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General
Noch am Morgen hatte das Antiquariat lichterloh gebrannt, und mit ihm die wohl letzten und wertvollsten Aufzeichnungen über die Geschichte Düsterburgs. Mit einem Schlag löste sich die Vergangenheit der Stadt in Luft auf und zerfiel zu Asche, doch wie würde wohl die Zukunft der Bürgerinnen und Bürger aussehen? Seit dem gestrigen Tage waren bereits einige Gebäude den Flammen zum Opfer gefallen, und so war es weniger der Brand, der die Menschen beunruhigte, als vielmehr der grausige Fund von Havelocks leblosem Körper.
Noch immer gab es Werwölfe unter ihnen und nun hatte jener alte Antiquar mit dem Leben dafür bezahlen müssen, dass er den Mut gehabt hatte, seine wahre Identität in diesem nie enden wollenden Katz-und-Maus-Spiel preiszugeben. Für einen Moment noch schien er nunmehr ein verlässlicher Pfeiler im Kampfe gegen diese Bestien geworden zu sein, bis er in der letzten Nacht nur allzu schnell dafür büßen sollte, es gewagt zu haben, sich mit seinen geradezu magischen Fertigkeiten ihnen in den Weg zu stellen.
Ausgerechnet ihm verdankte Edmond sein Leben, doch quälte ihn das Gewissen ob seiner falschen Entscheidung, die am letzten Abende wieder einen unschuldigen Menschen zum Tode verurteilt hatte. Als Adryan dabei war, in Flammen aufzugehen, war sich der Graf sicher, einen seiner Feinde erwischt zu haben. Doch er traute seinen Augen nicht, als er mitansehen musste, dass jener Privatermittler nichts weiter war, als ein einfacher Stadtbewohner. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit solch einem unglücklichen Ausgang, wo die Beweise doch so eindeutig schienen! Es schien, als hätte Fortuna sie im Stich gelassen und umso erleichterter war er, als er an diesem neuen Tag, als Maxim sein Bewusstsein wiedererlangt hatte. Nie hätte er es sich verzeihen können, hätten die Soldaten des Generalfeldmarschalls den Jungen durch ihre Schießerei geradezu lebensgefährlich verletzt. Der unbändige Zorn dieses kleines Kommandos jagte ihm Angst ein und so betete er zu de Göttern, dass er dieses Mal die richtige Entscheidung treffen würde.
Mit sorgenvoller Miene verließ Edmond das Krankenzimmer und traf auf Miller, welcher schon auf ihn gewartet hatte.
"Ah, gut Euch zu sehen, Herr Miller! Ich hoffe, Ihr habt trotz des Verlustes eures Heims in dieser Nacht schlafen können? Das Schicksal meint es nicht gut mit uns, und ich habe mir die ganze Nacht über den Kopf darüber zerbrochen, was wir bloß falsch gemacht haben. Warum? Warum hat Adryan gestern so haltlose Anschuldigungen hervorgebracht, die jeglicher Grundlage entbehrten? Ich muss gestehen, in einige Dinge zu viel hineininterpretiert und somit wohl auch zu seinem Ende beigetragen zu haben, doch warum mussten die Geschehnisse gestern nur diesen Verlauf nehmen? Wir haben letzte Nacht zudem einen weiteren Menschen verloren und inzwischen haben sich die Reihen wahrlich gelichtet. Wir müssen heute endlich die richtige Entscheidung treffen, und viele Optionen bleiben nicht mehr offen! Schon gestern wäre Ava dazu bestimmt gewesen, ihren Tod zu finden, doch mein Irren hat sie davor bewahrt und einem unschuldigen Bürger das Leben gekostet. Ich will nicht nochmal irren, Miller. Warum sollen wir jetzt auch noch Libra hinrichten lassen, und nicht Ava, nachdem wir ihr gestern schon Adryan entrissen haben?"
Geändert von Edmond Dantès (15.12.2011 um 21:33 Uhr)
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