Irgendwiekann ich mich nicht daran erinnern, daß ich mal nen Gedicht auswendig lernen mußte. Kam bestimmt vor, aber es hat sich nicht als traumatisches Erlebnis eingegraben. Abgesehen davon find ichs eh doof zu sagen: "Dieses und jenes Gedicht / Werk / Hirnfurz muß man aber kennen!1"
Ich will jetzt hier keine Diskussion über die Definition von höherer Literatur lostreten, aber wer hat eigentlich die Berechtigung sich als intellektuelle Instanz aufzuschwingen und festzulegen, was jetzt Kanon ist? Und vor allem: Warum sollte sich Otto Normal dafür interessieren, was so jemand aus seinem Elfenbeinturm blökt?
Ich persönlich glaube, daß die Leute sich mehr für Literatur interessieren würden, wenn man ihnen nicht das Gefühl gäbe, daß ein kleiner Zirkel besonders toller Menschen auf der Deutungshoheit sitzt wie die Henne auf dem sprichwörtlichen Ei. Das wirkt abschreckend.
Ich selber mag übrigens Annette von Droste-Hülshoff am liebsten. Ihr Gedicht "Die Vergeltung" hab ich in der Mittelstufe mal auswendig gelernt. Nicht, weil ich mußte, sondern weil es mir gefiel. Leider kann ichs heute nur noch in Bruchstücken.










