Hier wird eine Leidenschaft zu einigen Themen gepflegt, die andere Belange schnell überdeckt. Der ewige Kampf zwischen Retro und XP tobt gerade wieder weiter. Analytisch angehauchte Zugänge, wie sie Kelven vorschlägt (Konzeptdiagnose, Verbundenheit der Spielbestandteile, stärkere Bezugnahme auf Meinungsreferenzen statt bloßer Eindrücke), sind blasser als Entrüstung und gehen entsprechend schneller unter. Ich finde den Streit durchaus unterhaltsam und möchte das Forum auch gar nicht fleischlos haben. Aber grundsätzlich Neues lese ich in der steten XP-Auseinandersetzung auch nicht. Hier die Angst, die eigenen Spiele seien veraltet, dort die Angst, die eigenen Spiele würden unterdrückt.
Das ließe sich ändern, indem es nur noch einen Makerstreit-Thread gäbe und andere Diskussionenn konsequenter moderiert würden. Sobald jemand schriebe, "XP geht ja gar nicht" oder "Wehe, einer von euch Rückständigen wagt es, mein Spiel nicht zu mögen", würde der Beitrag samt Antworten auf die Halde verschoben. Das ließe auch einmal eine aufeinander bezogene Folge von nachdenklicheren Beiträgen zu; beispielsweise den von Kelven angeregten Fragen.
Ob das wirklich ungemein hilft, bezweifle ich, denn die Essenz solcher Metadiskussionen liegt meist im Satz, es komme immer drauf an, wie man es macht. Argumentationen am konkreten Beispiel halte ich für erhellender als ansatzlose Allgemeinplätze. Für ersteres gibt es die Spielvorstellungen. Dort wird in meinen Augen oft genug klar und schlüssig argumentiert, wenn dem Lob und der Bemängelung eine Begründung nachgeschoben wird.
Die Diskussion in den jeweiligen Spielethreads hat allerdings den Nachteil, nur ein Teilpublikum erreichen zu können. Wem das Spiel egal ist, der liest nicht mit. Dadurch erwächst gerade aus den sachbezogenen Argumentationen keine Forumshaltung, diese bestückt sich in meinen Augen eher aus dem Fundus emotionaler Fragestellungen und das ist dann schon eine einseitige Diskussionskultur.
Ließe sich das ändern? Sachbezogene, beispielverhaftete Diskussionen im Community-Forum? Wir könnten ja nach jeder Wahl zum Projekt des Monats über die Vorzüge des Siegers debattieren. Damit meine ich nicht, dass man einfach seine Meinung zum Spiel nun auch hier statt im Vorstellungsthread schreibt. Das wäre witzlos. Vielmehr könnte man Spielgestaltungstheorien am konkreten Objekt testen, sich der Angeblichkeit oder Tatsächlichkeit populärer Vorstellungen, was ein gutes Spiel unbedingt benötige, vergewissern und dergleichen. Durch solche Runden könnte ich sicher noch eine Menge lernen und hätte Interesse. Mit dem Sieger stände ein Spiel im Blickpunkt, das Interesse auf sich zöge und hoffentlich nicht nur die kleine Schar der Immergleichen reden ließe. Und mit einem konkreten Spiel im Mittelpunkt erhöhte sich die Chance, nicht nur Lala und konjunktivische Schwurbel zu produzieren.






"Wolfenhain" fertig. "Endzeit": fertig. Neues Projekt: "Nachbarlicht" 
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