Ich muss ja sagen, dass ich schon irgendwie erstaunt bin, dass Mathe eigentlich so wichtig ist. Also ich mein, ja ich hatte in meinem "Informatik"-Studium auch Mathekurse, aber das, was ich da gelernt hab, hab ich so in der Form nie gebraucht für das, was wir in den Informatik-Fächern hatte. Wobei ich auch dazu sagen muss, dass mein Studiengang nicht Informatik geschimpft wurde, sondern Bildungs- und Informationstechnologie. War ein Masterstudiengang in Hildesheim für Leute, die vorher nichts mit Informatik zu tun hatten (hauptsächlich für Lehrämter oder sowas, ich hatte vorher Informationsmanagement studiert mit Schwerpunkt Medieninformatik, was aber alles so an der Oberfläche gekratzt hat, dass ich es dann gern vertiefen wollte). EInen ähnlichen Studiengang gab es noch unter anderem Namen als Bachelor-Studium, nur noch um BWL-Kurse erweitert, die ich glücklicherweise nicht belegen musste.
Bei mir im Studium gab es wie gesagt drei Mathe-Kurse, die aber das Niveau normaler Oberstufenkurse (auch Grundkurs) nicht wirklich überschritten haben. Hier und da kam sicherlich mal was neues dazu, aber das meiste war für mich eher Wiederholung (was auch gut war, weil ich vorher vier Jahre mit Mathe nichts zu tun hatte - ich war zwar immer sehr gut in Mathe, aber 4 Jahre ohne hinterlässt auch seine Spuren). Man konnte sich da auch mit wenig Aufwand irgendwie durchwurschteln, es gab die Vorlesungen, wo der Prof die Sachen erklärt hat und Theorie gemacht hat, und es gab die Tutorien, wo Aufgaben gerechnet wurden, die so auch in der Klausur drankamen, nur eben mit ein paar anderen Werten. Wer da regelmäßig hingegangen ist und seine Hausaufgaben (allein oder zu zweit) gemacht hat, hat zumindest schonmal bestanden. Klar muss man auch da Zeit investieren, aber ich glaube nicht, dass die Kurse für jemanden gefährlich werden konnten.
Ich kann ja auch mal kurz auflisten, welche Kurse ich dort so gemacht habe:
1. Semester:
Informatik Grundlagen - von allem ein bisschen, Rechneraufbau, bisschen Einführung in Programmiersprachenaufbau (welche Bestandteile haben Programmiersprachen, was ist Objektorientierung, Pseudocode), bestimmte Herangehensweisen und Verfahren zum Testen und Kontrollieren von Software, von allem ein bisschen. Jede Woche ein Hausaufgabenblatt, was schon teilweise recht zeitintensiv war, weil der Prof schlecht erklärt hat und man sehr viel selbst erarbeiten musste, um die Sachen zu verstehen und lösen zu können.
Mathe 1 - Vektoren, Mengenlehre, Gleichungen,.... Jede Woche ein Hausaufgabenblatt, im Vergleich zu Informatik war das aber nicht wirklich zeitaufwändig und lies sich oft einfach so runterrechnen.
Programmieren Java - Viel Praxis und sehr zeitaufwändig. Jede Woche gab es eine Aufgabe, die auf der vorherigen aufgebaut hat (man hat aber jedes Mal eine Musterlösung bekommen, die man als Grundlage nehmen sollte), so dass nach und nach ein kleines Programm entstand. Da hat man doch sehr viel Zeit reinstecken müssen, oft mehrere Nachmittage oder das Wochenende, wenn man nicht schon von vorneherein programmieren konnte. In den "Semesterferien" hatte man dann sechs Wochen Zeit für ein Projekt, das war auch unglaublich zeitintensiv. Ich hatte das Glück, dass ich relativ gut war und auch zwei andere gute Leute im Team hatte, so dass wir alle Aufgaben geschafft haben (gab Mindestanforderungen zum Bestehen und Zusatzanforderungen um ne gute Note zu kriegen). Hier sind reihenweise Leute durchgefallen, weil die Zeit echt knapp war und auch wir haben die kompletten sechs Wochen durchprogrammiert von morgens 8.00 bis abends 18.00, ausgenommen die Wochenenden.
Ich hab dann noch Lernsoftware 1 gehabt, was in meinem Studium Pflicht war, in dem entsprechenden Bachelor-Studiengang ein Wahlfach war. Hat mir aber viel Spaß gemacht und war sehr einfach, war auch nur Theorie (wasgibt es für Lernsoftware, was unterscheidet sie, was ist gut, was ist schlecht, blabla).
2. Semester
Programmieren in C++ - hat mir weniger gefallen, weil C++ nicht von allein hinter mir aufräumt. Da die Grundlagen Java recht ähnlich sind, hab ich die Vorlesung eher geschwänzt und am Ende natürlich die Unterschiede verpasst. Hier gab es übers Semester verteilt nur 4 Hausaufgaben, recht einfach, keine großen Probleme, weil man ja schon Programmieren konnte und man nur etwas andere Syntax hatte. Das Projekt hinterher war auch einfacher, weil wir fast 3 Monate Zeit hatten. MIr hats aber nicht so viel Spaß gemacht und dementsprechend wars schwer mich zu motivieren.
Informatik 2 - Da gings dann um nichtlösbare Probleme, Turingmaschinen und noch irgendwelchen Kram, den ich schon längst wieder vergessen hab. Es hat eigentlich sogar irgendwie Spaß gemacht, aber ich habs nie wieder gebraucht. Die Klausur war recht einfach, weil man seine sämtlichen Unterlagen mitnehmen konnte, man musste halt nur irgendwie verstanden haben, worums so geht. Aber auch dafür gabs jede Woche Übungen und Hausaufgaben.
Mathe 2 - Kurvendiskussin und Integralrechnung. Hier gabs ein paar SAchen, die ich so in der Oberstufe noch nciht hatte, aber ich brauchte sie auch nicht, um die Klausur zu bestehen. Auch hier konnte man alles, was man wollte, mit in die Klausur nehmen. War also auch nicht wirklich das Problem.
Mathe 3 - Statistik und Stochastik. Ich hasse Statistik, weils für mich keine Mathematik ist, ist viel zu viel Zufall. Und ich war nie gut drin. Also hab ich mich diesmal nochmal reingekniet, dass das am Ende mein bester Matheschein war. xD Schwer wars nicht wirklich, es waren auch hier wieder die gleichen Aufgaben in der KLausur, wie vorher in den Hausaufgaben und Übungen, nur eben andere Werte. Man musste also nur ersetzen. Ich hatte für eine Aufgabe, die ich nicht wirklich verstanden hab, ne Formel auf einen kleinen Spickzettel geschrieben und dann nur noch die Werte eingesetzt, hat alles gepasst.
Hab dann noch Lernsoftware 2 gehabt, was ne Fortsetzung zum ersten Teil war. Auch wieder sehr easy.
3. Semester
Informatik 3 - Datenbanken. Ich liebe Datenbank mitsamt ER-Diagrammen und was es nicht alles gibt.
Programmieren 3 - Datenbanken in der Praxis in Kombination mit JSP, hier haben wir als Projekt eine Webanwendung mit Java und Datenbanken im Hintergrund gebastelt, hat mir unheimlich viel Spaß gemacht. War aber auch nicht sonderlich schwer.
Multimediaprogrammierung - Gehörte zum Lernsoftwarezweig, war aber für die Bachelorstudenten auch so belegbar, hier hat man mit Adobe Director gearbeitet, dem großen Bruder von Flash. Hat auch viel SPaß gemacht, weil wir hier wirklich viel mit bunten Bildchen und Sounds gearbeitet haben, Abschlussprojekt war da die Umsetzung eines Brettspiels. Nicht ganz einfach, aber machbar.
Dann hab ich noch zwei Wahlfächer belegen müssen, das war bei mir einmal Computergrafik (hier wäre Matheverständis wohl von Vorteil gewesen, der Typ hat die Theorie durchgekaut und teilweise wirkte vieles auch echt veraltet - nicht, dass das nicht immer noch genutzt wird heute, aber seine Folien wirkten, als gäbts die schon seit 20 Jahren und wären unverändert, ohne mal zu gucken, was heutzutage modern ist - war ein schwieriges Fach :-/) und einmal Kryptografik/Verschlüsselung (lag mir auch nicht wirklich).
4. Semester
Drehbuchentwicklung oder so (gehörte auch zum Lernsoftware-Zweig), hier hab den kompletten Konzeptionsablauf einer Lernsoftware durchlaufen, war eigentlich ganz interessant.
Computergrafik 2 (wahlfach)- Zum Glück diesmal praktisch, wir durften mit 3ds Max eine Kirche modelllieren und texturieren, das war wiederum sehr cool. :-)
Algorithmen und Protokolle des Internets (wahlfach, gehörte zum Bereich mit Kryptografik) - Auch wenn ich mich jeden Tag im Internet bewege und irgendwie weiß, wie das alles abläuft und was es da so gibt, aber die tiefen Details wollten nicht so recht in meinen Schädel rein, dieses ganze Routing etc blieb nicht hängen und dementsprechend hats mir wenig Spaß gemacht. Auch wenn ichs gern wirklich verstanden hätte.
5. Semester - zwei Seminararbeiten in den jeweiligen Wahlblöcken, die wiederum besser waren, da hab ich mir die Themen selbst aussuchen können, musste eine Hausarbeit mit Referat machen, das war okay.
Danach kam dann die Abschlussarbeit - da hab ich meine zuvor geplante Lernsoftware umgesetzt und dokumentiert/analysiert.
Viele Fächer waren das nicht pro Semester, aber durch die zusätzlichen Übungen und die vielen Hausaufgaben war man trotzdem bis oben hin verplant. Im dritten Semester hätte ich die Praxis für Datenbank von den Kreditpunkten her gar nicht mehr gebraucht, sie aber aus Interesse belegt. Die Zeit war recht stressig, ewil ich da zeitweilig vier größere Aufgaben parallel laufen hatte (ging zum Teil ins 4. Semester rüber). Ich glaube, nach dem 5. Semester war ich kurz vor nem Burnout, weils so anstrengend war, mir gings richtig schlecht, ich hab Panikattacken gehabt, dass ich meine Abschlussarbeit nicht schaffe, hatte aber auch gleichzeitig überhaupt keine "motivation", mich dadran zu setzen bzw. eigentlich schon, aber egal wie ichs versucht hab, ich konnte mich nicht aufraffen. Ich wollte auch eigentlich zum Ende des 5. Semesters fertig sein,das ging aber überhaupt nicht und erst als ich mir dann das sechste selbst noch zugestanden hab, wurde es besser.
Das ist eigentlich das, was mir am ehesten in Erinnerung geblieben ist. Nicht, dass es zu schwer war. Aber dass es zu viel auf einmal bzw. in zu kurzer Zeit war, weil ich zu viel interessant fand. Und ich hab das bei einer anderen Freundin, die auch Informatik aber woanders studiert, auch schon gesehen, dass sie zu viel auf einmal wollte und ihr das dann psyisch fast zu viel wurde vom Stress her. Ist leider heutzutage so, dass man - gerade in einem praxisbezogenen Studium wie Informatik - wenig Freizeit hat und auch die vorlesungsfreie Zeit für Lernen und Projekte draufgeht.