Doch, ich hab die ganze, traurige Geschichte durchgelesen, nicht nur das Fettgedruckte...
Wie antworte ich dir am besten...? Also, Ängste hab ich, genauer gesagt Angststörungen und Depressionen, die behandlungsbedürftig sind. Das beantwortet auch gleich die Frage, wie ich dagegen ankämpfe und ob ich darüber rede. Ja, ich rede darüber, mit meiner Therapeutin und auch mit Menschen, die es interessiert und die mehr darüber wissen wollen, was eigentlich in einem wirren Hirn wie dem meinen vorgeht.
Allerdings war das nicht immer so. Ich hab mich lange davor gefürchtet was die Leute oder Verwandte wohl sagen könnten wenn rauskäme, daß ich... nunja, nicht dem Standard entspreche (verrückt bin). Geändert hat sich das nach einem mehrwöchigen stationären Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik, weil einfach nichts mehr ging - ja, ich war in der Klapse!
Warum erzähl ich das? Weil mich letztendlich meine schreckliche Angst, Fehler zu machen, nicht gut genug zu sein, keine Kontrolle zu haben und irgendwem deshalb machtlos ausgeliefert zu sein, bis da hin gebracht hat. Übrigens, und diesen kleinen Seitenhieb kann ich mir bei den vielen interessanten Vorstellungen, die über Psychatrien kursieren, nicht verkneifen: Nein, man hat mich nicht gegen meinen Willen mit Medikamenten vollgestopft, nicht irgendwo angebunden, keine interessanten Experimente mit mir gemacht und mich auch nicht behandelt, als sei ich unmündig. Hab ich noch was vergessen? Egal.
Vielleicht hilft dir das auch bei dem "Problem", das du mit deinem Körper hast - oder vielmehr nicht hast, aber andere Leute (Ärzte) scheinbar. Die Frage ist nicht: "Wirst du stigmatisiert?", sondern vielmehr: "Läßt du dich stigmatisieren?"
Ich lasse das nicht mehr zu. Wer sich vor mich hinstellt und mir sagt, ich sei ihn Wahrheit nicht krank sondern nur zu faul oder zu blöde, mein Leben auf die Rolle zu kriegen, dem sage ich auf den Kopp zu, daß ich ihn für einen ungebildeten Trottel halte, der mir intellektuell und an Lebenserfahrung in etwa so weit unterlegen ist wie ein Wimperntierchen. Und vermutlich habe ich damit sogar recht.
Du, meine liebe BlackRose, hast eine Eßstörung hinter dir und hast sie gemeistert - ganz ehrlich, dadurch kennst du deinen Körper wahrscheinlich besser als die meisten Menschen. Wer will dir eigentlich was erzählen? Irgendein Arzt, der dir nicht richtig zuhört und das seelische Leid nicht sehen mag, daß sehr offensichtlich aus so einer Geschichte spricht? Such dir nen anderen Doc. Wenn der sowas abläßt, ist der seine Approbation nicht wert.
Klingt der letzte Satz arrogant und stur? Gut. Hier geht nämlich Selbstschutz vor alles andere. Ein Arzt kackt trotz Universitätsabschluß und möglicherweise Doktortitel auch nur im Sitzen. Such dir nen anderen Doc.
Das bezieht sich hauptsächlich auf den Fall, daß ein Arzt dir nicht zuhört, und sich nicht interessiert für das, was dir Sorgen macht. Natürlich wird dich ein verantwortungsbewußter Mediziner immer auf dein Gewicht hinweisen, wenns zu viel ist, genau wie er es ansprechen wird, wenn jemand raucht oder zu viel trinkt. Das ist von Seiten des Arztes nix persönliches und, ganz wichtig: ist nicht dazu gedacht, dich persönlich oder als Mensch abzuwerten! Es ist sein Job.
Schilddrüsenfehlfunktionen können übrigens tatsächlich dazu führen, daß man nicht abnimmt bzw. immer weiter zunimmt. An deiner Stelle würde ich einem Arzt sagen daß du abklären möchtest, ob da etwas bei dir vorliegt und ihm auch die Information weitergeben, die du oben geschildert hast. Sowas muß übrigens nicht in eine OP ausarten, möglicherweise helfen dir schon Iodtabletten.
Wie gesagt, laß dich nicht aufgrund deines Körpergewichts stigmatisieren. Du hast es nicht nötig, dich darauf reduzieren zu lassen. Gerade du! Ja, ich lese immer wieder mal in deinem Blog und bin beeindruckt, amüsiert und fühle mich als Frau verstanden. Du hast was drauf! Ich weiß, das ist der harte Weg. Mir gehts im Bezug auf meine geistige Leistungsfähigkeit nicht anders. Aber warum solltest du irgendeinem Blindgänger das Recht einräumen, dich abfällig zu behandeln, wegen so einer Trivialität wie Figur? Nach allem, was du erlebt und gemeistert hast? Ganz ehrlich, wenn dir einer so blöd kommt, darfst du ganz legitim die Nase mal so hoch tragen, daß es reinregnet und dem kleinen Kretin darüber bescheid geben, was er für ein erbärmliches Würstchen ist. So lange bis er begriffen hat, daß er dich nicht zum Opfer machen darf. Auch hier gilt wieder: Selbstschutz vor allem anderen.
Darüber hinaus find ich die übrigen Antworten, dies schon in diesem Thread gab, echt toll. Danke für eure Gedanken und die Einblicke, die ihr gegeben habt.