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Fossil
25. März, 13:55 Bordzeit, Besprechungsraum 23.056:
Bei den letzten Worten ihres Kommandanten tritt ein kühler und abweisender Ausdruck in Ceras Gesicht. Vertraulich ist dir ein Begriff?, denkt sie sich, allerdings ist glücklicherweise außer dem 1. Offizier und dem Bordarzt niemand in Hörreichweite. Eine Antwort bleibt ihr erspart, da sie von dem lauten Lachen des Navigators unterbrochen wird. Derweil haben sich auch die anderen gesetzt.
Kurz darauf stürmt schon Emilio in den Besprechungsraum, es ist inzwischen 13:55. Mit einem lauten Seufzen lässt er seine untersetzte Figur, der man seine Vorliebe für gutes Essen ansieht, in einen freien Stuhl in der ersten Reihe fallen. Er dreht sich um und lässt seinen Blick kurz über die Mannschaft streifen, bevor er in seiner lauten und extrovertierten Art zu sprechen beginnt: "Das ist also die neue Besatzung. Na dann hoffe ich, dass unser Einsatz besser abläuft als der letzte der G-2. Kennen sie die Geschichte schon?"
Das ist mehr eine rhetorische Frage, denn Emilio hat es noch nie interessiert, ob seine Geschichten jemand hören möchte. Ohne also noch auf eine Antwort zu warten, legt er los: "Es war drüben an der Grenze zur Eastside, vor etwa zwei Monaten. Sie sollten nur eine Aufklärungsmission in das nächste System fliegen, das keine fünf Lichtjahre von der GARCHING entfernt war." Verschwörerisch lässt er seinen Blick noch einmal über die Crew schweifen ob ihm auch jeder zuhört, bevor er weiter spricht: "Sie sind aus dem Hangar geflogen, haben beschleunigt, wir hatten sie auf dem Schirm bis zum Eintritt in den Linearraum, soweit lief alles normal." Natürlich weiß er das nur vom Hören-Sagen, in der Zentrale war er nicht damals. "Als sie sich wieder melden sollten, ich meine, ein Flug über fünf Lichtjahre dauert ja nicht lang, nur ein paar Minuten, kam nichts. Nichts, gar nichts. Kein Reflex mehr auf den Ortern, kein Funkspruch, nichts. Sie sind einfach nicht mehr aufgetaucht. Wir haben über zwei Wochen gesucht, sind zig mal mit den Piraten in diesem Sektor zusammengestoßen, wobei ich ja sage, die armen Kerle sind im Hyperraum verschwunden, und wir werden sie nie mehr finden. Wir haben vermutlich jedes einzelne verfluchte Atom auf ihrer Route kartographisch erfasst. Eigentlich sollten wir die Suche ja nach einer Woche abbrechen, Befehl und so, aber das hat den Kommandanten nicht interessiert. Weshalb wir jetzt auch zur Strafe hier mitten im nirgendwo..."
Weiter kommt er nicht, da in dem Moment die Tür geräuschvoll geschlossen wird und eine laute Stimme zu vernehmen ist, bei deren Klang Emilio schuldbewusst zusammenzuckt: "Galotti! Das reicht, wir sprechen uns noch später! DAS ist wirklich kein Thema für ihre haarsträubenden Geschichten." Dabei lässt der Einsatzoffizier offen ob er das Verschwinden der G-2, das Verhalten des Kommandanten oder beides meint.
Schließlich geht er hinter das Pult und läßt den Blick seiner grauen Augen durch die Runde schweifen. Da ist Ma-Kynaan, der arkonidische Kommandant des Beibootes. Der Kerl hat eine derart beeindruckende Ausstrahlung, daß sich Hagemann mit seiner eher geringen Größe und dem kleinen Bauchansatz zusammenreißen muß, um sich nicht automatisch eingeschüchtert zu fühlen. Dann der Erste Offizier, Tenner. Ein Frischling, aber sehr vielversprechend. Dieser Ausflug dürfte zwar weniger dazu geeignet sein, daß sich der Junge damit seine ersten Sporen verdienen könnte, aber er wird die Gelegenheit dazu bestimmt erhalten. Sein Blick gleitet weiter zu Fuhrmann und Staufengrat, beides solide, zuverlässige Leute. Ein bißchen Fachidioten vielleicht. Ebenso wenig macht sich Hagemann Gedanken wegen Han und Derastova, die beiden wissen, was sie tun. Dazu noch Efterman, ebenfalls kompetent und, darauf hätte Hagemann einen Jahressold gewettet, nichtmal durch einen Dekompressionsalarm aus der Ruhe zu bringen. Kowaljow kann der Einsatzoffizier nicht wirklich einschätzen. Er wäre nicht auf dieser Mission, wenn man ihn nicht angefordert hätte, also muß er sein Handwerk verstehen. Aber der ganze Kerl strahlt irgendwie Aggressivität aus.
Er räuspert sich. „Meine Damen, meine Herren...“ wendet er sich an die versammelte Runde, „Sie sind hier, weil Sie in Kürze mit der G-2 auf eine Mission im tiefen Raum aufbrechen werden. Wir erwarten keinerlei Probleme, es handelt sich um eine Routineangelegenheit. Ihr Schiff hat, ebenso wie die G-3, G-7 und G-8 den Auftrag, einen Verstärker für den unserer Position am nächsten gelegenen Hyperraumsender zu installieren. Das Ziel der G-2 liegt auf dem zweiten Planeten der Sonne MX-54586, eine erdähnliche Welt etwa 2000 Lichtjahre von hier entfernt. Nähere Angaben und Koordinaten wurden in die Positronik der G-2 übertragen. Sie, Herr Kowaljow, sind dabei, da der Sender aufgrund der halbintelligenten Eingeborenen in einem Felsen installiert werden soll und der Planet in Teilen geologisch nicht sehr stabil ist. Ausserdem finden sich auf dieser Welt überall Artefakte einer alten Zivilsation, und damit meine ich wirklich überall. Sie sollen dafür sorgen, dass sie das Loch nicht in die Überreste irgendwelcher wichtiger Fundstücke sprengen, bzw Unterscheiden können was wichtig ist und was nicht, die Explorerflotte hatte noch keine Zeit den Planeten näher zu untersuchen. Die Installation des Senders selbst liegt in Leutnant Galottis Verantwortung.“
Hagemann blickt abermals in die Runde: „Das Zeitfenster für diese Mission beträgt etwa eine bis zwei Wochen, je nachdem wie schnell sie einen geeigneten Standort für den Sender finden. Wenn Sie noch Fragen haben, ist jetzt die Gelegenheit, sie zu stellen. Start ist in einer Standardstunde.“
Geändert von Glannaragh (07.03.2012 um 20:28 Uhr)
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