Ich sehe es, Rick! Er ist ein Träumer! Ein elendig sensibeler Gefühlsmensch is er! Hä, Rick, heda, hat er gar im Traum geschrieben?!
Gar nicht mal so schlecht für den Anfang, wie? Und recht geschickt noch dazu, sich seine Position zu wählen als der Geforderte, der Getriebene, der sich Aufbäumende, der Schelm, der sich behaupten will, wa? Rick, ist er ein Künstler? Ein Spieler mit Worten? Sucht er so gewitzt nach einem Weg, dass man ihm nichts zutraut um dann kalt von hinten zuzustechen, oder ist er wirklich so unbeholfen? Wie, Rick, doch nicht etwa ein schüchterner Jung, der sich nicht mehr zutraut als einen infantilen Jungenstreich, hm? Will er mir nur ins Gesicht lachen oder will er spucken und treten? Ach Rick, er ist doch ein Träumer! Soll er doch träumen, und auf bunten Schwingen dahin gleiten. In Träumen liegt doch so viel mehr Macht als im Echten. Nicht nur die Macht über das Geschehen, es geht doch so viel weiter. Träume bieten die unerschöpfliche Energie, sie sind der Brunnen, die Quelle aller großen Ideen und das Mittel zum Feinschliff des Geistes. Nicht im Bewusstsein liegt die Stärke, sie liegt im Unbewussten, im gedankenverlorenen Treiben. Einen kleinen Schritt machen, daran wachsen, und beständig geduldig den großen Pfad entlang schreiten der zur Vollendung führt, das ist gut, Rick. Hat er gut gemacht. Doch wo bleibt seine Essenz? Sucht er die auch noch im Teebeutel? Rick, er muss sich selber antreiben, wenn er wachsen will, er muss mutiger sein. Mal zwei Schritte nach vorne wagen, mal seine Tugenden vergessen. Hat er denn Tugend, Rick? Ja, die Tugend ist wichtig. Doch sind sie auch nur ein Teil der Gedankenwelt. Worin liegt die Tugend? Sie zu erkennen, sie zu befolgen, sie anderen zu lehren, oder sich ganz und gar über sie hinweg zu heben und gewaltsam zu unterdrücken? Ist es nicht der Tugendhafte, der sich des vollen Potentials seines Geistes bedient, die schier unendlichen Tiefen seiner Mentalität erforscht, und sein Innerstes der Welt offenbart, sie am Reichtum seiner Gedanken teilhaben lässt, und sie auf diese Art mehr lehrt als jeder wortgewandte Redenschwinger? Es ist doch so: Suchst du Weisheit, ist schnell jemand gefunden, der dir guten Rat geben will, sagt dir wie es laufen könnt, und im wohligen Bewusstsein, dass dein und seine Welt die selbe sei, wird alles für dich glücklich laufen, wenn du ihm auch Glauben schenkst. Das ist die gut geübte Weise, wie man seine Schritte plant, das hat Bestand, das hat Tradition, und erspart es einem, selbst zu denken. Was ist das für eine Mutlosigkeit! Triffst du wen, der dir zu erkennen gibt, dass kein Tag den er selbst erlebt, für dich irgendwie von Relevanz wär, hast du zum ersten Mal echte Weisheit kennen gelernt, auch wenn es dir sonst nicht weiterhilft. Das ganze Suchen nach Rat, es ist ein Trauerspiel. Ratlosigkeit, das ist nicht die Unfähigkeit, selbst eine Antwort auf eine Frage zu finden, es ist der Zustand, ganz und gar beratungsunfähig zu sein, und jedem, der es besser wissen will, jede Kompetenz abzusprechen. Ratlos sein ist ein verkanntes Geschenk: Es ist die selten gemachte Erfahrung, völlig unempfänglich für die Worte anderer sein zu können. Welch ein Segen es doch ist, einmal ganz allein für sich zu sein, ohne glauben zu müssen, jemand anderes würde einen Ausweg sehen. Dort anzufangen, wo andere an ihre Grenzen stoßen. Rick, er hat es doch selbst schon erkannt! Sagte er doch selbst, es sei der Schritt ins Unbekannte, mit dem man wächst. Was will er da bescheiden sein? Es ist doch das Extrem, das reizt. Im Extrem erschaffen, und im Extrem vergehen, wie viel mehr will man noch verlangen?
Rick, er soll weiterträumen. Soll wagemutig voranstürmen, sein kümmerliches Denken ablegen und in ausschweifender Weise träumend seine Worte finden, um mich zu erniedrigen. Wo sieht er sich denn? Heh, Rick, was is er? Es gibt kein Mittel, absolute Sicherheit zu erlangen. Was bemüht man sich da, sicherer zu werden? Was scheut man sich da der Risiken? Es gibt keinen Grund, an sich zu zweifeln, sein eigenes Potential geringer einzustufen als das eines beliebigen anderen. Sei er doch mal der Forscher, der belehrt, der Tänzer, der verführt! Aber Rick, so einfach mache ich es ihm nicht. Oh nein, er soll mir noch ein wenig länger hechelnd hinterherrennen, ehe er mir im Vorbeiziehen ein Bein stellt. Er ist doch ein Beinsteller, Rick? Jetzt nicht schlapp machen! Er kriegt mir noch ein Thema mit auf die Reise, Rick. Sucht er doch überall nach sich selbst und dem, was ihm ähnelt. Da wird ihn das folgende bestimmt ein wenig zum Nachdenken anregen. Wie, Rick? Denkt er doch nach, oder nicht? Ach Rick, soll er eben drüber träumen, wenn es ihm so besser passt! Der Bursch, soll er halt träumen!

Rick, hat er mal über die Veränderung nachgedacht? Sauberes Ding, die Veränderung. Ist es Illusion? Man ändert sich, man ändert seine Wirkung auf andere, man ändert andere, man ändert im Grunde nichts außer der Fassade, die das eigene selbst spiegelt und die aus den Komponenten sich ergebende Wirkung hervorruft. Oder ist es Zerstörung? Ändert man das, was nicht geändert werden sollte, zerstört man damit etwa das, was einen einst ausgemacht hat? Vernichtet man die Wurzel seines Ursprunges, so werde man wurzellos, so wachse man aus den Füßen, und nicht aus dem Boden, aus dem man gemacht ist. Oder ist es Verzauberung? Ändert man sich in einer so mystischen Weise, dass nur der eigene Geist verzaubert und betört wird, so überzeuge man sich selbst von einem anderen Ich. Ein wenig aus dem Traum geschöpft, ein wenig dem Idol nachgeeifert, und man ist ein anderer, ein Ebenbild dessen, was man sich selbst eingeredet hat. Oder ist es Beschwörung? Ist es der geballte Wille, die Anstrengung, die Bemühung darum, etwas an sich oder etwas anderem zu verändern? Besteht die Veränderung darin, einen Willen heraufzubeschwören, der sie umsetzen kann und sie zur Vollendung führt? Oder ist es gar die Wiederherstellung? Ist es nicht eine Katharsis, eine Reinigung, aus einem alten Zustand heraus einen neuen zu erreichen? Man mag sich doch verändern, und will nicht Jahr um Jahr um stinkige Jahrzehnte rum immer der eben selbe sein, der man all die lumpige Zeit gewesen war. Kommt man nicht allein durch die Veränderung wieder zu seinem Urzustand, wo alles von Neuem anfängt?
Was ist es nun, Rick?
Ach, er kriegt doch in Jahren die Antwort nicht vom Schlaf geflüstert. Er sehe es, es ist alles eins. Veränderung, das ist Zerstörung, das ist Beschwörung, das ist Illusion, das ist Verzauberung, das ist Wiederherstellung. So schreitet man in einem Wort den ganzen Kreis der Magie entlang, und am Ende steht man wieder da, wo man losgegangen ist. Denn das Geheimnis der Veränderung, Rick, es ist eben die Nicht-Veränderung. Das ewige sich im Kreis drehen, bis man durch die Zentrifugalkraft auf ein höheres Niveau hinausgeschleudert wird, auf dem man nur größere Bahnen dreht. Unaufhörlich, immer wieder, bis es reicht, um einen neuen Zustand zu erreichen. Aber der Kern, der Mittelpunkt, der bleibt ja immer derselbe, Rick! Rick, er ändert sich nicht. Er kann zaubern, wie er will, er ist doch immer der Rick, der hier ist, oder etwa nicht?
Schaue er sich um. Veränderung um ihn, wo er auch hinschauen mag. Doch im Kern ist alles gleich geblieben. Es hat sich nur eine neue Ebene gesucht, auf der es sich bewegt. Das Ganze, das Große wie das Kleine, es orientiert sich immer an seinem Ursprung. So wird auch der Kaffekocher im Büro genau wissen, wer er ist, wenn er zurückschaut auf den Ursprung, von wo er immer weiter nach außen getreten ist. Nun dreht er seine Bahnen auf den Korridoren vom Plattenbau, und hofft auch nur, dass er die neue Ebene erreicht. Doch wird er dadurch verändert, Rick? Höchstens wer, der sich dabei selbst verliert. Der sich verzaubern, beschwören, illusionieren, und zerstören, ja, aber hoffentlich danach auch wiederherstellen lässt.
Magie ist die Macht, Rick! Merke er es sich!