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Thema: Zwei Pen&Paper Rollenspiel-Ideen

Baum-Darstellung

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  1. #11
    No Offence, FF, aber du solltest vielleicht bedenken, dass nicht alle Spieler den selben Spielstil wie du bevorzugen. Ich kenne genug Spieler, die einen sehr narrativen Spielstil bevorzugen, auch wenn das bedeutet, dass der SL ihnen ab und zu bestimmte Eigenschaften oder Worte in den Mund legt. Wenn sich der Spielleiter ausschliesslich um die Beschreibung der Welt und die Einhaltung der Regeln kuemmern soll, kann man auch gleich ein Computerrollenspiel spielen.

    @JDA .. Hintergrund und Regelsystem zu Offenbarung 16:16 ist ziehmlich nett. Die Regeln aehneln sogar sehr stark denen des Regelsystems, an welchem ich gerade bastel. Vielleicht solltest du auch mal einen Blick auf "Raptue: End of Days" werfen. Es hat zwar einen deutlich SciFi lastigeren Hintergrund, spielt dennoch aber in (oder besser nach) der Offenbarung. Ansonsten sehe ich in dem Setting schon viel Potential (auch wenn mir der Antichrist bisher etwas Plump daher kam).

    Allerdings wuerde ich das System doch etwas Oekumenischer aufbauen. Christliche Werte finden sich ja nicht ausschliesslich im Christentum und gerade Jesus Christus war jemand, der mit seiner Bild- und Gleichnissprache zum Kern der Dinge vordringen und diesen an die Menschen weiterreichen wollte. Dogmen und strikte Regelhoerigkeit war etwas, was er meiner Interpretation nach nicht gefuerwortet hat. Jemand, der, notfalls auch Abseits des Glaubens, Gutes um des Menschen willen verrichtet hat, war ihm sicherlich lieber, als jemand, der sich zwar auf die Kirche berief, dann aber den Dienst am Menschen verweigerte. Gott duerfte fuer alle genug erbarmen haben, auch fuer diejenigen, die ihn noch nicht bewusst erkannt haben.

    Gerade in so einem Setting, in dem sich die Interpretation des Christlichen Glaubens als korrekt erweist, sollte es sehr interessant sein, jemanden anderen Glaubens zu spielen, der vor die Aufgabe gestellt ist, die Dogmen seiner eigenen Religion in Frage zu stellen und sie synchretisch zu verknuepfen. Selbst einige fundamentale Christen koennten dabei merken, dass, auch wenn sie den rechten Glauben haben, sie den Kern einiger Aussagen laengst vergessen haben, und das Goettlich-Uebernatuerliche-Wirken eben nicht so funktioniert, wie sie sich das ggf ausgemalt haben. Wenn du schon die Bibel als Quelle heranziehst, dann waere es schoen, sie zumindest in einer relativ freien und liberalen Interpretation anzuwenden, die den Kerngehalt (oder groessten gemeinsamen Teiler) des Glaubens trifft und nicht ausschliesslich die Ritualisierung (siehe Glaubensinterpretation der Ringparabel). In diesem Sinne haette ich durchaus keine Probleme damit, auch Fremdglaeubigen bestimmte Faehigkeiten zuzugestehen, solange sie in Verbindung mit den erstrebenswerten Grundprinzipien uebereinstimmen. Und warum sollte ein Buddist oder sogar Shintoist am Ende nicht doch auf seine ganz eigene Weise eine Gotteserfahrung haben, nur eben verpackt in die ihm eigene Geistes- und Glaubenswelt. ( Die Frage, die man sich ggf als Grundsatz stellen koennte, ist, was will ein Vater von seinen Kindern. Ihm duerfte es relativ egal sein, ob sie Vati, Vater, Abba, Pappa oder Karl-Heinz sagen. Was ihn interessieren wird, ist, ob sie eigenstaendig durchs Leben gehen und dabei gerecht und liebevoll an ihren Mitmenschen, Bruedern und Schwestern handeln. Ob sie die Liebe zu ihrem Vater dabei durch woechentliche Telephonate oder ueppige Geschenke zu Weihnachten oder das frequente Rezitieren aller seiner weisen Ratschlaege bezeugen, ist nebensaechlich, solange sie es aus dem inneren Antrieb ihres Herzens, ihrer innigen Liebe, machen und nicht nur, weil man das halt so macht. Aber ich schweife ab. Nur mag ich dieses profane Bild einfach als Metapher der Beziehung von Gott zu den Menschen, weil es sehr das Bild der Liebe als oberste Praemisse vorgibt. Jesus verlangt ja auch nicht viel mehr von uns, als wahrhaftig und gut zu sein und Gott zu lieben. )

    Das grosse Problem, dass ich in dem Setting bzw der Umsetzung sehe, ist, dass man sehr leicht ins moralische Taktieren gelangt. Moralische Normen sind sehr dehnbar und liquide. Und gerade in diesem Bereich ist die Bibel (gerade im AT) sehr stingent, da es sich auf die derzeit gueltige Gesetzgebung bezieht. Mittlerweile hat sich in unserer Gesellschaft aber sehr vieles geaendert. Wodurch natuerlich der interpretative Imperativ in verschiedenen Auslegungen heftige Wogen schlaegt. Unehelicher Sex, Kondome oder die von dir im Einschub angesprochene Pornographie haben heutzutage eine deutlich andere Konnotaton als damals, wo in der stark patriarchalisch gepraegten Gesellschaft der einmalige Sex mit einer Frau diese gleich fuer alle anderen Heiratsvermittlungen invalidiert hat und die Verhuetung von Schwangerschaften deutlich mehr Probleme fuer die Stammeskultur darstellte. Aber gerade weil sich die damalige Gesellschaft so drastisch von unserer heutigen unterscheidet (ja sogar von der vor 100 Jahren), werden die Kirchen ob ihrer "antiquierten" sichtweise nicht mehr fuer voll genommen und bestenfalls belaechelt, da sie noch immer mit dem erhobenen Zeigefinger ueber Dinge traktieren, zu denen sie schon weitgehend den Bezug verloren haben. Hier den Spagat zwischen orthodoxen Christen, liberalen Christen und Nicht-Christen zu finden, kann mMn nur auf einem recht liberalen Terrain stattfinden und allzustarkes moralisches Traktieren wuerde definitiv ettliche potentielle Spieler abschrecken (Auch hier wuerde ich sagen, eine Person, die aufrichtig an Gott glaubt und sich tagtaeglich um ihre Mittmenschen bemueht, dabei aber auch ettlichen Lastern erliegt, ist Gott naeher, als eine Person, die sich zwar nach Wort und Komma an die "Regeln" haellt, dabei aber nur ihre Machtposition in der Kirche sichern will. Gott liebt aufrechte Suender und weint ueber religioese Heuchler.) wodurch an ihnen dann genau so die eigentliche Botschaft vorbei geht.

    Zumidnest so oder aehnlich wuerde ich dieses Setting als Spielleiter auslegen, sofern mich die Regelmechanismen nicht zu etwas anderem (z.B. fundamentalerem) zwaengen. Was ich sehr schade faende. Von daher wuerde ich die konkreten Glaubensfragen nach Moeglichkeit dem Regelsystem aussen vor lassen und die religioese Interpretation weitgehend dem Spielleiter ueberlassen.

    Geändert von Ineluki (12.01.2012 um 19:27 Uhr)

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