Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass Meyer ursprünglich auf Fandom in dem derzeitigen Maße abzielte. Ich denke nicht einmal, dass sie besonders vertraut mit Fanszenen oder Internet-Gemeinschaften ist. Hell, die Frau weiß nicht einmal, wie eine Suchmaschine funktioniert.

Natürlich ging es ihr darum, Geld aus willigen, weiblichen Jugendlichen rauszu••••n, wozu ihr Konzept auch supergut taugt. Dieses Konzept hat sie übrigens nicht aus dem Boden gestampft und daraus Twilight geformt, sie hat vielmehr geklaubt wo es ging und sich daraus etwas zusammengerührt. Und ich wage sogar zu behaupten, dass sie selbst das nicht allein getan hat. Auf die Dichotomie zwischen Unbelebtem und Lebendem und die Polarität, in der sich der Mensch befindet, kommt keine Frau von allein, die regelmäßig die Katastase in der Konfliktkomplikationen fallen lässt, weil sie zu faul ist, die Konflikte miteinander zu verweben.

Das Ding ist, dass sie nichts geschaffen hat, das tatsächlich schädigenden Einfluss nehmen kann. Ja, Bella ist die Cracknutte des Jahrhunderts und die Werte, die Twilight vermittelt, sind so gesund wie öffentliche Toilettensitze. Man macht sich allerdings etwas vor, wenn man Meyer da irgendeine Verfehlung von Verantwortung vorwirft: Dieses Medienkonzept gibt es spätestens seit den 90ern. Und es wird geduldet. In Deutschland nennt man das zum Beispiel BRAVO.

Was subtextlich in Twilight da ist, sind nur die krassen Masturbationsphantasien von weiblichen Teenagern; es ist sicher nicht richtig, die zu bestätigen und Projektionsflächen dafür zu bieten, allerdings ließe sich das gleiche über Action- und Soldatenfilme sagen. Oder über eine Reihe von virtuellen Realitäten in Computerspielen. Oder über Seifenopern. Und auch hier ist die Frau nicht die erste, die es so krass ausufern lässt, sie trägt das Vampirroman-Genre eigentlich nur ein paar Altersstufen weiter und verbindet es mit populären Elementen -- die Twilight-Reihe ist nicht der erste Schlüpferbefeuchter mit Blutsaugern.


Ich halte es prinzipiell nicht für fragwürdig, das Twilight-Konzept bis zum getno auszumelken: Dafür ist es gemacht. Ich kann mir gut vorstellen, dass das über Renesmee passieren wird, die ist nämlich der perfekte Sequel-Ansatzpunkt -- auch das sicherlich aus Kalkül Meyers. Ein Perspektivenwechsel etwa in die männliche Perspektive ist allein schon deshalb unmöglich, weil es die zugrundeliegende Dichotomie (und damit das einzige, was aus den aneinandergespuckten Worten Literatur macht) zerstören würde: Und welcher weibliche Teenager möchte schon eine männliche Reflektorfigur.