Breath of Death VII und Cthulhu Saves The World
In den letzten zwei Tagen habe ich mich mit zwei kleinen Indie-RPGs beschäftigt, die ich ursprünglich gar nicht anrühren wollte, es dann aber doch getan habe, nachdem ich mehr über die Spiele gelesen hatte. Und das war eine gute Entscheidung – so gut sogar, dass ich es fast bereue, mir die Spiele "nur" im Steam-Sale für ein paar Cent gekauft zu haben. Die Rede ist hier natürlich von Breath of Death VII und Cthulhu Saves The World, zwei kurze Spiele von größtenteils humorvoller Natur, die in ihrem Aussehen, Ablauf und Gameplay sehr den ganz alten RPGs nachempfunden sind. Beide Spiele zeigen zudem wunderbar, wie gut die alte Formel noch aufgehen kann, wenn man sie entsprechend modernisiert.
Verantwortlich für die Spiele sind hauptsächlich zwei Leute: Robert Boyd und William Stiernberg, die zusammen Zeboyd Games gründeten und nach den zwei etwas aufwändigeren Spielen Penny Arcade Adventures: On the Rain-Slick Precipice of Darkness: Episode 3 + 4 nun an ihrem mit Abstand aufwändigsten Titel sitzen: Cosmic Star Heroine.
Breath of Death VII
Breath of Death VII und Cthulhu Saves The World sind bewusst alt gehalten. Sie werden zwar als 16-Bit-Spiele verkauft, aber Breath of Death VII ist viel stärker an 8-Bit-Spiele angelehnt. Die Ähnlichkeiten zu Dragon Quest I bis IV sind unverkennbar. Im Spiel übernimmt man die Kontrolle über einen stummen Untoten (der jedoch denkt, nur nicht spricht). Die Geschichte ist sehr rudimentär, viel mehr Energie steckt das Spiel in das Gameplay und den Humor.
Die beiden Spiele basieren auf der gleichen Engine (die währenddessen weiterentwickelt wurde) und haben auch ein beinahe identisches Spielsystem. Die ganzen klassischen JRPG-Elemente sind vorhanden: Dungeons, Zufallskämpfe, Dörfer, Ausrüstungsgegenstände und eine Weltkarte. Die Spiele sind meiner Meinung nach ein Paradebeispiel dafür, dass so ein klassisches Rezept heute noch wunderbar funktionieren kann, wenn es nur etwas modernisiert wird.
Cthulhu Saves The World
Der größte Unterschied zu älteren Spielen ist der höhere Komfortgrad. Die Kämpfe laufen sehr zügig ab, die Zufallsbegegnungen pro Gebiet sind begrenzt (Kämpfe können anschließend aber manuell initiiert werden), es gibt frei wählbare Level-Up-Boni und ein interessantes Hit-System. Dieses System basiert darauf, dass ein Hit- oder Kombo-Zähler pro Treffer steigt. Einige Angriffe jedoch setzen diesen Zähler wieder zurück und werden je nach Höhe des Zählers stärker. Hinzu kommt eine Mechanik, durch die die Gegner in jedem Zug um zehn Prozent stärker werden, was es gefährlich macht, Kämpfe in die Länge zu ziehen. Die Bosskämpfe sind teilweise übrigens recht fordernd, und dort merkt man auch, dass das Spielsystem im Kern ziemlich gut durchdacht ist, denn obwohl es so simpel ist, kann man als Spieler verschiedene Vorgehensweisen wählen, die je nach Situation nützlich und weniger nützlich sind.
Übrigens kann man auch jederzeit sehen, wie viel Schaden ein Angriff austeilt (Schwächen/Stärken der Gegner nicht mit einbezogen) und wie viel HP die Gegner haben.
Diese simplen Veränderungen des "Urschemas" sorgen für ein sehr motivierendes Spielerlebnis. Beide Spiele sind ziemlich kurz (ca. 4-5 und 6-8 Stunden), weshalb man sie auch bequem in ein bis drei Tagen durchspielen kann. Als Bonbon für Genrekenner gibt es zahlreiche Anspielungen und Parodien vom RPG-Klischees, gemischt mit buntem Humor und vielen Subkultur-Referenzen. Die Entwicklerkommentare in Cthulhu Saves The World geben zudem einen netten Einblick hinter die Kulissen.
Cthulhu Saves The World
Cthulhu Saves The World stellt eine Weiterentwicklung zu seinem Vorgänger dar. Die Grafik ist teilweise deutlich aufwändiger, es gibt verschiedene Ebenen auf einer Map, es wurde ein Insanity-System hinzugefügt, man kann sich jederzeit überallhin teleportieren. Man hat für die Weltkarte nun ein Vehikel, es gibt mehr optionale Dungeons und eine Handvoll Sidequests. Alles Entwicklungen, die im JRPG-Genre nach und nach geschahen.
Was ich nicht ganz so sehr mochte waren die gigantischen Dungeons, die in beiden Spielen präsent sind. Die meisten sind vom Ausmaß echt riesig, sodass man viel herumläuft und sich unter Umständen nicht zurechtfindet. Karten gibt es keine, dafür jedoch viele Schätze, von denen man vermutlich viele verpasst, wenn man nicht jede Map genau erkundet. Ich hätte lieber mehrere kleine Dungeons gehabt, das hätte mehr Abwechslung geboten und die Größe der einzelnen Gebiete auf ein humanes Maß reduziert. Unterm Strich haben jedoch auch die großen Dungeons nie sonderlich lange gedauert.
Cthulhu Saves The World
Grafisch wirken die Spiele teilweise noch etwas amateurhaft (Charakterbilder), aber wenn man sich Cosmic Star Heroine ansieht, merkt man, dass die beiden Entwickler noch viel mehr drauf haben als optisch Dragon Quest zu klonen. Die Musik ist in Ordnung.
Fazit: Breath of Death VII und Cthulhu Saves The World sind Liebesbriefe an klassische RPGs, die sich zugleich auch über das Genre lustig machen. Sie erfinden quasi nichts neu, modifizieren aber altbekannte Mechaniken auf eine Weise, die sie wieder spaßig machen. Insgesamt handelt es sich um zwei sehr spaßige Spiele, die deutlich zeigen, wie viel Potential in den Entwicklern steckt und mir große Hoffnungen für Cosmic Star Heroine machen.
Spielzeit: 3:20h (Breath of Death VII) und 6:20h (Cthulhu Saves The World)
Wertung: 7 von 10 Punkten