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Dragon Quest VI
Heute habe ich Dragon Quest VI für SNES durchgespielt, nachdem ich mich dem Spiel dieser Woche ziemlich intensiv gewidmet hat. Interessanterweise glich meine Motivationskurve hier sehr der von Dragon Quest V: Ich hab das Spiel vor einigen Monaten (Januar?) begonnen, drei Stunden gespielt, es lange schleifen lassen, und dann recht zügig den Rest gespielt.
Zunächst war ich zwar nicht ernüchtert, aber auch nicht sonderlich begeistert vom Spiel. Optisch ist Dragon Quest VI das erste, was richtig gut aussieht – endlich auf SNES-Niveau –, aber dafür sind die Ladezeiten ungewöhnlich lange, was ich so bei keinem anderen SNES-Spiel gesehen habe. Relikte aus der Vergangenheit, wie die umständlichen Menüs, wurden leider weiterhin beibehalten und die Kämpfe sind nach wie vor nicht wirklich interessant.
Bisher hatte jedes Dragon Quest in puncto Story eine kleine Evolution zu verzeichnen. Dragon Quest VI ist nicht mehr so (haupt)charakternah wie der Vorgänger, wird aber dadurch interessant, dass man zwei Welten bereist, die in gewisser Weise zeitversetzte Parallelwelten sind. Das hat mich anfangs noch nicht beeindruckt, aber je weiter das Spiel voranschritt, umso besser wurde diese Idee genutzt.
Dragon Quest VI ist wieder stärker auf kleine Lokalhandlungen konzentriert als die beiden Vorgänger. Das fand ich gut, denn die waren oft sehr schön umgesetzt, besonders wenn man zwischen "Vergangenheit" und "Gegenwart" hin- und herreisen musste, um NPCs zu helfen. Das hat mich etwas an The Legend of Zelda: Oracle of Ages erinnert, das ein ähnliches Konzept besitzt.
Die Hauptcharaktere sind größtenteils zumindest irgendwie in die Handlung integriert, auch wenn niemand sonderlich viel im Rampenlicht steht. Ich bin aber froh, dass es keine austauschbaren Charaktere wie in IV gab.
Es ist schade, dass das Klassensystem erst so spät eingeführt wird, denn das ist bisher das beste der Serie. Leider haben es die Entwickler versäumt, das System so transparent und komfortabel wie in Final Fantasy V zu machen. Immer, wenn man Klassen wechseln will, muss man an einen bestimmten Ort zurückreisen, und die Synergien zwischen den Klassen sind auch nicht gerade aufregend.
Abgesehen davon gibt's noch ein paar niedliche Gameplay-Features, beispielsweise eine Modeshow bzw. einen Schönheitswettbewerb und eine Schleim-Arena. Und natürlich ein Casino, bzw. drei. Es gibt sogar einen Bonusdungeon im Postgame, aber den habe ich mir nicht angesehen.
Der Schwierigkeitsgrad pendelt zwischen "durchschnittlich" und "fordernd". Einige Bosskämpfe haben es in sich, aber im Prinzip kann man alle Kämpfe im Spiel nach dem gleichen Schema kämpfen und fährt damit recht gut. Exotische Klassen habe ich nicht genutzt, bei mir gab es nur Magier (Priest, Wizard) und physische Kämpfe (Soldier, Fighter) sowie deren erweiterten Klassen (Battlemaster, Paladin).
Etwas verdutzt war ich, als plötzlich die Nachricht erschien, die Fanübersetzung sei hier zu Ende. Zum Glück hatte ich nur eine alte Version und konnte die mit einem neuen Patch überspielen. ^^ Generell fehlten leider aber einige NPC-Dialoge, nur ca. 95% des Spiels waren übersetzt.
Was sehr cool an Dragon Quest VI ist (noch cooler als an den Vorgängern): Die Fortbewegungsmittel sind richtig genial! Also nicht von den Features, sondern weil die Ideen so verrückt sind. Man steuert ein Schiff (später auch U-Boot), einen fliegenden Teppich, eine schwimmende Insel, einen Pegasus und ein fliegendes Bett. Auf das Bett hatte ich mich schon vorher gefreut.
Echt bezaubernd! Cool übrigens, das man eine Unterwasserwelt bereisen kann. 
Was mir erneut aufgefallen ist, diesmal noch negativer, ist, wie schematisch die Handlung am Ende immer abläuft. Immer gibt es einen dunklen Overlord (oft mit ein paar Minions), der der letzte Boss ist und für alles Böse in der Welt verantwortlich ist. Der letzte Dungeon ist immer das Schloss dieses Oberbösewichts, und das Ende ist immer dasselbe (Held bereist das Land und verabschiedet sich von seinen Freunden). Ich hatte ja geschrieben, dass sich die Dragon-Quest-Formel nicht abnutzt, aber das bezog sich primär auf den magischen Charme der Serie, der sich durch die Geschichte zieht. Das Finale gehört aber nicht dazu, und ich hoffe mal, dass die folgenden Teile da zumindest etwas interessanter sind.
Zwei neue Spielelemente, die ich für erwähnenswert halte:
- es gibt endlich einen (unbegrenzten?) "Beutel", nicht nur Charakterinventare
- man kann alle Brunnen im Spiel betreten
Im Großen und Ganzen mochte ich Dragon Quest VI, gerade was das Weltenkonzept betrifft, aber Dragon Quest V mag ich noch eine Ecke lieber, weil die Handlung mich da an zwei bis drei Stellen sogar emotional stark erreichen konnte. Die Kämpfe, die nach wie vor den Hauptteil des Gameplays darstellen, sind leider immer noch zu langweilig. Musikalisch fand ich das Spiel gelungen, gewohnte gute Sugiyama-Kost.
Wertung: 6 von 10
P.S.: Das Spiel folgt übrigens dem Serientrend, dass jeder Teil länger ist. Mehr als 21 Stunden saß ich an Dragon Quest VI, und ohne beschleunigte Kämpfe wären es bestimmt um die 40 Stunden. (Wobei ich gerade sehe, dass ich für III länger gebraucht habe als für IV.)
Mein aktuelles Serien-Ranking: V > VI > IV > III > I > II.
Jetzt bin ich bereit für das 3DS-Remake von VII.
Geändert von Narcissu (21.05.2016 um 21:06 Uhr)
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