Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
Edward ist der perfekte Beschützer, der Sicherheit in einer schwierigen Welt bieten kann, und dafür auch nichts erwartet außer Bellas Liebe.
Bellas Liebe erwarten? Ich bitte dich. Ein Mann hat doch keine Erwartungen zu stellen. Wenn er die Frau wirklich liebt (und das hat er verdammt nochmal zu tun), wird er sie auch ohne Gegenliebe beschützen. So und nicht anders! Schau dir Jacob an, der schafft das doch auch, obwohl er über die ganze Reihe hinweg friendzoned ist.

Glaube übrigens nicht, dass Sicherheit vermittelt werden will. Nur der reine Tran, nichts zustande bringen zu müssen, passiv vor sich hinleben zu dürfen. Meyer hält die Schwächen ihres antizipierten Publikums hoch: Weg des geringsten Widerstandes (Bellas Umzug nach Forks), Freakshow (Bella ist an der Schule die "Neue" und will keine Aufmerksamkeit erregen), Elitarismus (alle an der Schule sind doof, weil sie so normal sind), Egozentrismus (entweder es läuft nach Bellas Vorstellungen, oder gar nicht), Selbstglorifizierung (alle Typen stehen auf Bella, alle mögen Bella, Bella ist super), Rebellion gegen die Eltern (Charlie ist ja soooo doof! Und Bella mag es, dass er sie in Ruhe lässt, weil er mit ihr nichts anfangen kann), Profilneurose ("Ich mach gefährliche Sachen, weil ich dann Haluzinationen von Edward bekomme -- Edward, komm zurück zu mir!"; außerdem ist Jacob nur der Typ, der da ist, weil Bella sonst allein ist), das Spielen mit anderer Leute Gefühlen (Jacob kann einem leid tun) ... end of thinking capacity.

Meyer schmeißt für meine Begriffe nur ein Gefühl, ein Flair in den Raum, versucht dann so viele Teenie-Neurosen wie möglich zu bestätigen und schert sich um den Rest des Romanes gar nicht. Ihr sind auch ihre Charaktere egal. Komplett. Könnte mir halt auf mittlerer Ebene höchstens LDS-Philosophien vorstellen, die das Buch verwirklicht.

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ich würde mich vielleicht ein wenig vom Straight-forward-Todestrieb entfernen, schließlich sind die Twilight-Vampire in keiner Hinsicht sonderlich tot.
Ich glaube aber, das hat seine Gründe in Meyers schriftstellerischer Unfähigkeit. Die Dichotomie, die mitgedacht wird (Vampire als untote, kalte, starre, aristokratische Wesen < contra > Werwölfe als aufbrausende, stets Bella wärmende Mitglieder eines Naturvolkes ; Tod gegen Leben), impliziert das durchaus. Natürlich funktioniert sie ab einem gewissen Punkt überhaupt nicht mehr, weil die Steffi keine Lust hat, Konflikte zu spinnen.

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Ich denke, hier kommt eher dieser übliche Widerspruch zu Tage, zwar schon mit dem Tod als (mangelhaftes) Symbol der Starre zu liebäugeln, ihn aber auch als "absolute Veränderung" zu fürchten.
Glaub ich fast nicht. Bella begibt sich regelmäßig in Todesgefahr, sei es um Aufmerksamkeit zu bekommen, sei es aus reiner Dummheit oder weil ihr völlig unlogisches Ehrgefühl so stark ist. Sie fürchtet den Tod nicht, sie umarmt ihn eher. Sie steht auf der Grenze zwischen Tod und Leben und wartet auf einen Windstoß, der sie auf die eine oder andere Seite schlägt (Grey's-Anatomy-Zitate sind doof, aber manchmal haben sie Wirkung); natürlich ist auch dieses Bild völlig unvollständig, weil Edward ja eigentlich nie um Bellas Zuneigung fürchten muss, allerdings wäre das die logische Konsequenz aus Jacobs Vorhandensein.

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Am Ende sind Edward und Bella schließlich unsterblich und nicht in tatsächlichem Tod vereinigt, wie es viele Medien vor Meyer gemacht haben. Unter anderem auch Romeo und Julia, das auf Fan-Seite ja gern verglichen wird.
Der Witz ist ja, dass dieser Vergleich nicht seinen Ursprung in der Fan-Szene hat, sondern praktisch Inhalt des zweiten Romans ist. ^^" Stephenie hatte damals, glaube ich, etwas Lust auf Intertextualität. Wenn ich mich recht erinnere, bestehen auch einige Seiten davon nur aus R&J-Zitaten. Das Ding ist allerdings, dass es in diesem Fall nicht einmal direkt um die ewige Form der Liebe geht, sondern eher um das unglaubliche Dilemma, in dem sich Bella befindet, ein Jahr älter zu sein als Edward -- sie ist gerade 18 geworden und hat geträumt, sie wäre eine Oma. Was danach passiert, ist das bloße Retelling der Romeo&Julia-Katastrophe (Edward erfährt von Bellas angeblichem Tod und will sich, wie er es bereits prophezeiht hat, umbringen).

Wir müssen übrigens unterscheiden zwischen dem Tod in der Vernichtung und dem Tod in ewiger Starre. Meyer ist Latter Day Saints Christin. Afterlife und so. Bin mir ziemlich sicher, dass da sehr viel mit reinspielt.

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Ist bestimmt ein Schlag ins Gesicht für ein paarhundert Jahre Philosophie und Literatur.
Wie so ziemlich alles, was Mormonen so verzapfen. ^^""

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Jetzt würde mich noch interessieren, wie Jacob und Bellas Kind da mit reinpassen.
[...] Oder steckt da noch mehr drin?
Ich muss ehrlich zugeben, ich glaube, da steckt überhaupt nichts mehr groß drin. Bella und Eddi mussten ein Kind bekommen, damit Bella zum Vampir werden konnte (die Ehe stellt Eddi bei seinem Antrag auf ein Niveau zusammen mit dem Vampirdasein; Kind besiegelt Ehe, Ehe besiegelt Vampirdasein --> Kind muss Bella in den Vampirismus treiben). Natürlich wollen die Werwölfe das Kind töten, damit Jacob sich -- in seiner völligen Unterwerfung -- auf Bellas Seite schlagen kann, um ihren Wunsch zu erfüllen, das Kind zu retten. Einziger Ausweg daraus ist Jacobs völlige Unterwerfung unter Bellas Wunsch, indem er sich in Renesmee verliebt. Renesmee wiederum ist die bloße Erbin des Twilight-Vermächtnisses, eine neue Generation Vampir: Deshalb übrigens auch meine Vermutung, dass es mit ihr weitergehen wird.
Bei einer schlechten Autorin, wie Meyer es ist, liegt für meine Begriffe die Vermutung sehr nahe, dass die Prägung Jacobs ein bloßes Mittel ist, den Kampf um Bella endlich aufzulösen. Dadurch ist jeder zufrieden, Jacob hat eine eigene Flamme, Bella muss nicht darum fürchten, dass Jacob sie jemals verlässt, hat gleichzeitig aber Eddi und ist ein Vampir. Happy End à la Meyer.