Der Fall NRW liegt allerdings etwas anders: Wir hatten hier seit zwei Jahren eine Minderheitsregierung, die bei jeder Abstimmung auf mindestens eine Stimme aus dem Lager der Opposition angewiesen war. Somit war es eigentlich absehbar, dass irgendwann die Koalition nicht mehr halten würde, wenn es um heikle Themen gehen würde.

Somit bleiben nur zwei Möglichkeiten: Zum einen die Bildung einer neuen Koalition, wobei dabei nur die ungeliebte (und in NRW aufgrund sehr großer Differenzen kaum praktizierbare) Große Koalition oder eine Ampel-Koalition, die allerdings schon im Vorfeld an der Grundposition der FDP scheiterte. Möglichkeit Nummer zwei sind dann vorgezogene Neuwahlen, die stabile Mehrheitsverhältnisse erlauben. Seit der letzten Wahl haben wir nämlich de facto praktisch eine Pattsituation gehabt. In diesem Fall machen die Neuwahlen dann sogar Sinn, da man im Anschluss wieder eine voll beschlussfähige Regierung hat, die nicht ständig nach Kompromissen suchen muss.

Bei Frau Merkel liegt der Fall etwas anders. Da hat ja damals Herr Schröder den Bundestag nach einer "verlorenen" Vertrauensfrage neu wählen lassen, um stabile Mehrheitsverhältnisse zu bekommen, auch wenn die wahrscheinlich in seiner Wahrnehmung dann letztendlich anders aussahen als der reale Fall, der anschließend eintrat.

In Bayern gab es meines Wissens nach seit Gründung der Bundesrepublik sogar noch gar keine Neuwahlen, da die Mehrheitsverhältnisse da ja immer recht stabil waren.