Ich finde das Ganze extrem schwierig.
  • 1. Einerseits kann ich Hasbros Bedenken nachvollziehen, denn bei diesem Thema geht es definitiv NICHT nur um politische Korrektheit - so ein Name übermittelt simpel und einfach eine deutliche Nachricht, nämlich die Reduktion (oder zumindest eine Fokussierung) einer Person auf ihre Behinderung. Dass Namen in dieser Serie äußerst bedeutungsschwer für die Charakterisierung (!) der Figuren sind, trägt weiter dazu bei - speziell, wenn man sich die (Haupt-)Zielgruppe vor Augen hält, die Dinge noch sehr einseitig wahrnimmt. Im Umgang mit Behinderten will man eigentlich gerade davon wegkommen, die Unterschiede zur "Norm" in den Mittelpunkt ihrer Menschlichkeit zu stellen. Da sind solche Namen extrem kontraproduktiv.
    Dass es "nur ein Name" sein soll, zeigt übrigens bloß, wie tief verankert diese Wahrnehmung ist; vor 50 Jahren konntest du einen Schwarzen auch noch problemlos einen "Nigger" nennen, weil es "nur ein Name" war. Bei Behinderten beginnt diese Relativierung von Urteils-beladenen Wahrnehmungen gerade erst jetzt. Und ja, es gibt auch hier "bloß" politische Korrektheit, über die man sich definitiv streiten kann (mein Favorit: "Person mit besonderen Umständen" ). Die ist aber bloß Detailfrage sowie Extremfall und sollte nicht als Totschlagargument gegen die handfesten Probleme benutzt werden, die dahinter liegen.

  • 2. Andererseits, und hier wird es kompliziert, wurde das Ganze tatsächlich erst durch die Umbenennung problematisiert; davor war Derpy ein akzeptiertes Mitglied der Gesellschaft. Allerdings glaube ich, dass sich das durch eine Umbenennung nicht ändert, solange es die Community nicht selbst tut, um ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen. Etwas Offenheit könnte an der Stelle gut tun, der Charakter bleibt derselbe.
Ich kann Hasbros Schritt letztendlich nachvollziehen und fände es schade, wenn sie zurückrudern.


Akademischer Fun Fact am Rande: Beim Umgang mit Behinderung geht es zunehmend um Inklusion, was ein schwieriges Konzept ist. Es umfasst zwar durchaus Integration von Behinderten in den Alltag, akzeptiert aber auch die Unterschiede, auf die eingegangen werden muss (im Gegensatz zu "reiner" Integration, die eine "Anpassung" an die Norm vorsieht). Eine Grundannahme hierbei ist, dass Menschen nicht behindert SIND, sondern durch die Norm und die von der Gesellschaft geschaffene Umwelt behindert WERDEN. Aber das nur am Rande zum Nachdenken.