Exkurs #15: Final Fantasy III
Nach einer Retro-Pause (zumindest was die ganz alten Spiele betrifft^^) habe ich mich in den letzten Tagen mal wieder Final Fantasy III zugewandt. Das ging recht zügig und problemlos vonstatten, und ich fand das Spiel relativ frustfrei, bis gegen Ende die Dungeons größer und die Gegner nerviger wurden, was dann im letzten Dungeon seinen explosiven Höhepunkt genommen hat und ich nicht weiß, wie man das Spiel damals ohne Savestates spielen konnte. ^^ Klar, mit den richtigen Jobs sind die Kämpfe nicht so schwierig, aber es ist einfach immer eine gehörige Portion Glück dabei und dass die Gegner einen überraschen oder den Erstschlag haben kommt extrem oft vor. Die späteren Bosse halten zwar nicht allzu viel aus, können aber ganz schön austeilen. Darüber hinaus hat man keine zuverlässigen Heilmittel im Kampf, die mehr als ein Ziel haben. Insgesamt ist Final Fantasy III aber zweifelsohne das gameplaytechnisch fortgeschrittendste rundenbasierte NES-RPG.
Ich gehe mal auf die einzelnen Punkte genauer ein.
Story
Nach der ernsten Story von Final Fantasy II hat sich Sakaguchi bei III dazu entschieden, wieder eine klassisches und leichtherzige Geschichte zu erzählen, mit recht viel Charme und Humor. Zwar gibt es auch tragische Momente wie Charaktertode, aber die fühlen sich nicht ansatzweise so "schwer" an wie in Final Fantasy II. Die ganze Welt scheint wenig davon mitzubekommen, dass die Welt in Gefahr ist (anders als in den beiden Vorgängern). Stattdessen gibt es meistens lokale Probleme, denen man sich auch häufig zuwenden darf. Der Großteil der Geschichte besteht aus kleineren Substorys und Fetchquests. Wendungen gibt es nicht, die Hauptcharaktere haben keinerlei Persönlichkeit, agieren als eine Entität und haben auch keine Rolle in der Geschichte, abgesehen davon, dass sie die Krieger des Lichts sind.
Final Fantasy III lebt von seinem Charme. Die Welt ist (ähnlich Dragon Quest) sehr einfallsreich und mit viel Liebe zum Detail gestaltet. In den vielen Dörfern und Städten gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Völker, von Zwergen bis hin zu Moogles (die hier ihren ersten Auftritt haben). Auch viele der Beschwörungen gibt es hier erstmals (Odin, Shiva, Ifrit, Leviathan, ...), auch wenn sie erst in Final Fantasy IV eine größere Rolle in der Geschichte spielen. Es gibt auch eine Reihe von Nebencharakteren, die zeitweise der Gruppe beitreten (allerdings nicht im Kampf), darunter Cid. Oftmals ist die Geschichte mit Humor erzählt – ich erinnere mich da gerne an die vier alten Männer, die behaupteten, die Krieger des Lichts zu sein. (Übrigens auch eine Parallele zu Dragon Quest – so etwas in der Art gab es im vierten Teil.) An der Hauptgeschichte ist vielleicht noch positiv hervorzuheben, dass Licht und Dunkelheit als gleichwertig angesehen werden und das Gleichgewicht beider bestehen muss, und auch das Licht schlecht sein kann. Das war's aber auch schon – mehr Innovation hat die Geschichte nämlich wirklich nicht, und das ist etwas schade. In dieser Hinsicht fand ich beide Vorgänger interessanter, auch wenn Final Fantasy III die lebendigere Welt hat.
Gameplay
Das Job-System, das ja schon in Final Fantasy in gewisser Weise vorhanden war, wurde hier stark erweitert. Mehr als 20 Jobs gibt es, und man kann zwischen ihnen hin- und herwechseln. Dies eröffnet zum ersten Mal in einem rundenbasierten RPG wirklich tiefgreifende strategische Möglichkeiten. In der Praxis bewähren sich zwar meistens Standardtaktiken, aber des Öfteren wird man gezwungen, auch mal andere Wege zu beschreiten – zum Beispiel, wenn man im Mini-Zustand ist oder gegen Gegner kämpft, die sich bei physischem Kontakt verdoppeln. Tatsächlich sind auch einige der Jobs nützlich. Man hat also viel Freiheit beim Spielen. Die Jobs leveln außerdem auf, was sie natürlich stärker macht. Skills und Ausrüstungen muss man allerdings kaufen, ein Level Up bringt also wirklich nur verbesserte Statuswerte und Kampfboni. Es gibt darüber hinaus auch noch die normalen Level Ups, die allerdings wesentlich seltener stattfinden.
Die Welt von Final Fantasy III bietet recht viel Freiheit. Die Geschichte an sich ist zwar relativ linear, aber da man diverse Reisemöglichkeiten hat, kann man manche Orte schon besuchen, bevor man eigentlich dort hinmuss. Es gibt wirklich viele Vehikel in dem Spiel: Chocobos, ein Kanu, ein Schiff, ein Luftschiff, ein schnelleres Luftschiff, ein Luftschiff, das höher fliegen kann. Eines davon bekommt auch noch eine U-Boot-Funktion. Die Luftschiffverliebtheit hat hier also einen temporären Höhepunkt, der erst mit Final Fantasy IX in dieser Form wieder auflebt.
Optionale Orte gibt es einige – darunter der Bahamut-Dungeon. Man kann ebenfalls gegen Odin und Leviathan kämpfen. Final Fantasy III hat außerdem extrem viele Geheimgänge, in jedem Dorf und in jedem Dungeon. Oft führen die zu Schatzkisten (von denen es auch reichlich gibt), aber oft muss man die sogar benutzen, um weiterzukommen. Grinding ist am Anfang von Final Fantasy III nicht wirklich notwendig, gegen Ende des Spiels aber ein Muss. Der Schwierigkeitsgrad steigt dann nämlich exponentiell an und sowohl normale Gegner als auch Bosse können extrem gefährlich sein. Der Endkampf bildet dort den Höhepunkt. Der kann recht einfach sein, wenn man gut vorbereitet ist, doch ist man das nicht, dann ist eine Niederlage vorprogrammiert. Das dämliche dabei: Die Wolke der Dunkelheit verwendet nur einen Angriff, doch der ist sehr mächtig. Wenn man nicht schnell genug dagegen anheilen kann, heißt es Game Over. Bei mir bedeutete das: Savestate laden. Im Original bedeutete das: Den gesamten langen Dungeon inklusive aller Bosskämpfe nochmal machen. Klingt spaßig. ^_–
Ohne Savestates sollte man die Urversion daher heute definitiv NICHT mehr anrühren. Zu viel Frustrierendes kann einfach passieren, selbst bei guter Vorbereitung.
Grafik & Musik
Grafisch hat sich Final Fantasy III im Vergleich zu den Vorgängern stark weiterentwickelt. Die Monster sehen viel besser aus, es werden mehr Farben bei den Grafiken verwendet und die Umgebung ist vielfältiger gestaltet. Musikalisch finde ich Final Fantasy I definitiv besser, und den zweiten Teil wohl auch. Uematsu hat für III durchaus auch einige nette Lieder komponiert, aber die wirklichen Highlights fehlen meiner Meinung nach.
Fazit:
Final Fantasy III ist für ein NES-Spiel extrem fortschrittlich. Die Kämpfe und das Jobsystem sind, wenn auch aus heutiger Sicht kaum vorstellbar, ungleich vielfältiger als alles, was das Genre bis dahin zu bieten hatte. Dafür ist die Geschichte, wenn auch bisweilen charmant erzählt, leider ein großer Schritt zurück. Zwar steht das Storytelling nicht vollkommen im Hintergrund, aber die Handlung selbst ist einfach ziemlich langweilig und ohne Besonderheiten. Insgesamt habe ich Final Fantasy III gegenüber gemischte Gefühle und mochte die beiden Vorgänger lieber.
Story |
- |
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Charaktere |
- |
Gameplay |
5.5 |
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Kämpfe |
5.0 |
Musik |
6.0 |
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Atmosphäre |
5.0 |
Spielzeit |
11:40h |
|
Gesamt |
4.5 |
Momentan spiele ich außerdem Child of Light, von dem ich ausgesprochen begeistert bin. Die Tage mehr dazu.