auch nervig sein. Insgesamt handelt es sich aber um einen sehr interessanten Titel, der deutlich zeigt, wie viel sich zwischen 1987 und 1990 verändert hat. Unabhängig, ob man die NES- oder SNES-Version spielt, ist Megami Tensei II sicherlich einer der interessanteren Titel auf dem jeweiligen System. (Vermutlich sind die SMT-Spiele aber bedeutend besser.)
Story |
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Charaktere |
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Gameplay |
4.5 |
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Kämpfe |
5.0 |
Optik |
6.5 |
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Musik |
6.0 |
Atmosphäre |
8.0 |
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Spielzeit |
+-15h |
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Gesamt |
5.5 |