Vielleicht gehts ja in diese Richtung.
Also ich fand den ersten Film ziemlich sympathisch. Der weibliche Teil unserer Familie hat sich den in meinem Zimmer angeschaut und da habe ich einfach mal mitgeguckt. Wird zwar jetzt nicht mein Lieblingsfilm, aber es war ein netter, guter Film und ich habe mich nicht gelangweilt. Die anderen Teile habe ich nicht gesehen, sollen aber laut den Mädels, die mir davon erzählt haben, viel schlechter sein. Generell soll die Bücherreihe nicht die beste Aussage haben und kein literarisches Meisterwerk sein. Aber das gleiche gilt auch für den Playboy und die Frauen lassen die Männer damit in Ruhe. Wenns denen Freude macht, dann sehe ich das nicht so schlimm. Twilight hat mir ja nichts schlimmes getan, genauso wie Justin Bieber oder Tokio Hotel.
Ich finde, man darf sich als Frau durchaus über Playboy und Co. aufregen (Playboy ist ja noch die geschmackvolle Seite), aus denselben gesellschaftlichen Gründen.
Verwerflich finde ich das Ganze auch nicht, aber die Fragen, die sich bei dermaßen einseitigen Darstellungen aufdrängen, sollten auch gestellt werden.
Ja. Wenn mich etwas bloß nicht interessiert und alle anderen drauf abfahren, ist das nicht das Problem - ich weiß gutes Filmemachen auch dann zu schätzen wenn ich inhaltlich nichts damit anfangen kann. Aber dieser erste Twilight Film (die anderen hab ich mir noch nicht angetan, aber wenn die noch schlimmer sein sollen ...) war ganz ehrlich auf dem Niveau einer billigen TV-Produktion, und zwar in jeder Hinsicht. Ich glaub die fanatischen Fans projizieren etwas darauf, was eigentlich gar nicht wirklich vorhanden ist. Und da nervt mich der ganze Wirbel um Twilight schon etwas, weil man ja kaum drum herum kommt wenn man nicht gerade als Einsiedler in der sibirischen Einöde leben möchte. Wobei ich finde dass der Hype in letzter Zeit etwas ruhiger geworden ist, oder ich habe mich inzwischen schlicht daran gewöhnt.
Sicher, es ist Fiktion, da kann im Grunde jeder machen was er will, aber sorry, für mich persönlich hat das auch einfach nichts mehr mit den "richtigen" Vampiren zu tun. Ich meine, Emo-Veganer die im Licht glitzern? Seriously? Wenn sie sich schon nicht an die gängigsten Konventionen der Mythologie hält, dann sollte sich Stephenie Meyer lieber was komplett anderes ausdenken und dieses Genre bei Anne Rice & Co lassen, wo es hingehört. Da erscheint es mir schon etwas ärgerlich, dass Klassiker wie die Vampire Chronicles nicht weiter verfilmt werden, während Twilight solche bizarr astronomischen Erfolge feiert.
Welche Probleme bringt die Verzerrung der Mythologie denn bitte gesellschaftlich?
Ich hab eigentlich von dem sehr einseitigen Menschen- und Geschlechterbild geredet, das der Film vermittelt. ^^ (Ähnlich wie auch Tittenhefte, um Aldins Argumentation wieder aufzugreifen.)
Generationen zukünftiger Fantasy-Fans werden diese Art von Vampiren als die vorherrschende normale ansehen
Ein klares Zeichen für den Niedergang der westlichen Zivilisation!
Oh, okay, das ist irgendwie an mir vorbei gegangen ^^ Was das angeht möchte ich mich Mivey anschließen: Ich glaube es ist nicht lohnenswert, mehr in die Geschichte hineinzuinterpretieren als eigentlich da ist. Die Twilight Bücher und Filme sprechen imho sehr niedere oder oberflächliche Gefühlswelten pubertierender weiblicher Teenies an und darin liegt wohl auch der anhaltende Erfolg begründet. Weiß nicht, ob man aus diesen Inhalten tatsächlich so weitreichende gesellschaftliche Schlussfolgerungen ziehen kann.Zitat
Geändert von Enkidu (29.01.2012 um 17:20 Uhr)
Erstmal würde ich ja sagen, ganz allgemein (!). Denn was der Autor gedacht hat, ist mir stinkpiepegal, was man darin sieht und daraus mitnimmt, finde ich viel interessanter. Ist aber meine Meinung, in der Akademik gibt es verschiedene Herangehensweisen und Ansichten dazu.Zitat
Bei Meyer allerdings geht es weniger um das Interpretieren, sondern um die hintergründigen Grundannahmen, die halt total offensichtlich die gesamte Story und mehr oder minder sämtliche Charakterinteraktionen prägen. Bestes Beispiel ist halt die untätige Frau, die ohne ihren Mann dahinsiecht und alleine überhaupt nichts kann, und der Männerbulk, der sich um die Frau schlägt. Also, als nur ein Beispiel.
Es hatte doch auch dieses wunderschöne (wenn auch NETT AUSGEDRÜCKT simplifizierte) Zitat die Runde gemacht: "Harry Potter is all about confronting fears, finding inner strength and doing what is right in the face of adversity …. Twilight is about how important it is to have a boyfriend." - Ich persönlich würde zwar auch in Twilight mehr sehen (und bei HP Sachen zu kritisieren haben), aber der Vergleich ist so völlig daneben nicht und trifft das Problem.
Interessant ist natürlich die Frage, inwiefern sowas normal ist in Medien jeglicher Art - bei Twilight wird natürlich allen voran soviel gerantet, weil es extrem erfolgreich ist (gab es auch bei HP, gab es bei Star Wars...)! Am Punkt ändert das leider nur wenig. Meine Grundaussage war jedenfalls: Es gibt bei Twilight Punkte, die gesellschaftlich sehr fragwürdig sind, und obwohl ich sowohl der Autorin ihren Erfolg als auch den Fans ihr Fandom gönne, finde ich es total vernünftig, wenn solche Problemstellungen thematisiert werden, anstelle nur darüber zu ranten, wie schlecht es doch ist - denn das läuft am Ende auf Geschmack heraus.
Naja, dann reg dich aber erstmal über... well, alle anderen auf, die in den letzten 4000 Jahren Mythen "verwässert" haben.Zitat
Ne, im Ernst, das find ich völlig Ok. Zumal bspw. Dracula durch Meyer auch wieder Verkaufsrekorde eingefahren hat (wenn einem diese Verwässerung lieber ist).
Was du meinst ist welchen Effekt das haben könnte auf jüngere Leserinnen, den pädagogischen Wert (oder in dem Fall Unwert). Darüber sollte man natürlich reden. Bei HP war in die Richtung die einzige Kritik ( und das auch nur aus fanatisch religiösen Kreisen) es könne zum Satanismus verführen.Zitat
Etwas Anti-Feminismus seh ich jetzt nicht so schädlich an.
Dass HP zum Satanismus verführen könnte ist mir gänzlich neu. o.O
Was den Anti-Feminismus angeht, so ist Meyers Werk aber nun bei Weitem nicht das einzige, welches in eine solche Richtung geht (egal ob gezielt für Erwachsene oder Jugendliche, Bücher mit einer solchen 'Botschaft' gibt es in Massen und werden auch zahlreich gelesen).
Was mir jedoch 'Freude' macht (ich wage es mal so zu nennen), ist die Tatsache, dass auch jüngere Leser nicht beim Anblick eines dickeren Buches zurück schrecken - denn das ist bei vielen ein Punkt, sich gar nicht erst mit der Geschichte beschäftigen zu wollen.
Macht es wirklich Sinn mehr über dieses Machwerk nachzudenken, als es die Autorin selbst getan hat? Ich kann ja verstehen wenn man Bücher oder allgemeinen Schriften interpretiert und analsysiert bei denen es klar ist, dass der Autor sich wirklich was gedacht hat. Bei Momo, z.B, geht es eben um mehr als bloß eine nette Geschichte um Zeitmanipulation. Es werden Fragen über Wirtschaft, Geld, Zeitmanagment usw gestellt. Einem Micheal Ende traue ich schon zu, dass er über solche Dinge nachdenkt und es langsam an sein Publikum näher bringen will.
Stephene Mayer im Vergleich ist eine ideenlose, ungebegate Autorin, die ganz klar nur die Bücher schreibt um ihr Kapital zu maximieren, ganze Sequels sind nur so entstanden. Dieser Frau traue ich gar nicht zu sich sozialrelevante Fragen zu stellen, gar sie in Bücher einzubringen.
Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass Meyer ursprünglich auf Fandom in dem derzeitigen Maße abzielte. Ich denke nicht einmal, dass sie besonders vertraut mit Fanszenen oder Internet-Gemeinschaften ist. Hell, die Frau weiß nicht einmal, wie eine Suchmaschine funktioniert.
Natürlich ging es ihr darum, Geld aus willigen, weiblichen Jugendlichen rauszu••••n, wozu ihr Konzept auch supergut taugt. Dieses Konzept hat sie übrigens nicht aus dem Boden gestampft und daraus Twilight geformt, sie hat vielmehr geklaubt wo es ging und sich daraus etwas zusammengerührt. Und ich wage sogar zu behaupten, dass sie selbst das nicht allein getan hat. Auf die Dichotomie zwischen Unbelebtem und Lebendem und die Polarität, in der sich der Mensch befindet, kommt keine Frau von allein, die regelmäßig die Katastase in der Konfliktkomplikationen fallen lässt, weil sie zu faul ist, die Konflikte miteinander zu verweben.
Das Ding ist, dass sie nichts geschaffen hat, das tatsächlich schädigenden Einfluss nehmen kann. Ja, Bella ist die Cracknutte des Jahrhunderts und die Werte, die Twilight vermittelt, sind so gesund wie öffentliche Toilettensitze. Man macht sich allerdings etwas vor, wenn man Meyer da irgendeine Verfehlung von Verantwortung vorwirft: Dieses Medienkonzept gibt es spätestens seit den 90ern. Und es wird geduldet. In Deutschland nennt man das zum Beispiel BRAVO.
Was subtextlich in Twilight da ist, sind nur die krassen Masturbationsphantasien von weiblichen Teenagern; es ist sicher nicht richtig, die zu bestätigen und Projektionsflächen dafür zu bieten, allerdings ließe sich das gleiche über Action- und Soldatenfilme sagen. Oder über eine Reihe von virtuellen Realitäten in Computerspielen. Oder über Seifenopern. Und auch hier ist die Frau nicht die erste, die es so krass ausufern lässt, sie trägt das Vampirroman-Genre eigentlich nur ein paar Altersstufen weiter und verbindet es mit populären Elementen -- die Twilight-Reihe ist nicht der erste Schlüpferbefeuchter mit Blutsaugern.
Ich halte es prinzipiell nicht für fragwürdig, das Twilight-Konzept bis zum getno auszumelken: Dafür ist es gemacht. Ich kann mir gut vorstellen, dass das über Renesmee passieren wird, die ist nämlich der perfekte Sequel-Ansatzpunkt -- auch das sicherlich aus Kalkül Meyers. Ein Perspektivenwechsel etwa in die männliche Perspektive ist allein schon deshalb unmöglich, weil es die zugrundeliegende Dichotomie (und damit das einzige, was aus den aneinandergespuckten Worten Literatur macht) zerstören würde: Und welcher weibliche Teenager möchte schon eine männliche Reflektorfigur.
--از جمادی مُردم و نامی شدم — وز نما مُردم بهحیوان سرزدم / مُردم از حیوانی و آدم شدم — پس چه ترسم؟ کی ز مردن کم شدم؟
حمله دیگر بمیرم از بشر — تا برآرم از ملائک بال و پر / وز ملک هم بایدم جستن ز جو — کل شیء هالک الا وجهه
بار دیگر از ملک پران شوم — آنچه اندر وهم ناید آن شوم / پس عدم گردم عدم چو ارغنون — گویدم کانا الیه راجعون
Wie gesagt, ich sehe den Hauptgrund dafür, Twilight als spezielles Werk zu kritiseren, in der Ausbreitung. Deshalb wird ja auch Counterstrike auseinandergenommen und nicht irgendein obskurer 2D-Shooter, und deshalb gehen die religiösen Fundamentalisten auf Harry Potter los und nicht auf irgendeines der tausend Kinderbücher, die hundertmal ketzerischer sind.Zitat
Sie macht natürlich nichts neues, und natürlich sind die Annahmen, die dahinter liegen, akzeptiert (das ist ja das Problem). Aber dass sie in einem so erfolgreichen Medium so überdeutlich sind, ist nunmal perferkter Nährstoff für kritische Auseinandersetzung, und ich denke auch, dass es durchaus etwas bringen kann.
Na ja, wenn Twilight keinen interessieren wuerde, waere es ja eh fruchtlos, darueber zu diskutieren. Die Frage ist ja, warum ist es so erfolgreich, obwohl es so mies ist.![]()
Ich denke allerdings eben, dass die Auseinandersetzung auch auf einem nicht sonderlich fruchtbaren Niveau betrieben wird. Damit beziehe ich mich jetzt nicht auf diesen Thread oder dieses Forum (und überhaupt bin ich auch der erste, der beim Twilight-Bashen dabei ist), sondern auf die allgemeine Diskussion darum, die immer wieder Schleife um einzelne Punkte fährt -- vor allem um die Art und Weise der Beziehungen und um Bellas Wesen. Schon hier erscheint mir, werden elementare Dinge einfach ausgeblendet: Zum Beispiel, dass es hier zwischen Bild- und Sachebene schon eine größere Schere gibt; in der Wahl zwischen Leben und Tod wählt Bella immer wieder den Tod -- das ist symptomatisch für die Lesergeneration der Zielgruppe; Bella ist passives Stummkind, das nur einmal hinfallen muss, um in übelste Gefahr zu kommen, weil sie Mensch in einer fatalistischen Umwelt ist; bei Meyer glitzern Vampire in der Sonne, weil sie andernfalls die menschliche Gesellschaft nicht infiltrieren könnten, was ein durchaus legitimer Kniff ist.
Twilight ist für meine Begriffe vor allem deshalb so erfolgreich, weil es bestimmte Lesersehnsüchte auf martialische Art und Weise ausschlachtet. Die Gefühlswelt im Buch ändert sich nie, sein Duktur schlägt nicht einmal um. Es ist die heftige Aneinanderreihung von pathetischen Schilderungen davon, wie perfekt der perfekte Mann ist, wie stark die starke Liebe ist, wie schlimm Sicherheit sich anfühlt, wie doof alle normalen Menschen sind, Schmerz und Tod werden stilisiert, irrationale Entscheidungen glorifiziert ... Die Reihe ist gelebte Pubertät in einer Erwachsenenwelt. Es suggeriert, dass es kein Aufwachsen braucht, dass es keine Veränderung geben muss. (Bella liebt den Tod, den unlebendigen Vampir; sie liebt die ultimative Metapher für Starre.) Außerdem werden ja alle Konfliktsituationen entweder völlig falsch konstruiert (Konflikte ohne Eskalation) oder Konfliktpotentiale aus Faulheit ausgespart (Konfliktexpositionen ohne Komplikation); das ist ein ziemlich perfides Heile-Welt-Schema, das suggeriert, es wäre völlig in Ordnung, die Welt um sich herum so wahrzunehmen, daraus entsteht keinerlei Problematik -- zumindest nicht für Bella. Die Handlung passiert furchtbar zentralistisch: Alles, was passiert, geschieht um Bellas willen; jeder mag oder will sie, obwohl außer ihrem Blut an ihr nichts besonders ist, jeder kümmert sich um ihr Wohlergehen, jeder räumt hinter ihr auf, im Grunde ist sie nur zweimal überhaupt realen Gefährdungen ausgesetzt. (Und das Konfliktpotential, das der Vampirliebe eigentlich innewohnt, nämlich dass der Vampir sich nicht zurückhalten könnte, wie Edward es ein paar Male beschwört, wird ja völlig im Wind zerschossen) Perfide heile Welt für Bella als totale Canvas. Die Reihe wird dadurch zu einer perfekten Mischung aus dunklem Buffy-Flair und LazyTown-Erzählmodellen. Bzw. halte ich Vergleiche mit dem Sailor-Moon-Anime für nicht unbedingt zu weit hergeholt.
Es gibt eine Menge an Büchern, die ausschließlich von den Lesersehnsüchten her gedacht sind: Allerdings existieren die vor allem in höheren Altersbereichen als Groschenromane. Die Zielgruppe, die Stephenie Meyer anvisiert, wird vor allem mit edukativen Lesewelten umgeben. Meyers Romane hingegen sind so wenig edukativ wie nur möglich und so sehr das Selbstbild eines Teenagers der Zielgruppe bestätigend wie nur möglich. Eine ziemlich clever angewendete Form von Verantwortungslosigkeit.
Letztendlich muss ich auch zugeben, dass ich keine überdeutlichen Annahmen oder Botschaften darin finde, die nicht als reines exemplum gelten könnten. Was ist denn das genaue Problem an ihren Annahmen? Sie spiegelt reale Lebenswelten wieder in überfiktionalisierten Erzählwelten. Damit sagt sie nicht "Wartet bis nach der Ehe mit dem Sex und lasst euch dann bei der erstbesten Gelegenheit schwängern."; das ist eben, was in ihrem Buch passiert. Was subtextlich vor allem an sexualisierter Botschaft drinsteht, wird übrigens größtenteils hineingelegt: Das "Vegetarismus"-Gelübde der Cullens führt nicht zur Kastration Edwards und zur Ablehnung von Promiskuität, sondern zum Spiegel der rationalen Seite (entgegen der Wildheit des Lebens in re Jacob, der Bella bei der erstbesten Gelegenheit besteigen würde, wenn da klare Zuwendung passierte). Auch an den dargestellten Beziehungsmodellen ist nichts wirklich bedenklich, sie werden eben nur nicht mehrseitig perspektiviert, deshalb bleibt eine Wertung aus -- was für die $$$-Intention auch eher hinderlich wäre.
Twilight hat keinen edukativen Rahmen. Und ich bin mir auch sicher, dass nur die wenigsten Leser darin Botschaften für ihr Leben suchen. Klar passiert da mal etwas Fandom und vermutlich gibt es da häufiger dieses Schwärmer-Phänomen, wo man so sein will wie Bella oder wo der Typ so gentle sein muss wie Eddi. Das sind allerdings flüchtige Erscheinungen, die es ebenfalls nicht erst seit Twilight gibt. Ich persönlich halte auch nichts davon für verwerflich.
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Ok, der erste Punkt ist tatsächlich krass, wenn man ihn sich so vor Augen hält. Ich müsste jetzt aber etwas Zeit damit verbringen, andere Medien für die Zielgruppe auf solche Phänomene zu untersuchen, um einschätzen können, ob Meyer da wirklich dermaßen außergewöhnlich ist, dass es einen gesellschaftlichen Aufschrei rechtfertigt (oder ob es doch wieder vorrangig an ihrer Verbreitung liegt).
Ich muss ganz ehrlich sein, ich kapier den letzten Absatz nicht wirklich. Gerade im Kontext mit dem ersten Argument, in dem du darlegst, dass das Buch pubertäre Vorstellungen von Welt untermauert, sehe ich da eine ganz krasse Vorbildfunktion, die, wenn nicht bewusst (und ich bin mir sicher, dass es bei so einigen Kindern bewusst ist!), so doch unterbewusst ihre Wirkung hinterlässt. Ich kann mir nicht vorstellen, das sowas ausschließlich flüchtig ist - und WENN es flüchtig wäre, würde dein kompletter erster Punkt doch genau so sehr wegfallen, weil diese Vorstellungen eben eine pubertäre Sache wie das Schwärmen sind, derer man sich, Twilight hin oder her, früher oder später entledigt. Ich denke, irgendetwas bleibt immer hängen, und sei es nur unter der Brille der Nostalgie (was imho noch die harmloseste Variante ist).
Dass die Annahmen und Ideale in den Büchern die Realität widerspiegeln, ist für mich kein Argument, sie nicht zu kritisieren. Irgendwo muss man ja anfangen, wenn man unzufrieden ist, und ich als Autor (und jetzt in diesem Forum als Laienliteraturkritiker/-nörgler) tue das natürlich am ehsten da, wo ich auch eine gewissen Ahnung und Macht habe: bei den Medien, die eine wichtige Rolle darin spielen, die bestehende Realität zu bestätigen, und daher auch die Möglichkeit haben, sie zu verändern.
Ich persönlich sehe die Vorbildfunktion bei Twilight eben überhaupt nicht; ich kann das aber auch nicht so belegen, dass ich sagen könnte, meine Auffassung würde andere aushebeln. Die Sache ist nur, dass, spräche man Twilight diese Funktion zu, man das auch mit allen anderen Medien gleicher Genese ähnlich machen müsste: Und in diesem Fall sähe ich weitaus größere Probleme bei beispielsweise Actionfilmen und ähnlichem.
Ich denke, wo es um die Flüchtigkeit geht, musst du zwischen synchronischem und diachronischem Lebenswandel unterscheiden: Das Buch erfüllt synchronisch Sehnsüchte der jungen Leserschaft, liegen diese nun in der Bestätigung der eigenen, verqueren Lebenswelt, oder in feuchten Schlüpfern. Diachronisch kann es allerdings wenig Einfluss auf den Lebenswandel nehmen, eben weil es derart kurzweilig ist. Das heißt nicht, dass man aus dem Buch "herauswächst": Es ist ein Konsumgut, auf Lebensumwelten nimmt es gar keine so krasse Wirkung, wenn diese nicht bereits schon vorher angezerrt waren und das Medium hier deshalb als Pflaster herhalten muss.
Klar bleibt immer irgendwas hängen; das heißt aber nicht, dass die Reihe irgendeine Potenz besitzt, offen gesagt besitzt es für meine Begriffe nicht einmal die Mittel dazu, wirklich bewusst Einflüsse auszuüben. Und selbst wenn, müsste man dann schon irgendwie noch belegen, dass diese Einflüsse grundlegend negativ sind -- das halte ich tatsächlich für diskutabel. Fakt ist, dass es sich um eine mackige Kulturerscheinung handelt; genauso wie Casting-Shows oder eben die BRAVO, oder Doku-Soaps. Das sind größtenteils auch Nebenformen von Bauerntheater, Twilight darf sich dabei mit den Federn der Literatur schmücken, aber viel mehr als Bauerntheater ist es auch nicht. Kurzweile mit dem geringstmöglichen Anspruch.
Du darfst natürlich das, was das Buch transportiert, über das Buch kritisieren. Überhaupt wollte ich diese Kritik überhaupt nicht ersticken; es ist nur so, dass sie sehr oft falsche Wege nimmt, weil es ziemlich einfach ist, Twilight doof zu finden. Soll nicht heißen, dass jeder kritische Ansatz automatisch unbegründet ist, aber ich verstehe eben beispielsweise nicht, wieso man das immer mit Polemik anstecken muss. Denn ja, Meyer ist eine grottig schlechte Autorin, aber das macht ihre Denksysteme ja nicht grundsätzlich wertlos -- eben vor allem, weil es eine dermaßen große Leserschaft gibt, die sich damit mehr oder weniger auseinandersetzt. Es scheint aber in der Regel unmöglich zu sein, damit objektiv und unvorbelastet umzugehen. Außerdem geht das oft mit der Grundannahme einher, das alles würde zum Werther-Phänomen führen. Die ist aber prinzipiell stussig gedacht. Überhaupt ist es nicht zielführend, wenn Annahmen in das Buch hineingelegt werden, woraufhin neue Annahmen entstehen, die man dann verurteilen kann. Entweder man geht soziologisch ran, dann müsste man sich einen Überblick über die Leserschaft und ihre Lebensumwelt verschaffen, oder man geht kulturwissenschaftlich ran, dann sollte man erstmal tief genug in die Materie eindringen. Oft wird aber nur die vorgelagerte Sachebene der Geschichte (die Beziehungskonstellation) hergenommen und als Paradebeispiel für die Glorifizierung der Teenie-Liebe verurteilt. Das greift prinzipiell zu kurz.
Im Übrigen hat die Twilight-Reihe durchaus höchst positive Nebeneffekte -- und sei's allein, dass eine mediell verdorbene (kein Kulturpessimismus, nur überspitze Vereinfachung) Teilmenge der jüngeren Generationen mit literarischen Phänomenen konfrontiert wird: Die Polaritäten, die die Geschichte aufmacht, werden durch Meyers Unfähigkeit natürlich völlig kastriert. Aber der stoffliche Zugang über die größtmöglichen Projektionsflächen erscheint mir zumindest durchaus als gutes Mittel, mediell desensibilisierte Jugendliche für mitgedachte Stoffe zu sensibilisieren. Gosh, ich kann mir sogar vorstellen, dass ein Teil der Twilight-Anhänger später irgendwann mal Hesse total super finden wird.
--از جمادی مُردم و نامی شدم — وز نما مُردم بهحیوان سرزدم / مُردم از حیوانی و آدم شدم — پس چه ترسم؟ کی ز مردن کم شدم؟
حمله دیگر بمیرم از بشر — تا برآرم از ملائک بال و پر / وز ملک هم بایدم جستن ز جو — کل شیء هالک الا وجهه
بار دیگر از ملک پران شوم — آنچه اندر وهم ناید آن شوم / پس عدم گردم عدم چو ارغنون — گویدم کانا الیه راجعون
Geändert von Mordechaj (13.02.2012 um 12:10 Uhr)