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Tales of Destiny #2
Nach längerer Pause habe ich in den letzten paar Tagen mal Tales of Destiny weitergespielt. Aufgehört hatte ich nach der ersten Spielhälfte, und die zweite ist etwa genauso lang, abhängig davon, wie viele Nebenaufgaben man macht wohl etwas länger oder kürzer. Bei mir war es etwas weniger, weil ich nur ein paar der Nebenaufgeben gemacht habe. Was ich an meinem Durchgang am meisten bereute, ist, dass ich mir Mary in der zweiten Hälfte nicht mehr ins Team geholt hatte. Irgendwie hatte ich das verplant.
Ein paar Eindrücke:
Story, Welt & Charaktere:
Die Geschichte ist relativ dicht am Genrestandard. Es gibt ein paar Wendungen, aber keine allzu großen Überraschungen, wenn man schon ein paar klassische RPGs gespielt hat. Es sind halt solche Sachen wie "Person A ist der Vater von Person B" oder "Person C war in echt ein Verräter" oder "der Oberantagonist ist in echt gar nicht der Oberantagonist, sondern wurde nur vom Oberoberantagonisten benutzt". Insgesamt war die Handlung nicht schlecht, aber auch nicht sonderlich gut. Tales of Phantasia hat mir wegen der schönen Mythologie besser gefallen, und Eternia mochte ich lieber, weil ich die Präsentation gelungener fand. Das ist übrigens auch einer meiner größten Kritikpunkte am Spiel: Tales of Destiny präsentiert die so liebevoll geschriebenen Dialoge oft nicht angemessen. Es gibt keine Gesichter in den Textboxen, keine Wartezeiten zwischen den Textboxen und die Mimik und Gestik der Charaktere ändert sich während der Dialoge kaum. Das hat schon Final Fantasy IV besser hinbekommen.
Recht gerne mochte ich den Cast von Tales of Destiny. Die Charaktere waren sympathisch, vielseitig, lebendig und liebevoll in Szene gesetzt, die Swordians haben ebenfalls ihren Teil dazu beigetragen. Dadurch sind oft sehr witzige und charmante Dialoge entstanden. In den ernsthaften Situationen konnte das Spiel nicht ganz so viel punkten, war aber immerhin durchschnittlich. Ganz besonders toll an Tales of Destiny ist die große, lebendige Welt. Auch abseits der Hauptcharaktere gibt es viele Personen in der Welt, die viel Entwicklerliebe abbekommen haben. Die Welt ist vollgestopft mit Leuten, die irgendetwas zu sagen haben – häufig auch etwas, das relevant ist. Es gibt viele kleine Sidequests, die toll sind, und nach jedem relevanten Handlungsereignis ändern die NPCs in den Städten ihre Dialoge. Das merkt man besonders in der zweiten Hälfte. Dort lassen aber leider auch die charmanten Konversationen zwischen den Charakteren etwas nach, weil die Story mehr im Vordergrund steht. Leider ist die gar nicht mal sonderlich lang oder komplex, aber man wird trotzdem durch etliche Dungeons gejagt, um als Vorbereitung irgendwelche Dinge zu finden oder aktivieren.
Das Ende fand ich auch höchstens durchschnittlich. Es war nett und versöhnlich, aber ziemlich kurz und unbesonders. Am Ende kommen alle Charaktere ein Jahr nach Abschluss der Handlung zusammen, reden zwei Minuten und fertig. Mehr ist das nicht – man erfährt auch keine Details, was mit der Welt nach dem Ende passiert, obwohl sich in dem Jahr ja einiges verändert haben muss.
Grafik & Musik
Tales of Destiny ist ein 2D-Spiel mit ein paar Anime-Sequenzen zwischendurch. Bisweilen werden Bilder als Hintergrundgrafiken verwendet, meistens sind es aber normale Maps wie bei Tales of Phantasia. In die Optik des Spiels wurde viel Liebe gesteckt und die Orte strotzen nur so vor kleinen Details. Die 3D-Weltkarte wirkt reichlich unausgereift. Sie sieht nicht sonderlich schön aus, weil alles so komisch verzerrt wirkt, und in horizontale Richtung bewegt man sich wesentlich schneller als in vertikale Richtung. Seltsam. Wirkt alles noch sehr experimentell, die 3D-Weltkarte von Phantasia fand ich da wesentlich ansprechender. Insgesamt finde ich aber die begrenzte Auflösung und Farbpalette der 16-Bit-Spiele ansprechender, weshalb ich auch die aufwändigeren Sprites aus Tales of Destiny nicht so sehr mochte wie die aus Tales of Phantasia. Eternia ist wegen der durchgehend gezeichneten Hintergründe klar mein Favorit, und Phantasia mag ich wohl auch noch etwas lieber als Destiny. Allerdings sehen alle drei Spiele toll aus, das lässt sich nicht bestreiten.
In einem weniger positiven Licht sehe ich die Musik. Ja, es gab durchaus einige nette Stücke und den Soundtrack würde ich nicht als "schlecht" bezeichnen. Aber es gibt einfach keine Highlights und wieder eine ziemlich hohe dichte unmotivierter Dudelstücke. Darunter leider auch die Präsentation des Öfteren, selbst bei der Rede vor dem letzten Kampf läuft ein Stück, das schon etliche Male vorher verwendet wurde. Motoi Sakuraba und Shinji Tamura haben auch hier wieder einen mittelmäßigen Soundtrack komponiert. Vielleicht etwas stärker als der von Eternia, aber Phantasia fand ich deutlich besser. Ich bin echt froh, dass Go Shiina bei Zestiria mitwirkt.
Gameplay
Das Kampfsystem von Destiny ist eine besser funktionierende Version des Phantasia-Kampfsystems. Normale Angriffskombos wie bei Eternia sind noch nicht möglich. Obwohl die Kämpfe teilweise einen recht aufwändigen Eindruck machen, sind sie recht simpel. Im Endeffekt lohnen sich auch nur ein paar Skills wirklich, und mit denen läuft man dann die meiste Zeit herum. Der Schwierigkeitsgrad erschien mir sehr niedrig, selbst der letzte Boss war innerhalb kürzester Zeit ohne Probleme besiegt. Es gab Gegner, die gefährlich werden konnten, aber die allermeisten konnte man sehr schnell durch Spammen immer der gleichen Angriffe in die Knie zwingen. Aus diesem Grund würde ich das Kampfsystem auch noch nicht als wirklich gut ansehen. Es ist recht flott, aber anspruchslos und ohne besondere Raffinessen.
Aber auch abgesehen von den Kämpfen wird man viel beschäftigt. In den Dungeons, die später sehr komplex werden (aber nur in wenigen Fällen wirklich nerven), gibt es einige Rätsel. Manche sind einfach, manche sind schwieriger, manche sind blöd. Und es gibt Zufallskämpfe. Nicht immer während der Rätsel, aber doch während der meisten. Das empfand ich nicht als so schlimm wie bei Phantasia, aber angenehm war es trotzdem nicht. Es gibt aber auch eine Reihe von Minispielen mit NPCs in den Dörfern und Städten – Arenakämpfe, ein Wettrennen, ein Zahlenspiel und mehr solcher Sachen. Die sind ganz spaßig. Nicht weltbewegend, aber in ihrer Masse machen sie schon einen Teil des Spiels aus. Sehr merkwürdig fand ich, dass manche Truhen ihren Inhalt ändern, wenn man sie beim ersten Mal nicht öffnet, sondern bis zu einem bestimmten Punkt im Spiel wartet. Das ist eine, wie ich finde, eher ungünstige Designentscheidung, weil man auch nichts davon mitbekommt.
Die Freiheit im Spiel ist zu Beginn recht gering, wächst aber stetig weiter. Ein Schiff bekommt man erst recht spät, ein Luftschiff erst ganz am Ende. Das macht das Reisen über die Weltkarte etwas mühselig, aber irgendwann kann man in einer Nebenquest ein Tricycle (Dreirad) bekommen, mit dem man sich zwar nur langsam fortbewegen kann, aber das Zufallskämpfe auf der Weltkarte unterbindet. Dass Tales of Destiny zu wenig Abwechslung bietet, kann man definitiv nicht behaupten. Im späteren Spielverlauf werden die Dungeons zwar etwas mühseliger und manche Rätsel sind nicht gerade intuitiv, aber es gibt Schlimmeres.
Fazit: Tales of Destiny ist ein sehr lebendiges Spiel mit sehr viel Inhalt. Es gibt so viele Details und optionalen Inhalt, dass man es wirklich mehrfach durchspielen muss, um alles gesehen zu haben. Die Charaktere sind sympathisch und liebenswert und die Dialoge charmant und schön geschrieben. Wer gern entdeckt, könnte sehr viel Spaß an dem Spiel haben. Die Geschichte ist allerdings trotz der komplexen Ausgestaltung der Welt nicht mehr als Standardkost und auch die Umsetzung ist nicht allzu gut gelungen, weshalb das Spiel im emotionaler Hinsicht nicht richtig überzeugen kann. Erschwerend hinzu kommt ein mittelmäßiger Soundtrack. Insgesamt sehe ich Tales of Destiny aber trotzdem als gutes und sehr umfangreiches Spiel an.
Story |
6.0 |
|
Charaktere |
7.0 |
Gameplay |
7.0 |
|
Kämpfe |
6.0 |
Musik |
5.0 |
|
Atmosphäre |
7.0 |
Spielzeit |
28:15h |
|
Gesamt |
7.0 |
Geändert von Narcissu (05.05.2014 um 23:28 Uhr)
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