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Thema: [Vampire von Düsterburg] Tag 10

  1. #1

    [Vampire von Düsterburg] Tag 10

    Der zehnte Tag... (ich glaube, so viele hatten wir noch in keinem Foren-RPG ). Und da mir so langsam keine einleitenden Sätze für's RP mehr einfallen, verzichte ich dieses Mal ganz darauf und mache es kurz: Das Opfer dieser Nacht lautet Maxim.

    Der Tag geht so lange, bis alle angestimmt haben (längstens bis Montag Abend).

  2. #2
    Maxim schlief unruhig in der Krankenstation. Er wälzte sich sehr oft hin und her und schwitzte. Es sah so aus, als hätte er einen sehr schlimmen Alptraum, in Wahrheit ging es ihm aber nicht gut. Er träumte nichts, eine riesige Leere befand sich hinter seinen geschlossenen Augen. "Nngh... was ist nur los?", dachte er sich ununterbrochen und wartete darauf, dass es aufhörte. Tiefe Geräusche ertönten. Man hätte meinen können, dass ein Rudel Hunde um ihn herumrannte und um Essen bettelte. So weit daneben lag es eigentlich sogar gar nicht, aber in Wahrheit war es viel schlimmer. Maxim vernahm ein abgrundtiefes Knurren, Zähne fletschten und ihm wurde ganz unwohl. Es war nur eine Sache von Sekunden, doch es kam ihm vor wie eine Ewigkeit.

    [...]

    Die Tür von Maxims Zimmer öffnete sich. Edmond erlaubte sich tief in der Nacht einen Besuch in der Krankenstation. Er nahm vorher von den Krankenschwestern ein Tablett entgegen, es befand sich eine wohlriechende Gemüsecreme-Suppe mit silbernen Besteck darauf. Das Nachtlicht im Flur strahlte in das Zimmer, als ein merkwürdiges Geschöpf plötzlich in Edmonds Richtung blickte, welcher ganz erschrocken war und fast das Tablett fallen ließ. Etwas glitzerte auf dem Tablett. Es war das durch und durch silberne Besteck, welches die Kreatur in Maxims Zimmer blendete. Voller Angst davor zu erblinden nahm es Reißaus. Edmond stellte hastig das Tablett auf dem Boden ab und eilte zu Maxim. Als er diesen am Gesicht antippte, wachte er plötzlich auf. Sein Gesicht war ganz blass, die Augen waren weit geöffnet.

    "Maxim! Geht es dir gut?!", fragte Edmond panisch.

    Doch Maxim antwortete nicht. Er blieb ruhig und war froh darüber, dass es vorbei war. Doch seine Augen wurden ganz schwach. Er versuchte sich aufzurichten, doch es ging nicht. Dann bemerkte er, dass es an der Seite seiner Rippen ganz nass wurde. Edmond schaute auch dorthin, aber traute erst seinen eigenen Augen nicht. Diese Stelle am Patientenmantel war ganz dunkel. Beide dachten erst, es wäre schwarz, doch war es eine tiefe Farbe, die nichts Gutes verhieß. Maxim fing an hastig zu atmen. Seine Stirn wurde ganz heiß und ihm wurde schwindelig.

    "Maxim, halte durch, ich hole sofort je-" Doch Maxim unterbrach Edmond und zog mit letzter Kraft an sein Gewand.
    "Geh nicht...", sagte er und ließ die Hand fallen, "...ich will, dass du jetzt hier bleibst..."

    Trotz seiner Schwäche, die selbst ein Blinder hätte sehen können, trotz der Worte, die schon fast einem leisen Husten gleich waren... man hörte ein kraftvolles Gefühl heraus. Doch kraftvolle Gefühle waren nicht immer schön, auch, wenn es in der ersten Hinsicht ein warmes Gefühl gab. Nein, dieses kraftvolle Gefühl, welches durch Edmond drang, fühlte sich wie ein Dolchstoß an... es war unendliche Traurigkeit, die beide überkam. Edmond zögerte. Er wollte Maxims Worten nicht folgen und hinausrennen. Doch beide hatten ein seltsames Gefühl. Das Gefühl, dass es nichts bringen würde. Für einen respektablen Abschluss musste Edmond hierbleiben, das war sicher. Doch es schmerzte ihn... und auch Maxim... dass er nichts unternehmen konnte, um ihn noch zu retten. Stattdessen setzte sich Edmond an Maxims Bett und schaute nur in sein Gesicht.

    "Kannst du mir hochhelfen...?", fragte er. Ohne lange nachzudenken hielt er Maxims Körper hoch, die Schmerzen, die Maxim dabei erlitt, waren nicht zu vergleichen mit seinen anderen Schmerzen... innerliche... sehr innerliche Schmerzen, bei denen man sich nur wünscht, dass ein Speer durch das Herz gestochen wird, damit eine Art Erlösung noch gefühlt werden kann.
    "Mmmh... Edmond... bin ich eigentlich wertlos...?"
    Doch Edmond antwortete nicht. Er schaute nur traurig zur Seite und schüttelte den Kopf.
    "Ich bin sicher, dass sich eine Handvoll an mich erinnern werden... aber... eine Handvoll ist nicht schlecht... nein. Eine Handvoll klingt für mich sehr schön... denn diese Handvoll ist mir ans Herz gewachsen... und manche von ihnen sehe ich vielleicht woanders bald wieder..."
    Es lief eine Träne über Maxims Gesicht, doch er redete in dem gewohnten Ton normal weiter: "Ich hatte mir in den letzten Tagen keine große Hoffnung gemacht... ich dachte, diese Handvoll würde nicht mehr existieren, weißt du? Ich erwartete schon einen Werwolfsangriff auf mich, fast hätte ich ihn mir gewünscht... aber... als ich heute Morgen aufwachte... da wurde mir ganz warm, als ich dich sah. Ich bekam das Gefühl, dass mich noch etwas in diesem Leben hält... ich hätte nicht gedacht, dass es so korrupt endet... vielleicht macht das ja jemand mit Absicht?"

    Edmond hörte ihm nicht richtig zu. Es machte keinen Unterschied ob er alles mitbekam oder nicht, aber es waren so oder so sehr schmerzvolle Worte. Und nicht nur schmerzvoll, sie waren die letzten, die er je von Maxim hören würde. Sein Gesicht zitterte und Edmond wollte schreien, aber er konnte nicht. Es war, als würde jemand ihn daran hindern und dieser Jemand war entweder ganz weit weg oder unmittelbar neben ihm. Maxim brach in Tränen aus und konnte nicht mehr seine Stimmlage halten.

    "Ich will nicht sterben, ich wollte so gerne weiterleben...! Nur deinetwegen hatte ich erkannt, was mir so wichtig war und jetzt nimmt man es mir weg! Das finde... finde ich... das ist so unfair... so unfair, Edmond..." Maxim verlor an Kraft. Eben hielt er sich noch so an seine Schulter fest und nun rutschte er sie langsam runter ohne es zu bemerken. Maxims Gesicht wurde ruhiger... er regte sich kaum noch und fing an ganz leicht zu lächlen.
    "Ich will hierbleiben... zurückgehen... und spielen, lachen und irgendwas... aber... sieht so aus, als würden Selene und Großvater nicht so gerne auf mich warten... denn sie haben jetzt ewig Zeit und ewig zu warten macht keinen Spaß, oder? Dann heißt es jetzt wohl Abschied nehmen, Edmond... vielleicht irgendwann mal wieder... hehe... und die letzten Tage mit uns tun mir so Leid... so... Leid... ja... so viel...

    ...Leid."

    Maxim atmete nicht mehr. Edmond wollte nicht sehr viel machen. Er legte nur noch Maxim normal ins Bett und deckte ihn zu. Er betrachtete ihn eine Weile und ging dann hinaus. Alles, was er nur noch vorhatte, war die Bekanntgabe über einen Verlust einer wichtigen Vertrauensperson... und Vertrauensperson nicht nur im Sinne dieses Dilemmas. Die Stadt verlor einen Freimaurer, der bis zum Ende kämpfte.

  3. #3
    Friedrich Miller saß im Wirtshaus "Zum Polierten Panzer" und nahm gedankenverloren sein Frühstück zu sich. Er konnte es kaum glauben, dass er wieder eine Nacht überlebt hatte, jetzt, wo die Wahrscheinlichkeit immer höher geworden war, einem Angriff zum Opfer zu fallen. Doch die Freude war bittersüß, denn er wusste, dass es einen Grund hierfür gab. Maxim und Edmond von Dantes hatten immer zusammengehalten, Edmond hatte keinerlei Zweifel daran gehegt, dass Maxim unschuldig sein musste. Er selbst und Leonardo di Dragonieri waren von Grandy dank seiner übernatürlichen Kräfte für unschuldig erklärt worden, und so blieben nur zwei Personen, deren Zugehörigkeit nicht eindeutig war.

    Und Libra hatte gewusst, dass sie diese Zweifel aufrecht erhalten musste, wenn sie noch eine Chance haben wollte.

    Als er an die junge Frau mit roten Haaren dachte, ballte er wütend die Fäuste. All die Zeit. 10 Nächte, 8 Opfer. Es waren nur zwei Werwölfe gewesen. Zwei Personen, beide hatten sich auf ihre Art hinter einer Maske versteckt. Als Libra den Tod Dankwarts betrauerte, hatte er ihr glauben wollen, doch es war nichts als Fassade gewesen. Sie selbst hatte ihn des Nachts hingerichtet, ihren jahrelangen Weggefährten und Freund.

    Er hörte seinen eigenen Wutschrei und bemerkte, wie sich die anderen Gäste zu ihm umdrehten. Wie richtig hatte er die ganze Zeit gelegen, und wie wenig hatte es ihm geholfen! Seinen eigenen Instinkten misstrauend, hatte er die Bösewichter immer wieder entkommen lassen.
    Gleich am ersten Tage hatte Shael den Abenteurer Thorben ins Visier genommen, hatte sich mit ihm angefreundet und ihn dann nachts geschlachtet. Hätte die zweite Bedrohung durch die Vampire nicht die Aufmerksamkeit der Vertrauenspersonen abgelenkt, so hätten sie bereits hier etwas merken können. Und auch der Gedanke eines Mörders mit einem Bluthund als Gefährten war ironischerweise nicht so falsch gewesen wie letztendlich angenommen - die Logik dahinter war zwar fehlerhaft, doch hätte er seinem Instinkt vertraut, so wäre er schon früher bei der wahren Mörderin gelandet.

    "Herr Miller, ist bei Ihnen alles in Ordnung?"
    Der Wirt, Ellys Vater, war zu Miller an den Tisch getreten. "Ich gedenke nur der Toten und lache grimmig über unsere Dummheit, Herr Cole. Aber seien sie unbesorgt. Die letzte Täterin ist gefunden. Heute Nacht hat das alles ein Ende. Die Mörderin ihrer Tochter wird gerichtet werden, und die Stadt wird wieder aufatmen können.
    Libra ist der letzte Werwolf. Sie wird sterben, und ich verspreche Ihnen, dass sie kein Opfer mehr finden wird. Ich werde persönlich dafür sorgen."

    Der alte Wirt blickte Miller hoffnungsvoll ins Gesicht. Mit zusammengepressten Lippen brachte er kein Wort hervor, sondern nickte bloß und wandte sich wieder ab.

    Miller hatte seinen Entschluss gefasst, jetzt galt es nur noch, die restlichen Menschen von seiner Wahl zu überzeugen - doch er hoffte, dass sein eigenes Verhalten bisher gezeigt hatte, auf welcher Seite er stand, und dass die anderen Vertrauenspersonen die richtige Entscheidung treffen würden.
    Doch... wer war noch übrig geblieben? Zweifellos hatte Libra Leonardo verschont, da dieser mit seinem Wahlverhalten ihr eher zuspielte denn eine Gefahr darstellte. Maxim oder Edmond... betrübt schloss Miller die Augen. Einen von beiden würde es erwischt haben.

    Während Miller sein mittlerweile kaltes Frühstück aufaß, betete er im Stillen für alle Opfer der Werwölfe, aber auch für alle Opfer der Fehlentscheidungen der Bürger. Zuletzt verweilte er bei Ava, die letzte Nacht den Tod durch den Strick gefunden hatte. Gesungen hatte sie, nicht perfekt, doch verzückend und lieblich. Er hatte die Melodie noch im Ohr, würde sie bis an sein Lebensende nicht vergessen.
    Ava würde die letzte Unschuldige sein, die er mit seinem Gewissen zu vereinbaren hatte.

    Geändert von Schattenläufer (17.12.2011 um 18:42 Uhr)

  4. #4
    Libra, Miller, Leonardo und er. Von den einst 28 Vertrauenspersonen waren nurnoch vier am Leben. Innerhalb von nur zehn Tagen waren alle anderen Personen den Werwölfen, Vampiren und den Bürgern selbst zum Opfer gefallen. Zwar mochte Ava anfangs noch auf der Seite der Vampire gestanden haben, doch seit der Hinrichtung von Talis waren es ausschließlich die Werwölfe gewesen, die die Bürger zu fürchten hatten. Warum hatte sie ihnen damals nicht gesagt, dass alle Vampire tot seien, warum hatte sie noch immer den Verdacht bestehen lassen, dass Maxim und er tatsächlich noch zu den Vampiren gehören konnten? Egal wie lange er darüber nachdachte, es wollte für ihn keinen Sinn ergeben und gewiss würde er nie ihren Gesichtsausdruck vergessen, als er sie am gestrigen Abend eigenhändig zum Galgen geführt hatte.
    Es gab noch immer so viele Fragen, auf die Edmond keine Antwort wusste. Doch an diesem Tage endlich würde alles ein Ende nehmen, so viel war sicher. Dabei machte es fast schon keinen Unterschied mehr, auch wenn heute die letzte Bestie sterben würde, so hatten diese Ungeheuer dennoch ihre Machenschaften fast in Gänze verwirklichen können. Die ganze Zeit über musste Edmond dabei an den jungen Maxim denken, welchen er in der letzten Nacht verloren hatte. Seit Caspar von Busch ihn damals zu seinem Nachfolger ernannt hatte, hatte Edmond stets damit gerechnet, den nächsten Tag nicht mehr zu erleben. Die Aussagen von Selene und Havelock hatten auch keinen Zweifel daran gelassen, dass die Werwölfe es zumindest versucht hatten. Doch nun, so kurz vor ihrem Ziel, war es stattdessen ausgerechnet Maxim gewesen, den man ihm einfach so entrissen hatte!
    Ein wahrlich grausamer und unnötiger Akt, mit dem sich die letzte Kreatur an dem Grafen rächen wollte. Am vorletzten Tage noch hatten sie den Privatermittler von ihrer Seite gezerrt und es schien, als hätte sie sich dafür nun gerächt. Gestern schon hätte wohl alles vorbei sein können, doch stattdessen mussten erst noch Ava und Maxim sterben. Erneut hatte das Schicksal ihm einen Streich gespielt und längst schon fand Edmond keine Tränen mehr, um all die Toten zu betrauern. Er war dazu verdammt weiterzuleben, während alle Anderen um ihn herum einfach so wegstarben. Würde er diese Schuld, so viele unschuldige Seelen hingerichtet zu haben, jemals begleichen können?

    Inzwischen waren die Feuer in der Stadt wieder erloschen und noch immer waren der Generalfeldmarschall und seine Männer dazu bereit, nach dieser kleinen Kostprobe notfalls die gesamte Stadt in Schutt und Asche zu verwandeln. Die neuen Todesfälle nahm er mit einem verschmitzten lächeln zur Kenntnis und man hätte meinen können, dass der übereifrige Soldat es sich bereits vor seinem inneren Auge ausmalt, wie Düsterburg in einem Flammenmeer untergehe würde. Zumindest gab es also noch ein größeres Unglück, welches die letzten Vertrauenspersonen abwenden konnten, und so machte sich Edmond an diesem Tag erneut auf den Weg, um Miller aufzusuchen. Selbst jetzt glich Leonardos Verhalten einem Geisteskranken und auf Libras Anwesenheit legte er keinen Wert, obgleich er sie sicherlich noch ein letztes Mal wiedersehen würde. Schlussends traf Edmond ihn im Wirtshaus an und schon beim Betreten merkte er deutlich, wie viel Leben aus jenen Räumen über die Tage gewichen ist.
    "Nun, inzwischen sind wir nurnoch vier Personen, Miller. Es wird Zeit, dass wir das alles endlich zu einem Ende bringen, ehe noch die gesamte Stadt für unsere Unfähigkeit büßen muss! Wir hätten so viele Morde verhindern können, indem wir Libra bereits vor zwei Tagen hingerichtet hätten. Wir können zwar nicht mehr ungeschehen machen, was sich in den letzten Tagen ereignet hat, doch werde ich selbst jetzt nicht einfach aufgeben und diese letzte Bestie entwischen lassen. Ich kann nur hoffen, dass dieser Alptraum heute endlich vorbei sein wird..."

  5. #5
    Leonardo erwachte und sah verwundert auf die reste des steiens der weisen an den er beim brand der stadt sprengte.

    Zwar waren Edmund und Maxim keine werwölfe aber auch nicht minter harmloser als er und miller, nun war maxim tod, haben die wölfe Edmunds geld nicht gefallen den er vergeben hat ihn leonardo umzubringen?

    Das ergibt keinen sinn die beiden sind freimaurer und das allein ist verdächtig, haben die die werweölfe und vampire erschaffen um die welt zu beherrschen? er muss zu ihn hin gehen um das heraus zu finden.

    Als er zum wirtshaus hinging sah er schon Edmund sitzen, er ging zu ihn hin und setzte sich hin.

    "Edmund sie nennen mich geisteskrank, und was sind sie der narrenkönig? nun geht es drum den letzten werwolf zu töten wenn nicht gibt es keine überlebenden mehr. sagte er und trank nen bier.

    Geändert von Lichtdrache (18.12.2011 um 19:32 Uhr)

  6. #6
    Friedrich Miller hatte den Bürgermeister gerade begrüßt und, noch bevor dieser etwas sagen konnte, sein aufrichtiges Beileid ausgesprochen. Edmond von Dantes sprach und Miller spürte die große Trauer in seiner Stimme, als er ebenfalls, viel zu spät, Libra als letzten Werwolf enttarnt sah.
    "Haben Sie keine Sorge, der Albtraum wird heute vorbei-" setzte er an, da kam Leonardo di Dragonieri durch die Tür des Wirtshauses und fing sogleich unvermittelt an, wirres Zeug zu sprechen. Dann setzte er sich zu Miller und Edmond von Dantes an den Tisch, griff Millers Bier und fing an zu trinken.

    Miller blickte Edmond von Dantes an. "So langsam kommen mir Zweifel an Grandys übernatürlichen Talenten, an deren Erkenntnisse wir uns hier klammern", meinte er unruhig. "Dieser Mensch ist hochgradig verwirrt und gefährlich. Ich empfehle Ihnen, das alte Irrenhaus schnellstens wieder zu eröffnen und diesen Kerl dort hinein zu werfen."
    Leonardo di Dragonieri trank das Bier weiter, als hätte er die heftige Aussage Millers überhaupt nicht registriert. Wie eine Puppe, die menschliche Bewegungen nachahmt... Miller bekam eine Gänsehaut.

    "Doch... das ist alles Zukunftsmusik. Herr von Dantes, wir tapsen in einer Hinsicht immer noch im Dunkeln: Wir wissen nicht, ob die Werwölfe auf die Nacht angewiesen sind, um ihre Bluttaten zu verüben, oder ob sie lediglich ihren Schutz gesucht hatten, um möglichst lange unbemerkt zu bleiben. Doch eines ist nun gewiss: Libra ist enttarnt und in die Ecke gedrängt. Sie könnte wer weiß was versuchen... vielleicht rennt sie in diesem Moment bereits in ihrer Bestiengestalt durch unsere Straßen und schlachtet die Bürger Düsterburgs ab, jetzt, wo sie sich nicht mehr zu verstecken braucht.
    Zum Wohle der Stadt schlage ich vor, dass sie die gesamte Wache in höchste Alarmbereitschaft versetzen und Suchtrupps aussenden, die Libra verhaften und sogleich zu ihrer Hinrichtung schaffen sollen. Die Abstimmung ist wohl in Anbetracht der Umstände eine reine Formsache, aber Sie stimmen für sie ab und ich klage Libra ebenfalls an. Damit ist die Sache besiegelt und ordnungsgemäß beschlossen."

    Geändert von Schattenläufer (18.12.2011 um 19:23 Uhr)

  7. #7
    Nun bin ich bin nicht irre herr miller, die erlebnisse der letzten tage haben mich nur sehr misstrauisch werden lassen, nun da es eh fest steht werde ich auch Libra anklagen" sagte er.

  8. #8
    So sollte es also sein. Nach langer Zeit war es soweit: Libra sah ihrem Ende entgegen. Sie tat es nicht mit Groll, nicht mit Schrecken, sie lächelte das ruhige Lächeln, dass sie seit Adryans Tod auf den Lippen hatte. Von der bezaubernden Schönheit, die sie hatte, als sie durch das Stadttor traten, war nichts mehr übrig. Die Wachen, die sie gefasst hatten, führten sie mit sichtlichem Ekel zu den versammelten restlichen Vertrauenspersonen.

    Ihre langen, roten Haare, verglüht, zusammengeschmolzen, stumpf, strohig.
    Ihr Lächeln eine Grimasse.
    Ihre zarte Haut verkohlt, schwarz, gerötet.
    Der Blick verhangen vom Weinen, ohne Stolz, ohne Demut.

    __________________________________________________________

    Der frischgewählte Bürgermeister brach auf ihrer Schwelle zusammen, von den Vampiren gebissen, ausgesaugt, erschöpft. Caspar von Busch wusste, was zu tun war. Sie trafen sich in einem kleinen Haus am Rande der Stadt. Das Wolfsrudel und der Zaubermeister. Sie hatten sich gefunden. Mit seinem letzten Zauberspruch weckte er den Blutdurst in den Menschen, den sie schon lange vergessen hatten. Er erweckte die Werwölfe wieder, auf das sie sich jede Nacht einen holen würden, solnage, bis es keine Vampire mehr gab. Doch zuerst solle es seine Frau sein. Er wollte nicht alleine sterben.

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    Sie trat vor Generalfeldmarschall Kessel, das Gewehr im Anschlag. Vor ihr die letzten Überlebenden von Düsterburg. Vor ihren Augen die Gesichter der Anderen. Grandy…das freundliche Lächeln des alten Dankwart, Adryan

    Die junge Sängerin Marina.
    Das Ehepaar von Busch.
    Ihre mutige Haushälterin Selene.
    Der alte Havelock.

    Tot. Das waren sie alle. Bei den Vampiren konnte man sich da nie ganz sicher sein, aber trotzdem. Sie alle waren tot. Und nun würde dieses Schicksal auch Libra treffen.

    Kessel schoss.

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    Die Wölfe stritten um ihre Beute. Der Körper der jungen Frau schmeckte bitter nach Rauch und Alkohol. Eine Klaue auf ihren Beinen, die Zähne tief in der Schulter der jungen Frau, ein Stoß, und sie fiel. Fiel auf die Straße vor der Herberge von Elizabeth Stepback, bei der sie später gefunden werden sollte. Die Leiche auf ihren Beinen. Sie fiel in Ohnmacht, als sich das letzte Fell zurückbildete. Die Gewissheit, Shael ein Stück aus dem Bein gebissen zu haben.

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    Der Körper der Hündin schlug auf dem Boden auf. Aus der Schusswunde tropfte das Blut der Kugel. Julie hatte sich für ihre Blutsschwester geopfert. Noch während Kessel sich am Kopf kratzen wollte, löste Libra ihre Fesseln, ein schauriger Ton kämpfte sich seinen Weg durch die Nacht. Libra breitete ihre Arme aus, und ein wahres Lächeln erfüllte ein letztes Mal ihre Lippen. Ihre menschlichen Lippen.

    „Ich habe diese guten Menschen nicht getötet.
    Das. Wart. IHR!


    Sie setzte an und sprang auf Edmond Dantes zu und grub ihre Reißzähne tief in seinen Arm.
    Der letzte Schuss aus Kessels Muskete beendete das Leben, das keines mehr war.

    Geändert von Caro (18.12.2011 um 21:47 Uhr)

  9. #9
    Ein Aufschrei ging durch die Menge, als sich der Werwolf auf den Bürgermeister stürzte. Hauptmann Kessel setzte sofort an. Der Schuss fiel mit einer beeindruckenden Präzision und traf den Wolf direkt ins Hirn. Edmond von Dantés wurde mit Blut und Hirnfetzen bespritzt. Mit weit geöffneten Augen starrte er für eine Sekunde auf den toten Wolf an seinem Arm, dann fiel er in eine tiefe Ohnmacht.
    "Einen Arzt, wir brauchen sofort einen Arzt!", schrie Miller, als er das Gesehene verdaut hatte. Hauptmann Kessel ging ruhig zu der Bestie und riss das leblose Maul vom Arm des Bürgermeisters. Schnell zog er sich das Hemd aus und wickelte es um die nun stark blutende Wunde. Dann blickte er auf Libra. "Männer, helft mir beim Tragen. Der Wolf wird eine Trophäe machen."
    Ungläubig blickte Miller den Söldnern Dankwarts nach. Er brachte kein Wort über die Lippen.

    ~°~

    "Was soll nur aus der Stadt werden", stöhnte Edmond von Dantés leise. "Und ich möchte gar nicht von wirtschaftlichen Themen anfangen, das ist noch ein ganz anderes Kapitel. Nein, ich frage mich, wie diese Stadt sich jemals von den letzten Tagen erholen kann."
    Er richtete seinen müden Blick auf Miller. Dieser hatte ihn die letzten Tage regelmäßig am Krankenbett besucht. Der Arm hatte amputiert werden müssen, sowohl um das Überleben des Bürgermeisters zu gewährleisten, als auch, um das Risiko einer möglichen Übertragung des Fluches zu verhindern. In der langen Genesungsphase hatte ihm Miller nicht nur Gesellschaft geleistet. Des Nachts hatte er ihn beobachtet, auf jedes Stöhnen geachtet. Würde es zu einem Knurren wachsen? Doch es schien, als sei der Fluch endgültig von der Stadt gewichen.
    "Es wird eine neue Generation heranwachsen", antwortete Miller schließlich, seiner eigenen Worte unsicher. "So ist es bisher noch jedes Mal gewesen. Die Stadt wird sich fangen, solange sie mit weisen Händen geführt wird... oder in ihrem Fall, mit einer weisen Hand."
    "Ich bin nicht zu Scherzen aufgelegt, Miller. Zu viele gute, geliebte Menschen haben wir verloren. Und meine Weisheit wurde oft in Frage gestellt, nicht zuletzt von Ihnen selbst..."
    "Verzeihen Sie, Herr von Dantés. Ich... versuche nur, positiv in die Zukunft zu blicken. Aber ich belüge mich. Ich habe mein Zuhause verloren. Nicht nur das, auch... Herr von Dantés, wenn ich nur eine gespielte Note einer geliebten Melodie höre, zieht sich in mir alles zusammen. Wenn ich ein Gebet an Gott richte, lacht mich eine dunkle Seite in mir selbst aus, nennt mich einen Heuchler. Ich weiß nicht, wie diese Stadt sich erholen soll, wenn ich nicht einmal mich selbst heilen kann." Bei den letzten Worten brach Millers Stimme. Für eine Weile schwiegen die beiden Männer. Edmond von Dantés schloss die Augen und atmete tief durch.
    "Zeit ist es, was wir brauchen. Wir werden nicht heilen, doch wir werden überleben. Es ist unsere Pflicht. Wir dürfen den Bestien nicht die Genugtuung geben. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um diese Stadt wieder aufblühen zu lassen. Was... was werden Sie tun, Miller?"
    Miller lächelte. "Ich habe es immer gehasst, dass Sie mich nur Miller genannt haben, und nicht Herr Miller, wie es sich gehört. Aber was ist von einem Grafen schon zu erwarten. Na, na, ich meine es nicht böse. In meinem Denken hat sich in den letzten Wochen vieles verändert. Ob Graf oder einfacher Bürger, wir haben alle einen heiligen... einen Auftrag. Sie werden sich um Düsterburg kümmern, doch wer weiß, ob nicht weitere Werwölfe da draußen ihr Unwesen treiben. Was ihre Frage betrifft... ich habe hier zu viel verloren, um noch einmal von vorne zu beginnen. Jetzt möchte ich nur noch zurückgewinnen, was noch möglich ist."
    "Und das wäre?"
    Miller stockte. Er hatte diese Gedanken bisher stets tief in sich vergraben, doch wozu? Es gab keinen Grund, sich zu schämen. "Ich... möchte meine Tochter finden. Mein kleines Lottchen. Ich möchte ihr sagen, dass es mir leid tut. Und wieviel sie mir bedeutet. Und ich möchte sie beschützen vor dem Bösen in dieser Welt. Vielleicht ist es schon zu spät für all dies, doch... ich muss es versuchen. Soweit ich weiß, ist sie in Königsberg. Wer weiß, ob die Werwölfe und Vampire nicht bereits dort wüten. Wenn dem so ist, dann schwöre ich, dass ich sie jagen werde, wie ich sie hier gejagt habe. Vielleicht... finde ich darin meine Erlösung."
    "Das ist ein edler Gedanke... Herr Miller." Edmond öffnete die Augen und lächelte Miller schwach an. "Ich wünsche ihnen das beste auf ihrer Reise. Und sollten Sie sich jemals entschließen, nach Düsterburg zurückzukehren... das verlorene Heim lässt sich ersetzen."
    "Das ist sehr großzügig. Und ich wünsche es mir von Herzen, Herr Graf."

    Leise und rau lachte Edmond Dantés in seinem Krankenbett. "Wissen Sie... ich bin eigentlich kein Graf. Ich bin ein einfacher Seemann."
    Miller richtete sich auf und klopfte Edmond zum Abschied sachte auf die Schulter. "Ich hatte es immer geahnt, wissen Sie." Mit diesen Worten verließ er das Krankenzimmer.

    Er würde Edmond von Dantés erst viele Jahre später wiedersehen.

    Geändert von Schattenläufer (19.12.2011 um 01:50 Uhr)

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