Exkurs #9: Makai Toushi SaGa (aka The Final Fantasy Legend)
It has been said that the tower
in the center of the World
is connected to Paradise.
Dreaming of a life in Paradise,
many have challanged the secret of the tower,
but no one know what became of them.
Now, there is another
who will brave the adventure...
Das ist die Geschichte vom ersten SaGa. Viel mehr gibt es da nicht – eine Gruppe wagemutiger Helden muss sich durch einen Turm kämpfen, um am Ende ins Paradies zu gelangen. Jedes Stockwerk im Turm führt zu einer anderen Welt, und so müssen die Helden in vier Welten insgesamt vier Sphären besorgen, um den Weg nach oben zu öffnen. Dabei müssen sie in jeder der vier Welten ein paar Probleme lösen.
SaGa ist echt ein merkwürdiges Spiel. Welt, Story und Mechanik wirken ziemlich außergewöhnlich. Das merkt man schon daran, dass die unterschiedlichsten Settings vermischt wurden:
Welt 1: Klassische Mittelalterwelt mit Königreichen Welt 2: Wasserwelt mit Meer, Inseln, Palmen und einem Unterseepalast Welt 3: Himmelswelt mit einem fliegenden Schloss und Luftschiff und Wolkeninseln Welt 4: Postapokalyptische Zukunftswelt mit zerstörten Städten, Bahnschienen, unterirdischen Tunneln und Computern
Die Geschichten in den einzelnen Welten sind ganz unterschiedlich. In der ersten Welt muss man beispielsweise legendäre Ausrüstungsgegenstände sammeln und Banditen in die Flucht schlagen, um dem König zu einer Frau zu verhelfen. In der letzten Welt muss man eine Art Computer/Gerät zusammenbauen, mit dem man ein Kraftfeld einer Kreatur deaktivieren kann, die die wenigen verbleibenden Einwohner tyrannisiert. Aber immer geht's darum, den Einwohnern zu helfen.
Nachdem man das alles geschafft hat und im Turm ganz oben den vermeintlichen letzten Endgegner – Asura – besiegt hat, ist das Spiel aber noch nicht zuende. Stattdessen muss man sich noch einmal durch einige Stockwerke kämpfen, dabei alle Bosse der einzelnen Welten noch einmal in stärkerer Form besiegen, um anschließend auf der Spitze des Turms dem Schöpfer gegenüberzustehen. Dieser hat so viel Leid in die Welt gebracht, damit die Menschen wieder Mut aufbringen, etwas zu verändern. Er zeigt sich beeindruckt ob der Leistungen der Heldengruppe, so weit gekommen zu sein und verspricht, ihnen einen Wunsch zu erfüllen. Doch die Helden mögen es nicht, als Werkzeuge oder Gegenstände behandelt zu werden, und fordern den Allmächtigen zum Kampf heraus.
Der Schöpfer ist besiegt und kontrolliert die Welt, die er schuf, nun nicht mehr. Die Helden beschließen, in ihre Welt zurückzugehen.
Ja, eine ziemlich seltsame Geschichte. Alles an SaGa wirkt irgendwie skurril – schon die Tatsache, dass die ganze Welt von sprechenden Monstern bewohnt wird. Die bunt zusammengewürfelten Settings sorgen für eine merkwürdige Atmosphäre. Dabei sind die einzelnen Sub-Storys in den Welt mitunter recht klassisch: Monster besiegen, Geiseln befreien, böse Anführer stürzen – solche Sachen halt. Die Protagonisten sind, obwohl persönlichkeitslos und austauschbar, übrigens nicht stumm. Zwar ist die Präsentation sehr minimalistisch, aber es gibt zumindest auch Szenen und nicht nur Dialoge, und zur Situation passende Musikwechsel (das habe ich bei NES-Spielen oft schmerzlich vermisst – ein Charakter stirbt, aber im Hintergrund läuft noch das gleiche Dungeon-Gedudel).
Die Musik ist übrigens von Uematsu. Der Soundtrack hat zwar ein paar ganz nette Stücke, ist aber absolut nichts Besonderes.
Aber auch das Gameplay ist ein bisschen seltsam – aber dafür ist die SaGa-Serie ja bekannt. Bei sogenannten Gilden kann man neue Mitstreiter rekrutieren (maximale Gruppengröße: vier Personen). Dabei kann man zwischen Geschlechtern (m/w) auswählen, und – wichtiger – eine Rasse (oder wie man's nennen will). Dabei stehen Mensch, Mutant und Monster zur Verfügung. Das interessante dabei ist, dass das alles komplett unterschiedliche Klassen sind, die die klassischen RPG-Mechaniken teilweise gehörig auf den Kopf stellen. Es gibt keine Level im Spiel und das Wachstum erfolgt auf ziemlich unkonventionelle Weise:
Mensch: Wachstum erfolgt durch Items, die HP, Stärke und Agilität erhöhen und in Läden gekauft werden können. Defensive Werte werden durch die Ausrüstungsgegenstände definiert, der ausgeteilte Schaden zudem noch durch die Waffe.
Mutanten: Ähnlich wie in FFII erhöhen sich bei Mutanten die Statuswerte, die häufig verwendet werden. Sie können statt 8 nur vier Gegenstände/Waffen/Rüstungen tragen, aber haben dafür vier Plätze für individuelle Skills. Diese ändern sich zufällig (!) nach dem Kampf, was man anscheinend nicht/kaum beeinflussen kann.
Monster: Monster haben keinerlei Wachstum. Sie verwandeln sich zu neuen Monstern, sobald sie das Fleisch von bezwungenen Gegnern fressen.
Es kommen noch ein paar andere Sachen hinzu, wie etwa, dass Waffen irgendwann kaputtgehen (es steht immer dabei, wie oft sie verwendet werden können), oder, dass es verschiedene Waffentypen gibt (Strength-based, Ability-based, distance weapons). Zauber existieren übrigens auch.
Die Schwierigkeitsgrad ist extrem flexibel, viel Grinding ist grundsätzlich nicht notwendig. Ich habe am Anfang ein bisschen Geld gefarmt, und währenddessen wurde mein Mutant so übermächtig, dass er bereits in der zweiten Welt viele Maximalwerte hatte. Ein Monster hatte ich nicht im Team, und die Menschen habe ich in Welt 3 richtig aufgepowert. Die Obergrenze für Statuswerte liegt bei 255, aber es wird nur 99 angezeigt. Kommt man über 255, sinkt der Wert wieder auf 1 (!), was sehr gefährlich ist. Aber es ist sehr hilfreich, einen Stärke-Wert weit über 100 zu haben, weil das Spiel sonst gegen Ende sehr schwierig werden kann.
Ich fand den Großteil des Spiels aus besagten Gründen extrem einfach. Meine Charaktere haben so viel Schaden gemacht, dass ich alle Gegner sehr schnell besiegt habe, inklusive Bosse. Und dafür musste ich nicht einmal viel Geld farmen. Lediglich gegen Ende wurde es teilweise etwas brenzlig, da die vielen Zufallskämpfe meiner Gruppe dann doch stark zusetzten und ich kaum passende Heilmittel dabei hatte.
Insgesamt spielt sich das Spiel recht flott, die Encounter Rate ist allerdings sehr hoch, was manchmal nerven kann. Aber SaGa ist ein sehr kurzes Spiel. Selbst ohne Emulator wird man nicht viel länger als 10 Stunden brauchen, um das Spiel durchzuspielen.
Fazit: SaGa ist ein merkwürdiges Spiel, in jeder Hinsicht. Aber auch ein sehr interessantes. Ohne entsprechende Guides oder Erklärungen wird man die Mechaniken vermutlich nie durchschauen, aber wenn man die Wachstumsmuster kennt, ist das Spiel nicht mehr so schwierig. Ich will nicht sagen, dass ich übermäßig Spaß an dem Spiel hatte, aber es war eine lohnenswerte Spielerfahrung mit einer skurrilen Atmosphäre. Anders halt.