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General
Die Entscheidung ist gefallen - entgegen meiner ursprünglichen Androhung, ganz alleine ein Urteil zu fällen, habe ich noch ein paar "Gasthörer" mit in Boot genommen. Der Grund: Ich habe bei den bereits angesprochenen Favoriten (ayase, Sakow, The_Attitude) unterschiedliche Qualitäten wahrgenommen, die gegeneinander abgewogen werden mussten.Ich war mir nicht sicher, wo Qualität aufhört und Effekt anfängt. Zum Glück war das endgültige Votum einstimmig: Der Zuschlag geht an ayase.
Warum?
Wenn eine genaue Bewertung der einzelnen Stücke gewünscht wird, benötige ich das Einverständnis von Sakow und The_Attitude um ihre KOmpositionen hier zu veröffentlichen. Daher meine Beurteilung nur in aller Kürze:
1. Sakow: Von allen Bewerbern hat er den komplexesten Soundtrack abgeliefert und sich darüber hinaus exemplarisch mit der Leitmotiv-Thematik auseinandergesetzt. Allerdings war die gewünschte "dunkle Grundstimmung", die meines Erachtens für das Spiel maßgeblich ist, im Vergleich zu den Mitbewerbern nur schwach ausgearbeitet, auch nachdem ich auf das Problem hingewiesen habe und nachgearbeitet wurde. Die Kampfmusik lässt die nötige Dringlichkeit vermissen; das Gemeinschaftsthema ist nicht forsch genug. Dort, wo die Komposition den Stil der Wiener Klassik verlässt, wird sie flach und unsicher. Darüber hinaus sind die Hörbeispiele den Mitbewerbern soundtechnisch unterlegen. ein Angebot seitens Davis Prydes hier noch mal Hand anzulegen wurde abgelehnt. Insgesamt fand und finde ich die Idee, den Soundtrack stilistisch auf die Wiener Klassik zu reduzieren, interessant: In der vorgelegten Form fürchte ich jedoch, das Nuancen der Spielerfahrung durch die stilistische Beschränkung (und im schlimmsten Fall den Nervfaktor) untergehen könnten.
2. The_Attitude: Leitmotive wurden ebenfalls umgesetzt, wobei ich häufig den Eindruck hatte, dass die einzelnen Motive zu wenig variiert wurden. Es ist m.E. kein Leitmotiv, wenn man ein Notenfolge nur ausreichend wiederholt. Der Einsatz der Insrumente war bei The_Attitude sehr gut, vor allem wenn es darum ging, das Hauptmotiv zu vermitteln. Allerdings fehlten auch hier bei der Kampfmusik der nötige Druck und bei Wahnfried die entsprechende Finsternis. The_Attitude hat mehr Variationen eingericht als Sakow und ayase zusammen, aber vieles war dabei noch fragmentarisch - das ist kein Ausschlusskriterium, sondern eher eine Auszeichnung, aber leider kam keine Komposition so richtig auf den Punkt.
3. Ayase: Von ayase liegen mir die wenigsten Kompositionen vor (trotzdem immerhin 9 Stücke, die fast ohne Veränderung in das Spiel eingebaut werden können); das hängt aber auch damit zusammen, dass ich sie ziemlich früh darum gebeten habe, ihren Outout zu verringern, bis eine Entscheidung gefällt wurde. Die Leitmotive wurden hier nur dezent umgesetzt, dafür hat sie ohne Anregung meinerseits das Gemeinschafts-Thema in das KS-Thema einfließen lassen (oder umgekehrt), was eine ziemlich geniale (und auch nachvollziehbare) Idee ist. Ihr Wahnfried-Thema ist dezent, aber auch stark und finster, und in der von allen eingereichten Hausaufgabe Wahnfried-zeigt-dass-er-die-dicksten-Eier-hat, schafft sie es als einzige so viel Druck aufzubauen, als ginge es tatsächlich um Leben und Tod.
Darüber hinaus hat sie als einzige die einzelnen Stücke direkt so angelegt, dass sie (inklusive Loop_points) ohne Änderung ins Spiel eingebaut werden können.
Am Ende spielte noch ein weiteres Detail in die Entscheidung hinein, nämlich dass ayase von sich aus eingeräumt hat, sie wüsste nicht, ob sie den Druck und die Termine einhalten könne: Zum einen halte ich das für eine realistische Aussage (und auch erfrischend ehrlich), es zeugt aber auch von einer besonderen Verantwortungshaltung, weil niemand weiß, ob er am nächsten Tag vom Bus überrollt wird, oder einen 100.000 Dollar Auftrag für den nächsten Christopher Nolan Film erhält. Sakow und The_Attitude haben beide auf Nachfrage hin eine Zusammenarbeit mit anderen Komponisten mehr oder weniger eindeutig verneint - auch wenn ich im besten Fall als Grund kompositorische Geschlossenheit geltem lassen kann, ist mir ein Komponist, der von vorne herein auf Kooperation baut, lieber als ein Einzeltäter - die Gründe dafür habe ich in meinem ersten Posting bereits dargelegt.
By the way: Auch ich weiß nicht, ob ich morgen vom Bus überrollt werde - aber gerade um die Wahrscheinlichkeit gering zu halten, habe ich ein knappes Zeitlimit angesetzt.
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