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Ehrengarde
Hauptzentrale G-2
"Ich bin schon unterwegs." antwortet Cera und eilt aus der Zentrale. Noch während sie die Zentrale verlässt wird Mark bewusst das sie seinen Wunsch sie möge gehen gespürt haben muss. Sofort tut es ihm leid, aber gibt auch nichts das er in dieser Situation hätte ändern können. Mark liegt es nicht seine Gefühle mit anderen zuteilen. Schon gar nicht unfreiwillig.
Bald ist Mark jedoch wieder in seinen Schuldzuweisungen versunken. Er versucht sich zwar zu überzeugen dass er von seinen Informationstand ausgehend die bestmögliche Lösung gewählt hat, aber überzeugen kann er sich nicht. So hängt er seinen Gedanken weiter stillschweigend hinterher, auch als Dr. Fuhrmann den Tod von Jorge Tars und John Miller über Funk bestätigt. Mark registriert die Durchsage zwar aber er fühlt sich zu niedergeschlagen um auf sie zu reagieren, also lässt er sie einfach unkommentiert verklingen.
Als Mark die Stimme des Bordarztes erneut vernimmt ist er fast erschrocken. Er weiß nicht genau wie viel Zeit vergangen ist aber es kommt ihm so vor als hätte sich Dr. Fuhrmann erst von ein paar Minuten über Funk gemeldet aber nun steht er direkt vor ihm. "Ma-Kynaan und Eftermann haben einen ziemlichen Schlag an den Kopf bekommen, aber ihr Zustand ist soweit stabil. Ich werde sie in der Krankenstation weiter behandeln." Dem Kommandanten geht es gut. Nach dem Dauerhagel der Horrornachrichten hatte er mit dem Schlimmsten gerechnet. Auch das Eftermann nicht ernsthaft verletzt ist lässt etwas Hoffnung in ihm aufkeimen. Als der Arzt seine Hand auf Marks Schulter legt ist Mark zutiefst überrascht. So eine Geste hat er in seinem Leben schon lange nicht mehr erlebt. "Es tut mir leid dass es Jorge und John nicht geschafft haben. Aber es war ein Unfall, den niemand verhindern konnte. Ich lasse ihre Körper in die Kühlkammer bringen, bis wir Gelegenheit haben sie angemessen zu bestatten." Sagt Fuhrmann und schaut Mark dabei tief in die Augen. Die aufrichtigen Worte des Bordarztes bedeuten Mark mehr als er denkt und zugeben will und als er das aufmunternde Nicken des Arztes erwidert spürt er eine Erleichterung seiner Last. Seine Augen sind leicht glasig als der Arzt sich abwendet um die Zentrale zu verlassen. Mark muss unwillkürlich an seinen Großvater denken während er mit seinem Blick dem Arzt folgt und schwört sich das er die beiden Crewmitgliedern sobald wie möglich besucht um ihnen zumindest diese Ehre zu erweisen.
Noch bevor Fuhrmann den Raum verlassen hat kündigt sich die Kommunikationsanlage mit ihrem charaktereistischen Knarzen an. „Feuerleitzentrale an Hauptzentrale, Svenson Staufengrat, Statusmeldung: Kleinere Schmorbrände in der Positronik, nichts Ernstes. Energieversorung vorhanden und stabil so weit ich das beurteilen kann. Aber die Außenbordscanner, sowie Langstreckenscanner der Geschützstellungen zeigen absolut kein Signal, allerdings scheint die Positronik zu arbeiten... was mir in meinem Fall nicht weiterhilft, ich bin hier oben so blind wie ein Maulwurf. Statusmeldung Ende.“ meldet Svenson aus dem Feuerleitstand. Es dauert einen Moment in dem Mark einfach nur vor dem Bildschirm steht bis er schließlich den Knopf für die Kommunikationsanlage drückt und sagt: „ Verstanden Feuerleitstand.“ Seine Stimme klingt rau und trocken als hätte er seine Lippen bereits eine ganze Weile nicht befeuchtet. Als er den Umstand bemerkt befeuchtet Mark seine Lippen und geht mit dem Ärmel seiner Uniform über die feuchten Augen bevor er sich umdreht und unschlüssig in das Rund der Hauptzentrale schaut. Plötzlich mischt sich ein erfreuliches Geräusch unter die allgemeine Geräuschkulisse das davon zeugt das die Kraftanlage wieder ihre Arbeit aufgenommen hat. Wie zur Bestätigung steigert sich die Beleuchtung in der Zentrale merklich und die Monitore der Außenbordüberwachung flackern auf und zeigen ein beruhigendes Bild. Soweit ist nichts Ungewöhnliches zu entdecken.
"Reaktor 1 läuft wieder. Reaktor 2 irreparabel beschädigt, 3 und 4 brauchen noch ein paar Minuten um abzukühlen, dann können sie ebenfalls wieder hochgefahren werden. Außerdem hat die Positronik die Sperre der Impulstriebwerke aufgehoben, alle Tests waren zufriedenstellend, die Triebwerke stehen wieder zur Verfügung. Wir haben einen ungeklärten Energieverlust an den Hyperfeldern der Impulskonverter, der aber sonst momentan keine Auswirkungen zu haben scheint, außer dass wir gerade allgemein zu wenig Energie haben. Wir sollten nicht versuchen gleichzeitig zu feuern, einen Treffer einzustecken und zu beschleunigen. Vom Einsatz der Lineartriebwerke rate ich dringend ab, auch wenn die Positronik noch keinen Defekt gefunden hat, sonst transistieren wir doch noch unfreiwillig. Eine genaue Analyse der Vorfälle kommt frühestens, wenn hier unten wieder alles läuft." meldet Katharina vom Maschinendeck über den Bordfunk.
Zumindest ein paar gute Nachrichten. „Hauptzentrale an Maschinendeck. Verstanden.“ Mark lässt die Taste für den Bordfunk los aber nimmt den Finger noch nicht vom Knopf. Nach einer Sekunde betätigt er den Knopf erneut und fügt hinzu „Gute Arbeit.“ In Anbetracht dessen was auf dem Maschinendeck vorgefallen ist hat Katharina wirklich Übermenschliches geleistet.
Mark will sich gerade der Flugsteuerung und dem Pilotensitz zuwenden, als er hinter sich schnelle und schwere Schritte in der Hauptzentrale hört. Als er sich umdreht erblickt er einen schnaubenden Galotti der der lauthals verkündet „Ich hab es doch gesagt. Dieses Schiff ist verflucht!“. Mark platzt bei dem Kommentar fast der Kragen. „Wir haben Tars und Miller verloren, der Kommandant und Eftermann liegen auf der Krankenstation und unser Schiff hätte den Linearflug beinah nicht überstanden. Behalten sie ihren Scheiß für sich!“ Mark hat Mühe nicht noch deutlich ausfallender zu werden. Dabei fällt Mark jedoch siedend heiß ein das Andrej ihr zweiter Missionsspezialist das einzige Besatzungsmitglied ist von dem Mark noch nichts gehört hat seit ihrer Beinah-Katastrophe. Einen Augenblick überlegt Mark Galotti auszusenden um nach Andrej zu suchen. Alleine schon um den unsensiblen Hyperfunktechniker loszuwerden. Dann erinnert sich Mark jedoch an den Zusammenstoß der beiden im Kartenraum und auch wenn ihm die Idee gefällt das Andrej ihm noch eine verpasst entschließt er sich das Talent von Galotti anderweitig einzusetzen.
„Melden sie sich bei Leutnant Han. Wir haben ein Problem mit dem Hyperfunk.“ Sagt Mark schroff in Richtung Galotti während er den Hyperfunktechniker weiter giftig anschaut. Ohne eine Antwort abzuwarten wendet sich Mark wieder dem Pilotensitz zu auf den er sich sinken lässt und den Knopf für die Kommunikationsanlage betätigt. „Hauptzentrale an Missionsspezialist Kowaljow. Wir haben noch keine Rückmeldung von Ihnen. Wo sind sie?“ Mark ist es unangenehm dass erst jetzt an Andrej gedacht hat, aber er beabsichtigt diesen Fehler nicht unkorrigiert zu lassen. Bevor Mark jedoch eine Antwort erhalten kann meldet sich Wilibald und beansprucht Marks ganze Aufmerksamkeit. "Ortung direkt voraus! Eine ungeheuerliche Masse, wenn ich den Anzeigen trauen kann. Größe auf jeden Fall im Kilometerbereich, Entfernung etwa 20 Lichtminuten. Genaueres kann ich nicht sagen, die Hypertaster sind durch die Interferenzen in diesem Raumbereich ebenfalls gestört und arbeiten nur ungenau. Bei derzeitiger Geschwindigkeit und Kurs Kollision in etwa 25 Minuten." Marks Finger liegt noch immer auf dem Knopf der Kommunikationsanlage als er sie kurzentschlossen aktiviert und über den allgemeinen Bordkanal sagt: „Bereit machen für Bremsmanöver.“ Mark spürt wie das Adrenalin wieder in seinen Körper schießt als er mit den Fingern die Triebwerksteuerung bedient. Er weist die Positronik an die Impulstriebwerke im vorderen Bereich des Ringwulsts mit 50% Leistung zu zünden um den Flug abzubremsen und hofft dass Katharina mit ihrer Einschätzung der Impulstriebwerke richtig liegt.
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