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Thema: [Vampire von Düsterburg] Tag 10

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Friedrich Miller hatte den Bürgermeister gerade begrüßt und, noch bevor dieser etwas sagen konnte, sein aufrichtiges Beileid ausgesprochen. Edmond von Dantes sprach und Miller spürte die große Trauer in seiner Stimme, als er ebenfalls, viel zu spät, Libra als letzten Werwolf enttarnt sah.
    "Haben Sie keine Sorge, der Albtraum wird heute vorbei-" setzte er an, da kam Leonardo di Dragonieri durch die Tür des Wirtshauses und fing sogleich unvermittelt an, wirres Zeug zu sprechen. Dann setzte er sich zu Miller und Edmond von Dantes an den Tisch, griff Millers Bier und fing an zu trinken.

    Miller blickte Edmond von Dantes an. "So langsam kommen mir Zweifel an Grandys übernatürlichen Talenten, an deren Erkenntnisse wir uns hier klammern", meinte er unruhig. "Dieser Mensch ist hochgradig verwirrt und gefährlich. Ich empfehle Ihnen, das alte Irrenhaus schnellstens wieder zu eröffnen und diesen Kerl dort hinein zu werfen."
    Leonardo di Dragonieri trank das Bier weiter, als hätte er die heftige Aussage Millers überhaupt nicht registriert. Wie eine Puppe, die menschliche Bewegungen nachahmt... Miller bekam eine Gänsehaut.

    "Doch... das ist alles Zukunftsmusik. Herr von Dantes, wir tapsen in einer Hinsicht immer noch im Dunkeln: Wir wissen nicht, ob die Werwölfe auf die Nacht angewiesen sind, um ihre Bluttaten zu verüben, oder ob sie lediglich ihren Schutz gesucht hatten, um möglichst lange unbemerkt zu bleiben. Doch eines ist nun gewiss: Libra ist enttarnt und in die Ecke gedrängt. Sie könnte wer weiß was versuchen... vielleicht rennt sie in diesem Moment bereits in ihrer Bestiengestalt durch unsere Straßen und schlachtet die Bürger Düsterburgs ab, jetzt, wo sie sich nicht mehr zu verstecken braucht.
    Zum Wohle der Stadt schlage ich vor, dass sie die gesamte Wache in höchste Alarmbereitschaft versetzen und Suchtrupps aussenden, die Libra verhaften und sogleich zu ihrer Hinrichtung schaffen sollen. Die Abstimmung ist wohl in Anbetracht der Umstände eine reine Formsache, aber Sie stimmen für sie ab und ich klage Libra ebenfalls an. Damit ist die Sache besiegelt und ordnungsgemäß beschlossen."

    Geändert von Schattenläufer (18.12.2011 um 18:23 Uhr)

  2. #2
    Nun bin ich bin nicht irre herr miller, die erlebnisse der letzten tage haben mich nur sehr misstrauisch werden lassen, nun da es eh fest steht werde ich auch Libra anklagen" sagte er.

  3. #3
    So sollte es also sein. Nach langer Zeit war es soweit: Libra sah ihrem Ende entgegen. Sie tat es nicht mit Groll, nicht mit Schrecken, sie lächelte das ruhige Lächeln, dass sie seit Adryans Tod auf den Lippen hatte. Von der bezaubernden Schönheit, die sie hatte, als sie durch das Stadttor traten, war nichts mehr übrig. Die Wachen, die sie gefasst hatten, führten sie mit sichtlichem Ekel zu den versammelten restlichen Vertrauenspersonen.

    Ihre langen, roten Haare, verglüht, zusammengeschmolzen, stumpf, strohig.
    Ihr Lächeln eine Grimasse.
    Ihre zarte Haut verkohlt, schwarz, gerötet.
    Der Blick verhangen vom Weinen, ohne Stolz, ohne Demut.

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    Der frischgewählte Bürgermeister brach auf ihrer Schwelle zusammen, von den Vampiren gebissen, ausgesaugt, erschöpft. Caspar von Busch wusste, was zu tun war. Sie trafen sich in einem kleinen Haus am Rande der Stadt. Das Wolfsrudel und der Zaubermeister. Sie hatten sich gefunden. Mit seinem letzten Zauberspruch weckte er den Blutdurst in den Menschen, den sie schon lange vergessen hatten. Er erweckte die Werwölfe wieder, auf das sie sich jede Nacht einen holen würden, solnage, bis es keine Vampire mehr gab. Doch zuerst solle es seine Frau sein. Er wollte nicht alleine sterben.

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    Sie trat vor Generalfeldmarschall Kessel, das Gewehr im Anschlag. Vor ihr die letzten Überlebenden von Düsterburg. Vor ihren Augen die Gesichter der Anderen. Grandy…das freundliche Lächeln des alten Dankwart, Adryan

    Die junge Sängerin Marina.
    Das Ehepaar von Busch.
    Ihre mutige Haushälterin Selene.
    Der alte Havelock.

    Tot. Das waren sie alle. Bei den Vampiren konnte man sich da nie ganz sicher sein, aber trotzdem. Sie alle waren tot. Und nun würde dieses Schicksal auch Libra treffen.

    Kessel schoss.

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    Die Wölfe stritten um ihre Beute. Der Körper der jungen Frau schmeckte bitter nach Rauch und Alkohol. Eine Klaue auf ihren Beinen, die Zähne tief in der Schulter der jungen Frau, ein Stoß, und sie fiel. Fiel auf die Straße vor der Herberge von Elizabeth Stepback, bei der sie später gefunden werden sollte. Die Leiche auf ihren Beinen. Sie fiel in Ohnmacht, als sich das letzte Fell zurückbildete. Die Gewissheit, Shael ein Stück aus dem Bein gebissen zu haben.

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    Der Körper der Hündin schlug auf dem Boden auf. Aus der Schusswunde tropfte das Blut der Kugel. Julie hatte sich für ihre Blutsschwester geopfert. Noch während Kessel sich am Kopf kratzen wollte, löste Libra ihre Fesseln, ein schauriger Ton kämpfte sich seinen Weg durch die Nacht. Libra breitete ihre Arme aus, und ein wahres Lächeln erfüllte ein letztes Mal ihre Lippen. Ihre menschlichen Lippen.

    „Ich habe diese guten Menschen nicht getötet.
    Das. Wart. IHR!


    Sie setzte an und sprang auf Edmond Dantes zu und grub ihre Reißzähne tief in seinen Arm.
    Der letzte Schuss aus Kessels Muskete beendete das Leben, das keines mehr war.

    Geändert von Caro (18.12.2011 um 20:47 Uhr)

  4. #4
    Ein Aufschrei ging durch die Menge, als sich der Werwolf auf den Bürgermeister stürzte. Hauptmann Kessel setzte sofort an. Der Schuss fiel mit einer beeindruckenden Präzision und traf den Wolf direkt ins Hirn. Edmond von Dantés wurde mit Blut und Hirnfetzen bespritzt. Mit weit geöffneten Augen starrte er für eine Sekunde auf den toten Wolf an seinem Arm, dann fiel er in eine tiefe Ohnmacht.
    "Einen Arzt, wir brauchen sofort einen Arzt!", schrie Miller, als er das Gesehene verdaut hatte. Hauptmann Kessel ging ruhig zu der Bestie und riss das leblose Maul vom Arm des Bürgermeisters. Schnell zog er sich das Hemd aus und wickelte es um die nun stark blutende Wunde. Dann blickte er auf Libra. "Männer, helft mir beim Tragen. Der Wolf wird eine Trophäe machen."
    Ungläubig blickte Miller den Söldnern Dankwarts nach. Er brachte kein Wort über die Lippen.

    ~°~

    "Was soll nur aus der Stadt werden", stöhnte Edmond von Dantés leise. "Und ich möchte gar nicht von wirtschaftlichen Themen anfangen, das ist noch ein ganz anderes Kapitel. Nein, ich frage mich, wie diese Stadt sich jemals von den letzten Tagen erholen kann."
    Er richtete seinen müden Blick auf Miller. Dieser hatte ihn die letzten Tage regelmäßig am Krankenbett besucht. Der Arm hatte amputiert werden müssen, sowohl um das Überleben des Bürgermeisters zu gewährleisten, als auch, um das Risiko einer möglichen Übertragung des Fluches zu verhindern. In der langen Genesungsphase hatte ihm Miller nicht nur Gesellschaft geleistet. Des Nachts hatte er ihn beobachtet, auf jedes Stöhnen geachtet. Würde es zu einem Knurren wachsen? Doch es schien, als sei der Fluch endgültig von der Stadt gewichen.
    "Es wird eine neue Generation heranwachsen", antwortete Miller schließlich, seiner eigenen Worte unsicher. "So ist es bisher noch jedes Mal gewesen. Die Stadt wird sich fangen, solange sie mit weisen Händen geführt wird... oder in ihrem Fall, mit einer weisen Hand."
    "Ich bin nicht zu Scherzen aufgelegt, Miller. Zu viele gute, geliebte Menschen haben wir verloren. Und meine Weisheit wurde oft in Frage gestellt, nicht zuletzt von Ihnen selbst..."
    "Verzeihen Sie, Herr von Dantés. Ich... versuche nur, positiv in die Zukunft zu blicken. Aber ich belüge mich. Ich habe mein Zuhause verloren. Nicht nur das, auch... Herr von Dantés, wenn ich nur eine gespielte Note einer geliebten Melodie höre, zieht sich in mir alles zusammen. Wenn ich ein Gebet an Gott richte, lacht mich eine dunkle Seite in mir selbst aus, nennt mich einen Heuchler. Ich weiß nicht, wie diese Stadt sich erholen soll, wenn ich nicht einmal mich selbst heilen kann." Bei den letzten Worten brach Millers Stimme. Für eine Weile schwiegen die beiden Männer. Edmond von Dantés schloss die Augen und atmete tief durch.
    "Zeit ist es, was wir brauchen. Wir werden nicht heilen, doch wir werden überleben. Es ist unsere Pflicht. Wir dürfen den Bestien nicht die Genugtuung geben. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um diese Stadt wieder aufblühen zu lassen. Was... was werden Sie tun, Miller?"
    Miller lächelte. "Ich habe es immer gehasst, dass Sie mich nur Miller genannt haben, und nicht Herr Miller, wie es sich gehört. Aber was ist von einem Grafen schon zu erwarten. Na, na, ich meine es nicht böse. In meinem Denken hat sich in den letzten Wochen vieles verändert. Ob Graf oder einfacher Bürger, wir haben alle einen heiligen... einen Auftrag. Sie werden sich um Düsterburg kümmern, doch wer weiß, ob nicht weitere Werwölfe da draußen ihr Unwesen treiben. Was ihre Frage betrifft... ich habe hier zu viel verloren, um noch einmal von vorne zu beginnen. Jetzt möchte ich nur noch zurückgewinnen, was noch möglich ist."
    "Und das wäre?"
    Miller stockte. Er hatte diese Gedanken bisher stets tief in sich vergraben, doch wozu? Es gab keinen Grund, sich zu schämen. "Ich... möchte meine Tochter finden. Mein kleines Lottchen. Ich möchte ihr sagen, dass es mir leid tut. Und wieviel sie mir bedeutet. Und ich möchte sie beschützen vor dem Bösen in dieser Welt. Vielleicht ist es schon zu spät für all dies, doch... ich muss es versuchen. Soweit ich weiß, ist sie in Königsberg. Wer weiß, ob die Werwölfe und Vampire nicht bereits dort wüten. Wenn dem so ist, dann schwöre ich, dass ich sie jagen werde, wie ich sie hier gejagt habe. Vielleicht... finde ich darin meine Erlösung."
    "Das ist ein edler Gedanke... Herr Miller." Edmond öffnete die Augen und lächelte Miller schwach an. "Ich wünsche ihnen das beste auf ihrer Reise. Und sollten Sie sich jemals entschließen, nach Düsterburg zurückzukehren... das verlorene Heim lässt sich ersetzen."
    "Das ist sehr großzügig. Und ich wünsche es mir von Herzen, Herr Graf."

    Leise und rau lachte Edmond Dantés in seinem Krankenbett. "Wissen Sie... ich bin eigentlich kein Graf. Ich bin ein einfacher Seemann."
    Miller richtete sich auf und klopfte Edmond zum Abschied sachte auf die Schulter. "Ich hatte es immer geahnt, wissen Sie." Mit diesen Worten verließ er das Krankenzimmer.

    Er würde Edmond von Dantés erst viele Jahre später wiedersehen.

    Geändert von Schattenläufer (19.12.2011 um 00:50 Uhr)

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