Hauptzentrale G-2

Als die Notstromaggregate langsam ihre maximale Leistungsfähigkeit erreichen erwachen nach und nach die Bildschirme in der Hauptzentrale zu neuen Leben. Einige jedoch sind offensichtlich beschädigt, manche weisen Brandspuren auf und Andere bleiben einfach schwarz. Mark geht davon aus das Schäden in der Elektronik dieser Konsolen dafür verantwortlich sind.

Willibald Herman und Harman Nasir eilen durch die Hauptzentrale und sehen nach einzelnen Konsolen. Sie scheinen beide unverletzt zu sein. Mark beschließt sich dieser Aufgabe anzuschließen. Er geht zu einem intakten Bildschirm und ruft den Statusbericht der G-2 auf. Die Positronik braucht einige Sekunden um den angeforderten Statusbildschirm zu laden und Mark von einigen Dutzend Fehlermeldungen überrollt. Die Reaktorüberlastung hat an einigen Stellen im Schiff Systeme geschmorrt. Das Meiste ist momentan nicht kritisch. Neben den Konsolen in der Hauptzentrale hat es auch einige Konsolen in den anderen Bereichen des Schiffes erwischt, daneben sind einige Türschließmechanismen ausgefallen sowie die Beleuchtung in einigen Bereichen des Schiffes. Alles in allem aber keine kritischen Systeme. Zu Marks Erleichterung meldet das System das es momentan weder Brände noch einen Druckverlust im Schiff gibt.

Allerdings sind durch den Notstrom einige der Hauptsysteme der G-2 deaktiviert. Offline sind momentan die Waffensysteme, die Schutzschirme und die Ortungssysteme. Nur die Lebenserhaltungsysteme scheinen Momentan im vollen Umfang zu laufen. Nun zumindest werden wir erst mal weder erfrieren noch ersticken. Auch die Hyperraumkommunikation wird als Offline dargestellt während der normale Funk im Raumschiff zu funktionieren scheint. Gar keine Statusmeldung gibt es von Reaktoren und den Triebwerken. Das verwundert Mark nach Katharinas Schilderung der Reaktorprobleme nicht wirklich. Mehr Sorgen macht Mark allerdings das sie immer noch mit annähernder Lichtgeschwindigkeit durch das All rasen. Ohne Triebwerke können sie weder bremsen noch manövrieren. Noch schlimmer ist nur noch das momentan alle ihre Sensoren offline sind und sie damit im Blindflug unterwegs sind.

Mark wendet sich an Willibald Herman und sagt: „Leutnant Herman bringen sie die Ortungssysteme wieder zum Laufen wir müssen wissen wo wir sind und ob wir uns auf Kollisionskurs befinden. Leiten sie dazu notfalls den Notstrom um wenn sie müssen. Momentan laufen nur die Lebenserhaltungsysteme so das die Energie reichen sollte.“

Mark will sich gerade wieder seinem Statusbildschirm zuwenden da sieht er das Cera die Zentrale betreten hat und auf ihn zu steuert. Mark will gerade ansetzen um sie zu fragen weshalb der Hyperfunk nicht Online ist, da kommt ihm die junge Frau zuvor. "Der Hyperfunk ist ausgefallen.", meldet sie Mark. "Also, eigentlich funktioniert er, aber das Hyperfeld bleibt nicht stabil, um einen Funkspruch abzustrahlen. Es bricht sofort zusammen, die Energie dafür wird allerdings weiter abgezogen. Der Empfang ist komplett gestört, als würden wir direkt neben einem starken Sender stehen. Ich habe die Anlage wieder ausgeschaltet. Nur der Normalfunk funktioniert im Moment."

Mit jedem Wort verdüstern sich Marks Gesichtszüge. Ohne Hyperraumkommunikation verringern sich ihre Überlebenschancen drastisch. Und scheinbar haben wir den Einflussbereich dieser Störquelle immer noch nicht überwunden. Sorge verbreitet sich in Marks Gedanken, als ihm klar wird das diese Katastrophe noch lange nicht durchstanden ist. Mark sieht Cera an und spricht seine Sorgen offen aus. Es hat ohnehin keinen Sinn es vor ihr zu verheimlichen. „Katharina sprach ebenfalls von solchen Effekten die unser Linearfeld beeinflussten und es hätte uns beinah das Leben gekostet. Dort draußen gibt es Etwas was unsere Hyperraumfelder und Linearfelder stören oder manipulieren kann, und wir sind manövrierunfähig und blind weil unsere Sensoren offline sind. Außerdem reicht unsere Energie nicht um Waffensystem, Schutzschirme und Ortung gleichzeitig zu versorgen.“ Mark sieht Cera mit steigender Verzweiflung in den Augen an als er Ceras hilflosen Gesichtsausdruck erkennt. Er hätte seine Gedanken gerne für sich behalten und sie belogen, aber bei ihr ist das ein hoffnungsloses Unterfangen. Es tut mir leid denkt sich Mark und dreht sich zu Wilibald um.

„Schauen sie sich nach etwas um ob sie etwas finden das unsere Hyperraumfelder stören kann. Oder Jemanden. Stellen sie sicher das wir alleine sind.“
Mark will gerade doch noch den Versuch starten Cera etwas Mut zuzusprechen und sie in ihrer Entscheidung den Hyperfunk zu deaktivieren bestätigen, da knarzt es kurz in der Kommunikationsanlage und Katharinas Stimme erklingt aus dem Lautsprecher. "Hier Maschinenraum, Dr. Fuhrmann wird nicht mehr gebraucht. Jorge und John sind tot. Statusmeldung folgt."

Mark steht Sekundenlang regungslos da und spürt wie sich ein schwerer Kloß in seinem Hals bildet. „Verstanden“ antwortet er stockend. Die Gedanken rasen durch seinen Kopf. „Dr. Fuhrmann... kommen sie bitte zur Zentrale ... wir haben einen Verletzten.“ Seine Stimme bricht fast ab bei diesem Satz. Er lässt sich auf den nächsten Stuhl sacken. Warum nur? Er kennt die Beiden erst seit einigen Stunden und er hat keine persönliche Beziehung zu den Beiden, aber er hatte die Verantwortung für die Beiden. Es ist seine Aufgabe für die Sicherheit dieser Menschen zu sorgen und er hat versagt. Ich hätte die Notbremsung schon früher durchführen müssen, bevor ich das Linearfeld abgeschaltet habe. Es ist seine Pflicht seine Crew zu beschützen und er hat sie im Stich gelassen. Ich hätte das Maschinendeck evakuieren sollen als Katharina von den Reaktorproblemen berichtet hat. Ich hätte sie retten können, aber ich habe die falsche Entscheidung getroffen. In seinem Magen breitet sich ein flaues Gefühl aus und Mark wird es ganz schlecht. Wieso muss das mir passieren? Direkt auf meiner ersten Mission habe ich versagt. Als Kommandant ist es meine Aufgabe die Crew wieder heil nach Hause zu bringen. Bei dem Gedanken mischt sich zu Marks Verzweiflung und den Schuldgefühlen Wut. Kommandant? Pah wo ist denn unser Kommandant? Wieso ist er nicht hier wenn seine Crew auf ihn angewiesen ist? Marks droht sich in seine Wut hineinzusteigern da trifft ihn ein Gedanke mit voller Wucht. Wo ist der Kommandant eigentlich? Er hat sich seit dem Notfall noch nicht gemeldet. Was ist wenn ihm auch etwas zugestoßen ist? Die Schuldgefühle übernehmen wieder die Kontrolle. Er versucht dem Blick von Cera die noch immer in der Zentrale steht auszuweichen. Er würde sich am liebsten in seiner Kabine verkriechen.

„Würden sie nach dem Kommandanten sehen?“ sagt Mark mit brüchiger Stimme und denkt dabei an das Schlimmste. Er sieht in ihre Richtung aber senkt dem Blick um ihr nicht in die Augen sehen zu müssen. In diesem Moment kann er ihre Anwesenheit nicht ertragen und er schämt sich für sein Versagen.