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  1. #1

    Antagonisten

    Es mag viele Aspekte geben, die einen an den Storys von JRPGs stören. Manche werden da die generischen Protagonisten nennen, andere die Geschichtszüge, die sich in fast jedem Spiel finden lassen. All diese Dinge finde ich aber bei Weitem nicht so schlimm wie die Tatsache, dass die Antagonisten in Rollenspielen fast immer unglaublich schwache Persönlichkeiten und Standardmotive haben. Das ist ein Schwachpunkt, den das Genre (und übrigens auch das Fantasy-Genre allgemein) seit jeher hat, obwohl gerade ein Gegenspieler doch großer Potential für die Geschichte bietet.

    Typische Motive eines Antagonisten:
    • Rache
    • Weltzerstörung just because
    • Ich will ein Gott werden
    • Rache
    • eine neue Welt erschaffen und dabei die alte zerstören
      [...]


    All dies sind äußerst schwache Motive. Selbst wenn man ein wenig über die Hintergründe eines Antagonisten erfährt, ist dies üblicherweise nichts als das Aufkochen einer bereits zum hundertsten Mal präsentierten Geschichte. Egal ob das Spiel 20 Jahre alt ist oder dieses Jahr herausgekommen ist: Man findet solche Antagonisten immer wieder. Manchmal Menschen, manchmal irgendwelche Dämonen, in manchen Fällen auch Götter oder überirdische Existenzen. Meistens aber relativ dünn charakterisiert.

    Um erfreuliche Ausnahmen zu nennen:
    • Shadow Hearts 2 hat generell ziemlich glaubwürdige und abwechslungsreiche Antagonisten. Besonders derjenige, der es am Ende ist, hat gut in seine Rolle hineingepasst und war kein verrücktes, von Rachsucht verzerrtes Wesen mit dem unstillbaren Drang, die Welt zu zerstören.
    • Final Fantasy X hat das Problem sehr klug gelöst, indem einfach [Sin] zum Bösen gemacht wurde. Die eigentlichen Figuren dahinter sind letztendlich nur gezwungenermaßen die Antagonisten, und so fand ich einen Endkampf, den man eigentlich gar nicht kämpfen will, emotional um ein Vielfaches ansprechender als einen Kampf gegen Ich-Will-Die-Welt-Zerstören #23656.
    • Suikoden V hatte zum Teil großartige Antagonisten. Das Vorfinale (also vor dem letzten Dungeon) hat mir unheimlich gut gefallen.



    Leider scheint das gesamte Genre in diesem Punkt nicht weiterzukommen und bedient sicher leider immer wieder der klassischen Bösewicht-Mechaniken, die man leider schon viel zu oft gesehen hat, und die schon bei Herr der Ringe keinen überzeugenden Antagonisten erschaffen haben. Erfreuliche Beispiele für gute Antagonisten gibt es zwar auch immer mal wieder, aber diese sind leider viel zu selten. Einer göttlichen Existenz oder einem Kefka kann man nicht verübeln, dass sie anders denken, weil man sie einfach nicht nach üblichen Maßstäben beurteilen kann. Aber die allermeisten Protagonisten, ob Mensch oder Dämon, sind einfach sehr eindimensional. Interessanter ist es, wenn ein Charakter, den man das ganze Spiel über kennengelernt hat, schließlich mit überzeugenden Motiven zum Antagonisten wird. Das gibt es ja auch ab und an, und in der Regel ist so ein Antagonist interessanter.

    Was meint ihr? Findet ihr es schlimm, im Endkampf immer wieder die gleich motivierten Antagonisten verprügeln zu müssen? Welche Spiele haben in dieser Hinsicht vorbildliche Persönlichkeiten (bei Namensnennungen oder das Eingehen auf die Endstory bitte die Spoiler-Tags verwenden, wenn es nicht gerade ein so bekanntes Spiel wie ein Final Fantasy ist)?


  2. #2
    Bei deinem Text musste ich schon an Shadow Hearts 2 denken, bevor ich es gelesen hatte, insofern wäre das wohl das Beispiel gewesen, welches ich hier aufgeführt hätte.^^"

    Leider trete ich hier gerade ein wenig auf der Stelle mit meinen RPGs und kann gerade bei den neueren gar nicht mitreden, aber wenn jemand besonders bei diesen (sprich Releasedatum 2011/12) ein Beispiel mit einem guten Antagonisten hat, wäre ich ganz Ohr.
    Denn tatsächlich wäre es mal erfrischend, ein Spiel zu haben, in dem mehr Wert auf diesen Charakter/diese Charaktere gelegt wird. Die "0815-Beweggründe" sind inzwischen doch tatsächlich ein wenig ausgelutscht oder aber schlecht verpackt, so dass man sich um den Antagonisten eigentlich wenig schert und ihn nur besiegen will, weil es eben im Spiel so vorgegeben ist. Das nimmt aber gerade dem Finale immer ein wenig die Würze, weil man vielleicht einen knackigen Kampf vor sich hat (oder auch nicht, gibt ja auch lahme Endbosskämpfe), sich aber um diesen keine Gedanken macht, man kann ja nichts mit dem Typen anfangen, den man da gerade verkloppt.

    Ein Spiel, in dem dem Antagonisten mehr Raum zugeteilt wird, man den Charakter kennenlernen kann, mehr zu seiner Vergangenheit erfährt und vielleicht auch mitbekommt, wie er sich entwickelt im Laufe des Spiels (bzw. im Laufe der Zeit, die im Spiel vergeht) fände ich sehr wünschenswert. Man muss ja nicht gleich den komplexesten Charakter ever erschaffen, aber eben jemanden, der einem vielleicht doch länger im Gedächtnis bleibt.

  3. #3
    Da fällt mir Wilhelm aus Xenosaga ein. Der war von den Motiven her zwar nicht sooo furchtbar anders, aber der hat es mit seiner Ausstrahlung rausgerissen.

    Überhaupt sind mir die Motive recht Banane, solange die Antagonisten eine interessante Persönlichkeit haben. Oder Charisma. Da fällt mir Sydney aus Vagrant Story ein, oder auch (ja, haters gonna hate) Vayne aus Final Fantasy 12.

    Das ist übrigens auch der Grund, warum ich Sephiroth als Antagonisten gar nicht mal so gut finde. Der war zwar Wahnsinnig und sein Plan mag ,,damals'' vielleicht begeistert haben, aber wirklich toll fand ich den nie. Das liegt für mich auch daran, dass ich ihn schon fast ,,charakterlos'' finde. Der hat zwar seinen Hintergrund und der ist ja auch gut ausgearbeitet, nur imo haben sie seine Persönlichkeit glatt vergessen.

  4. #4
    Zitat Zitat von thickstone Beitrag anzeigen
    oder auch (ja, haters gonna hate) Vayne aus Final Fantasy 12.

    .
    Dito.
    Vayne hat mir tatsächlich auch ziemlich gut gefallen, gerade weil seine Motive zumindest zum Teil relativ sinnig waren und nicht unbedingt absolut dem Klischee entsprachen.
    Wobei ich manchmal innerhalb der J-RPG-Fanbase eh das Gefühl habe, dass wenn ein Antagonist in einem J-RPG mal nicht einem der oben genannten Klischees entspricht, irgendwie trotzdem ein Shitstorm losbricht, der dann einen Stereotypen zurückbeschwört.

  5. #5
    Zitat Zitat von thickstone Beitrag anzeigen
    Da fällt mir Wilhelm aus Xenosaga ein. Der war von den Motiven her zwar nicht sooo furchtbar anders, aber der hat es mit seiner Ausstrahlung rausgerissen.
    Wilhelms Ziel war es, die Welt zu retten. Die Gruppe hat ihn erfolgreich daran gehindert. Für mich ist das ein ziemlich itneressanter twist.

    Ich glaube, das Hauptproblem ist, dass die Antagonisten zu einseitig gezeichnet werden. Es braucht keine große Motivation außer "böse sein" für einen guten Gegenspieler. Aber der Charakter muss, wie das Wort es schon sagt, Charakter haben.

    Kefka war zum Beispiel trotz seiner Verrücktheit eine ständige Bedrohung, weil er seine Ziele auch immer wieder erreicht hat. Das selbe gilt, meiner Meinung nach, auch teilweise für Sephiroth.


    Die Wespe, der Fuchs und der Vogel gehen erst in die Oper und dann auf Safari. 8)
    Nützliche Adressen (HTML, CSS, PHP, MySQL, Werkzeuge) für Webgestalter.
    -> Übersicht meiner Artikel (HTML Strict verstehen Teil 1-8 und weitere interessante Themen).

  6. #6
    Zitat Zitat von Narcissu Beitrag anzeigen
    Shadow Hearts 2 hat generell ziemlich glaubwürdige und abwechslungsreiche Antagonisten. Besonders derjenige, der es am Ende ist, hat gut in seine Rolle hineingepasst und war kein verrücktes, von Rachsucht verzerrtes Wesen mit dem unstillbaren Drang, die Welt zu zerstören.
    Zitat Zitat
    Final Fantasy X hat das Problem sehr klug gelöst, indem einfach [Sin] zum Bösen gemacht wurde. Die eigentlichen Figuren dahinter sind letztendlich nur gezwungenermaßen die Antagonisten, und so fand ich einen Endkampf, den man eigentlich gar nicht kämpfen will, emotional um ein Vielfaches ansprechender als einen Kampf gegen Ich-Will-Die-Welt-Zerstören #23656.
    Wobei Teil X natürlich mit Seymour genau so einen Bösen in die Runde wirft *g* Er bricht sogar die abgedroschenen Phrasen 1:1 runter, wenn man ihm immer wieder begegnet. Und seine Motivation, dass seine Mutter ihn nicht so viel geknuddelt hat und die anderen Kinder immer böse zu ihm waren ist mal äußerst schwach - auch wenn er zumindest eine hat.
    Zitat Zitat
    Einer göttlichen Existenz oder einem Kefka kann man nicht verübeln, dass sie anders denken, weil man sie einfach nicht nach üblichen Maßstäben beurteilen kann
    Wobei man da natürlich sagen muss, dass der erste Fall der einfache Weg nach draussen ist. Wird ja oft benutzt: Ein böser Dämon will halt die Welt zerstören / unterwerfen. Klar, Dämonen sind halt böse, also ists das, was sie eben so den ganzen Tag lang tun wollen. Und schon hat man sich jeglicher Arbeit entledigt, die da auf einen zukommen würde *g* Kefka war einfach nur irre. Zugegeben: Er ist an sich auch recht flach, weil er so gut wie keinen Hintergrund hat und er ziemlich eindimensional agiert. Aber er wurde darin so extrem umgesetzt, dass das schon wieder was ganz Frisches war.
    Zitat Zitat von thickstone
    Überhaupt sind mir die Motive recht Banane, solange die Antagonisten eine interessante Persönlichkeit haben. Oder Charisma. Da fällt mir Sydney aus Vagrant Story ein, oder auch (ja, haters gonna hate) Vayne aus Final Fantasy 12.
    Wobei man hier sagen muss, dass Vayne durchaus eine sehr gute Motivation hatte - vermutlich sogar eine der besseren der gesamten FF Reihe. Und dazu muss er nicht mal die Welt zerstören - wtf. Ganz zu schweigen davon, dass er mal einer ist, der seine überlegene Militärstärke dazu nutzt, irgendwelche Penner anzugreifen, statt (wie so ziemlich jeder andere) sie zu einem persönlichen Duell rauszufordern (ok, am Ende natürlich schon, aber da gabs keine wirklichen Ausweg mehr). Mit anderen Worten: Vayne war nicht nur ein nachvollziehbarer Böser, sondern auch in gewisser Weise ein intelligenter. Und das findet man leider in J-RPGs so gut wie nie. Aber hey - wieso sollte man auch, wenn ihn ja so viele scheiße fanden als Bösen (ja, darüber kann ich mich immer wieder aufregen

  7. #7
    Caius (FF 13-2) ist ja auch nicht der klassische Fiesling

  8. #8
    Zitat Zitat von Loxagon Beitrag anzeigen
    Caius (FF 13-2) ist ja auch nicht der klassische Fiesling
    Öhm na ja.



    Ich fand ihn als Antagonisten aber nicht schlecht btw. keine Meisterleistung, aber er hat seinen Part erfüllt.

  9. #9
    Zitat Zitat von thickstone Beitrag anzeigen
    Öhm na ja. Ich fand ihn als Antagonisten aber nicht schlecht btw. keine Meisterleistung, aber er hat seinen Part erfüllt.
    Naja, als Antagonist war er aber auch nicht gut. Er taucht zwar ein paar Mal auf, brabbelt dann aber die ganze Zeit nur Müll. Erst ab der Hälfte hat man überhaupt Ahnung, wer der Spinner sein soll. Und dann ist seine Motivation zwar in Ordnung, seine Schlussfolgerung daraus aber vollkommen daneben. Das gehört für mich auch noch zu nem guten Antagonisten: Die Ziele müssen vertretbar sein. Und das waren sie bei Caius nicht, sondern einfach nur überzogen. Ähnliches Problem hat Shuyin aus X-2 ja auch (wenn sich noch irgendwer an die Memme erinnern kann *g*). Wieder ein Pluspunkt für Vayne, IMO.

  10. #10
    Aus seiner Sicht hat Caius ja gute Gründe

    Zera Innocentius (Grandia 2) passt auch darein. Er wollte ja eigentlich gutes bewirken, und das erwies sich als ziemlich fatal ... Wobei es eigentlich 1:1 wie bei Queen Zeal ist: beide wollten den Antagonisten des Spiels benutzen um das gute zu stärken (naja Zeal mehr oder weniger nur ihr Reich) und wurden dann benutzt.

    Shuyin find ich eigentlich auch ganz passend - wenn man bedenkt dass er praktisch gezwungen wurde verrückt zu werden...

    Vayne passt auch schon rein, ja, aber der Typ hat weniger Screentime als wenig...

    Yggdrassil in (Tales in Sympohnia) passt auch schon dazu. Er ist ja auch nicht der normale Schurke, wie man nach und nach erfährt. Dhaos (T.o. Phantasia) ebenso,

  11. #11
    Nun, ich finde auch, dass die Motive nicht so wichtig sind, als das der dazugehörige Charakter passend ist und das ganze Gut genug rüber bringt. Wobei ich schätze das es ja nach Spiel auch ein Problem darstellt warum der Gegner dem Spieler überhaupt erzählen sollte, warum er das alles tut. Oder den Entwicklern fällt nicht soviel ein aus welchen Gründen jemand gleich die ganze Welt in Schutt und Asche legen sollte und wie er an die dafür notwendigen Mittel kommt. Vielleicht würde es helfen sich auf ein kleineres Ausmaß zu beschränken. Es muss ja nicht immer gleich die ganze Welt sein.

    Wenn ich mir das Motiv aus Breath of Fire IV anschaue:

  12. #12
    Zitat Zitat von mitaki Beitrag anzeigen
    Wilhelms Ziel war es, die Welt zu retten. Die Gruppe hat ihn erfolgreich daran gehindert. Für mich ist das ein ziemlich itneressanter twist.
    Naja, Wilhelm wollte ja nur den Status quo erhalten, die Gruppe wollte die Möglichkeit aus diesem Status heraus zu kommen und sie so möglicherweise besser zu machen. Was natürlich auch nach hinten losgehen kann.
    Aber es stimmt schon, dass manchmal die Bösewichte eine bessere Motivation haben als die "Guten". Yuris "cuz it's my destiny!!1" am Ende von Shadow Hearts 2 fand ich in Anbetracht der noblen Absichten des Antagonisten reichlich schwach.
    Da fand ich Growlanser 2 ganz schön, wo im finalen Kampf der Bösewicht seine Beweggründe darlegt und man dann als Protagonist die Möglichkeit hat, diese anzuerkennen und seinem Vorhaben beizutreten. Und danach gleich die ehemaligen Teammitglieder zu bekämpfen. Das fand ich ziemlich toll.

    Zitat Zitat
    Es braucht keine große Motivation außer "böse sein" für einen guten Gegenspieler.
    Seh ich nicht so. Ganz im Gegenteil.
    IMHO ist es nicht notwendig für den Gegenspieler "böse" zu sein, für die Dramaturgie der Geschichte ist es nur nötig, dass er "gegen" die Protagonisten agiert.
    Der Bösewicht ist meistens doch der interessanteste Teil der Geschichte. Während Protagonist und Party langweilige Gutmenschen sind, hat der Antagonist die Möglichkeit die Norm von Moral und Gerechtigkeit und Gut und Böse in Frage zu stellen. Wenn ihn seine Ansichten böse machen, dann hoffentlich weil der Spieler selber zu Erkenntnis gekommen ist, nachdem er die Beweggründe des Antagonisten mit seinen eigenen Wertvorstellungen abgeglichen hat, und nicht weil das Spiel den Bösewicht einseitig böse darstellt.

    Man will sich doch in die Geschichte hinein versetzen können. Dazu gehört auch eine gewisse Identifikation oder zumindest ein Verständnis für den Bösewicht.

  13. #13
    Kann die Grundaussage des Threads unterstreichen, leider. Ausnahmen, die mir einfallen, wären das Trio aus Suikoden III ausgenommen Yuber (generell gilt das nur, wenn man ALLE Storystränge gespielt hat) sowie Sin und das ganze Geflecht drumherum aus FFX (im Ernst, wenn ich mal drüber nachdenke, das ist tatsächlich eine ziemlich geile Struktur gewesen, was antagonistische Beziehungen angeht). Kefka aus FFVI war, als er noch neu und frisch war, auch ziemlich cool. Klassisch, aber großartig inszeniert.

    Und hmm, jetzt freu ich mich auf Shadow Hearts 2. ^___^

    Zitat Zitat
    IMHO ist es nicht notwendig für den Gegenspieler "böse" zu sein, für die Dramaturgie der Geschichte ist es nur nötig, dass er "gegen" die Protagonisten agiert.
    Richtig. Ich hab zwar nichts gegen "böse" Antagonisten, aber selbstverständlich ist das eigentlich überhaupt nicht.

  14. #14
    @Sylverthas: Ja, Seymor ist auch so einer. Aber immerhin hatte der noch ein wenig Ausstrahlung und hat die ganze Geschichte über eine Rolle gespielt, nicht erst, als man am Ende gegen ihn kämpfen musste. Macht ihn natürlich auch nicht zu einem großartigen Gegenspieler, ähnlich wie Kuja, aber im Gegensatz zu den vielen extrem langweiligen Endbossen hatte er wenigstens noch etwas Charisma und Atmosphäre mit sich gebracht.

    @topic: Das, was Tyr sagt, kann ich so unterstreichen. In der Tat habe ich schon seit langem den Wunsch, ein Spiel zu sehen, in dem zwei gleichwertige Seiten, beide mit überzeugende Idealen, einander gegenüberstehen und der Protagonist halt zu einer der Gruppen gehört, aber bitte nichts, was dann auf Patriotismus oder Krieg zwischen zwei Nationen hinausläuft, wobei das natürlich immer noch interessanter ist als vieles von dem, was man sonst so aufgetischt bekommt. So etwas gab es übrigens erst kürzlich, und zwar in einem Spiel, in dem ich es am allerwenigsten erwartet hätte, nämlich in Pokémon Schwarz und Weiß. Die Geschichte spielt dort natürlich eine sehr untergeordnete Rolle, aber dort hatten die Antagonisten tatsächlich bessere Argumente als die Protagonisten (wurden natürlich trotzdem als die Bösen hingestellt), was ich eigentlich ziemlich großartig fand, weil ich selbst eigentlich auch eher die geistige Position der Gegenspieler vertreten habe,


  15. #15
    Cooles Thema, gefällt mir sehr wieviele gute Spielkonzepte schon ihren Weg hier hinein gefunden haben. Das verlängert die "Must-Play-Liste" doch gleich um einiges.

    Zitat Zitat
    In der Tat habe ich schon seit langem den Wunsch, ein Spiel zu sehen, in dem zwei gleichwertige Seiten, beide mit überzeugende Idealen, einander gegenüberstehen
    Das kann ich so unterschreiben.

    Auch wenn es kein Spiel, sondern ein Fantasyroman ist würde ich an dieser Stelle aus der Eragon-Reihe den Hauptbösewicht Galbatorix anführen wollen. Für mich war das im letzten Jahr *der* Bösewicht vor dem ich am meisten Respekt hatte und der mich auch echt überzeugt hat. Für die, die den 4. Band noch nicht gelesen haben mal ein Spoiler:



    Gut fand ich hierbei auch das die "gute" Seite, der Held, immer wieder mit vermeintlich schlechten Emotionen konfrontiert wird - Rache, die alles in der Geschichte ins rollen bringt, Zorn, Verzweiflung, eigene Fehlentscheidungen (die misslungene Segnung eines Kindes namens Elva, das alles Leid seiner Umgebung fühlen muss etwa).

    Ähnlich interessant ist der Charakter Murtagh aus der Eragonreihe, von dem man bis zum Ende nicht weiß, zu welcher Seite er gehört. Es ist schön einen Charakter zu haben der sich nachvollziehbar emotional und rational verhält, sich entwickelt und nicht klischeehaft einfach stumpfsinnig einer Seite treu bleibt bis zum Ende.

    Ähnlich wie bei Michael Kohlhaas (hier gibt es das Buch zu lesen: http://www.kleist.org/texte/MichaelKohlhaasL.pdf) führt ein überzogener Gerechtigkeitssinn dazu, das die Handlungen des "Antagonisten" böse werden. Oder eben der "Rachegedanke" um Gerechtigkeit wiederherzustellen wie bei Kohlhaas, was aber letztlich zum Gegenteil führt.

    Naja ansonsten finde ich den Gedanken wie man ihn aus der Matrixreihe kennt - jeder hat nur eine Aufgabe zu erfüllen, liefert seinen Satz/Schlüssel/Botschaft ab und gibt dann den Löffel ab und der Bösewicht am Ende ist nur da weil ein Gegenpart zum Helden existieren muss - recht ermüdend. Aber so funktionieren Spiele auch oft, wenn sie nicht was die Story angeht nicht zeitaufwendig gestaltet wurden. Prinzessin wird entführt, Mario rennt hinterher - Aktion, Reaktion als "Bühne" für das eigentliche Spielerlebnis, Rätsel. Knobeleien und unterhaltsame Dialoge und Gags.

    Interessant hierzu (wieder was aus dem Theater/Film/Romanbereich, aber gut auf die Spieleidee übertragbar) sind die 36 Situationen nach Polti auf denen ein Drama basieren kann -
    http://gordianplot.com/index.php?tit...tic_Situations
    (Aber auch jede andere Theorie zu "Plot Lines" tut da ihr übriges) Oft fällt auf das eben dieses Prinzip von Aktion - Reaktion wichtig ist, der Held handelt oft nur weil es einen Antagonisten gibt der ihn dazu bringt. Polti zufolge gibt es "nur" diese 36 Situationen in denen der Held wirklich gezwungen ist zu handeln.

    In dem Sinne - ohne Bösewicht, kein Held.
    Auch wenn es im wirklichen Leben oft so ist, das gute und böse Seite mehr oder weniger ausgeglichen in jedem Menschen existiert, gibt es natürlich auch die durch und durch schwarzen Seelen -

    -die hervorragende End-Bash-Gegner abgeben würden.

    p.s.: Ich bin grad wiedermal über den PnP-Begriff "Gesinnung" gestolpert, der auch einiges an Potential für gute Bösewichte abliefert. Falls jemand noch Ideen für eigene Spiele braucht.

  16. #16
    So gesehen sind die "bösen" in der Fantasyserie "Midkemia Zyklus" Band 1+2 sehr gelungen. Die sind nicht im Ansatz böse (Naja, sehen wir von einzelnen ab) sondern kommen aus einer Welt in der Metall wie Eisen extrem selten ist. Die Welt Midkemia hat aber massig Eisen und man denkt sich: "Das ist so selten und kostbar, die geben nie was ab. Also greifen wir an ..." - Tja ...eigentlich hätte man ja auch einfach mal fragen können: "Habt ihr ein wenig Eisen für uns?"

  17. #17
    Ich bin eigenlich ziemlich kulant, was Bösewichter angeht - anders ausgedrückt, ich brauche nicht unbedingt die Supermotivation, wenn das ganze Drumherum (Spiel, Roman, Film...) an sich Spaß macht. Was mich allerdings nervt, ist folgendes:
    Wenn kurz vor Ultimo der "richtige" Endbösewicht, von dem bis dato noch nie jemand was gehört hat, hinterm Busch hervorgesprungen kommt. Ich frag mich dann immer "Wo kommst DU denn jetzt her? Und wer bist du eigentlich und was willst du hier?!" Man kennt denjenigen nicht mal, aber trotzdem muss er oder sie (oder es) erst mal den Dicken markieren. Beispiele dafür wären "Ewiges Dunkel" aus FF9 (so sehr ich das Spiel an sich auch liebe) und aus Tales of Destiny.

    Außerdem hab ich eine Schwäche für (fehlgeleitete) Antagonisten, die sich irgendwann doch auf die Seite der Helden schlagen. <3 Und wenn sie dann noch einen möglichst dramatischen Märtyrertod sterben, fang ich eh meist an zu rotzen...

    Und um mal 'nen kleinen Abstecher zu machen:
    Oft finde ich eine Gruppe Personen sogar noch schlimmer als den jeweiligen völkermordenen Oberschurken, nämlich die, die "böse" aufgrund ihrer Dummheit und Intoleranz sind. Hier mal eben ein Beispiel aus One Piece (ist zwar 'n Manga, aber egal):
    Anhang 12656

    Wenn ich solchen Leuten beim Spielen, Lesen, Gucken etc. begegne, möchte ich am liebsten - Verzeihung - reinschlagen. Da haben ja die meisten Oberschurken mehr Grips und eine vernünftigere Motivation!

    Edit: Ich hoffe, das Bild sieht man auch noch, wenn ich den PC ausschalte. Hab's nämlich vom Desktop hochgeladen.
    Geändert von LittleChoco (05.03.2012 um 19:56 Uhr)
    BITE ME, ALIEN BOY!

    Spiele gerade: Lufia [Rise of the Sinistrals], Nekojara Monogatari
    Zuletzt gespielt: Tengai Makyou: Ziria, Jesus - Kyoufu no Bio Monster, Hyaku no Sekai no Monogatari
    Best games ever: Paper Mario: The Origami King, Tales of the Abyss / Vesperia / Symphonia / Legendia, Professor Layton vs. Phoenix Wright: Ace Attorney, Zelda - Skyward Sword / Ocarina of Time / The Minish Cap, Kingdom Hearts 2, Dragon Quest VIII & XI, Okami, Ace Attorney-Reihe, Ghost Trick, Shadow Hearts - Covenant, Suikoden Tierkreis, Final Fantasy 6, 7, 9 & 12

  18. #18
    Hehe, ja. Wobei ich finde, dass One Piece das schon wieder so sehr überzieht, dass man es kaum mehr ernst nehmen kann (was bei diesen Schurken dann aber auch eher nicht geplant ist; dafür gibt es andere).

  19. #19

    ~Cloud~ Gast
    Mein Lieblingsbösewicht ist Luca Blight.
    Er hat auch ein Motiv, ist unfassbar stark und sieht cool aus.

    Danach kommt Ramirez aus Skies of Arcadia.
    Coole Szenen und irgentwie traurig seine Hintergrundgeschichte.

    Ansonsten gefällt mir noch Sephiroth und Wesker.
    Und Liquid Snake der war auch gut!

    Blau oder Gary aus Pokemon find ich ist auch ein netter Gegenspieler.

    Und wie ihr schon sagtet finde ich Vayne auch toll.
    Kendra aus Dead Space war auch fies.

  20. #20
    Zitat Zitat von ~Cloud~ Beitrag anzeigen
    Mein Lieblingsbösewicht ist Luca Blight.
    Er hat auch ein Motiv, ist unfassbar stark und sieht cool aus.
    Problem ist bloß, dass man dafür extern die Sidestory um ihn und die Blight-Familie lesen muss, weil dieser Teil der Geschichte es nicht ins fertige Spiel geschafft hat

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