Ich habe gestern nacht noch kurz vor dem Schlafengehen in deine Stücke reingehört und mich dann zum Glück dazu entschieden, erst mal die Klappe zu halten - ich fand es beim ersten Anhören, im nicht nur schlaf(trunkenen) Zustand, nicht so gut, wie ich es von dir erwartet hätte, außerdem habe ich es wieder mal in der falschen Reihenfolge angehört. Trotzdem gehe ich die einzelnen Stücke mal in der Reihenfolge durch, in der ich sie zuerst gehört habe:
Rumsbums (alias Battle): Hier fehlt mir tatsächlich auch nach wiederholtem Anhören das letzte Stück an Dynamik; die einzelnen Melodiebögen sind mir ein wenig zu statisch, auch wenn es unterm Strich wahrscheinlich exakt zur Natur eines rundenbasierten Kampfsystems passt. Hier würde ich mir wünschen, dass es ein antreibendes Element gibt, das die einzelnen Bestandteile zusammenhält und unterfeuert - klassischerweise sind das ein paar wild aufspielende Streicher, möglicherweise unterstützt von ein paar dezent eingesetzten Chören (Danny Elfman hat in den 90ern eigentlich dauernd so komische Frauen-"Stimmen" verwendet, die wahrscheinlich direkt aus der Konserve kamen, und es hat immer gut funktioniert. Aber wahrscheinlich gibt es da Methoden, die nicht ganz so abgedroschen sind, wie meine Vorschläge.
Wahnfried-Thema: Das Stück hatte für mich anfangs zwei Probleme: Orgel und Klavier, die ich bei UiD unbedingt vermeiden will (es gibt im letzten Bosskampf, glaube ich, auch eine Midi Orgel, aber die hat mir der GSandSDS aufgezwungen). Dann kommt noch ein weiteres Problem dazu, dass wahrscheinlich der Grund ist, warum alles Wahnfried-Themen immer hinter meinen Erwartungen zurückbleiben (das von Sakow, genauso wie das ganz alte von Tarius): Ich bedenke natürlich immer vor allem den Einsatz des Stückes im Spiel: Dort taucht Wahnfried immer mit einem Paukenschlag auf. Das Wahnfried-Thema muss für mich also vor allem solche Szenen unterstützen, in denen er durch das Fenster rauscht und Serena den Kopf verdreht. Das habe ich aber nie jemandem gesagt (weil ich es auch selbst bewusst nicht realisiert habe), deswegen konnte bisher kein Wahnfiried-Thema meine Erwartungen erfüllen. Nach wiederholtem Anhören deines Motives (das übrigens unglaublich gut eingespielt ist), habe ich mich wieder an eine Idee erinnert, die ich vor Jahren hatte, aber nie umgesetzt habe: Die Party findet in Wahnfrieds Villa in Königsberg sein altes Königsberg sein altes Tagebuch - wenn der Spieler sich das Ganze durchlesen will, findet sich in einer spielbaren Rückblende wieder, in der er erfährt das Wahnfried zu dieser Zeit weder der Auslöser für das "weiße Fieber", noch der Buhmann, den er sonst so abgibt. In diesem Fall wäre dein "psychologisierender Ansatz" ideal . Und noch einen Schritt weiter gedacht: Alle Rückblenden könnten ausschließlich mit Klavier und Orgel (oder ohne Orgel) untermalt werden. Sag mal ehrlich: Hast du dir das Thema echt in drei Stunden aus dem Ärmel geschüttelt?
Dankwart: Den habe ich mir gestern nur zur Hälfte angehört, dann bin ich erschöpft ins Bett gefallen. Du warst ja auch ehrlich bemüht, es einem madig zu machen. Kurz: Das Wahnfried-Thema ist wahrscheinlich (trotz Thema-verfehlt) das genialste, aber das Dankwart-Thema... ach! Es fängt an, wie irgendein Stück aus Peer Gynt (seit 15 Jahren nicht mehr gehört, muss ich mal wieder machen) und dann mischt sich die Oboe ein, und am Ende klingt das Ganze dann wie meine favorisierten Stücke aus Conan der Barbar - was ein dämlicher Film sein mag, aber der Soundtrack ist über jeden Zweifel erhaben. Ich finde es einfach nur unglaublich gut.
So zäh und klebrig du das vielleicht selbst bewerten magst, ich aus meiner Zuhörer-Sicht liege bei diesem Stück nur vor Ehrfurcht am Boden. (Okay, das klingt echt übertrieben, ist aber tatsächlich so.)
Zu deinem Angebot, was Sakow angeht: Ich habe ihn noch mal auf diesen Thread hingewiesen und tatsächlich ist er nicht glücklich darüber, dass er nicht über die nötigen Mittel verfügt, seine Kompositionen ausgeben zu können.
Zu Wagner: Ich oute mich: Ich habe hier den kompletten Ring im Regal, den Holländer, Tannhäuser und mehr. Wagner selbst kann ganze Filme tragen (Excalibur und Melancholia - mit nur einem einzigen Stück - fallen mir da ein), aber ich finde, das die wirklich genialen Stellen (und die kommen normalerweise ohne Texte, also Stabreim, aus) eher zu suchen sind ... okay, sagen wir mal 50% sind toll und die anderen 50% kann man sich auch noch anhören. Ich persönlich habe es eher mit dem späten Verdi, der seine Ideen darüber hinaus nicht bis zum Gehtnichtmehr auskosten muss: Aus den einminütigen Einleitungen der Akte zu Otello hätten ander Komponisten wahrscheinlich ein Symphonie gebastelt. Leider hat er fast nur Opern geschrieben.