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Thema: [Vampire von Düsterburg] Tag 9

Baum-Darstellung

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  1. #2
    Das Feuer des Scheiterhaufens wirbelte seine Funken, mithilfe des kalten Westwindes, über die geschundene Stadt, als der Körper Adryans von den Flammen verschlungen wurde.
    Hoffnungslosigkeit umfasst das Herz, als den Menschen klar wird, dass die Finsternis wieder einmal ein Stück näher gerückt ist.

    Der Mond stand bereits am Firmament, als Havelock den Weg nach Hause antrat. Schatten folgten ihm, wohin er ging. Keine Hoffnung mehr, wie Papier, das langsam aber sicher dem Feuer entgegen gleitet.
    Silbergraues Fell, fängt das Mondlicht ein, spiegelt es in allen Farben. Ein Kratzen auf dem Pflasterstein. Finsternis.

    Schief und Grau, im fehlenden Licht, ragte das Antiquariat vor der gedrungenen Gestalt Havelocks hervor, als dieser, gefolgt vom Klappern des Gehstocks, auf das Gebäude zuhielt. Der alte Mann blieb stehen. Er atmete durch und schloss die Augen.
    Das Pfeifen des Windes erfüllte die Wahrnehmung, Fensterläden werden wie Spielbälle des Wetter umhergeschubst und knallen an alte Holz- und Ziegelwände. Schritte. Hallend in den Schatten.
    Das Wehklagen der eigenen Seele kehrte zurück, erinnernd, reflektierend. Wieder versagt...
    Havelock öffnete die Augen.

    Es schien als wäre die Welt um ihn herum zum Stillstand gekommen. Als würde die Zeit nicht mehr in sie hinein fließen und alles für immer so bleiben wie es war.
    Doch die Zeit findet stets einen Weg zu fließen und die Dinge zu verändern.
    Grollen. Fänge. Altes, hartes Blut.

    Die Leere wogte dem Antiquar entgegen, als dieser seinen staubigen Laden betrat. Ihm war es nie darum gegangen Geschäfte zu machen, der Laden war immer nur ein Vorwand für weit wichtigere Dinge gewesen.
    Er legte seinen Dreispitz, wie immer, am Abstelltisch in der Mitte des Raumes ab, als er in Richtung Schreibtisch ging, um sich für die heutige Nacht vorzubereiten und die Unwissenheit der Zukunft zu verdrängen.
    Wittern. Jagen. Reißen.

    Das leise Poltern des geheimen Mechanismus, folgte den hallenden Schritten des Antiquars, als dieser die gewundene Wendeltreppe in den Keller hinab stieg. Der Stockdegen stützte seinen Gang, als Havelock plötzlich ein seltsames Gefühl überkam.
    Das Gefühl verdichtete sich, als er dem Buch näher kam. Er musste es nicht einmal berühren... Es war so klar wie noch nie zuvor.
    Er selbst würde...

    Havelock.
    Habe keine Angst.
    Trauere nicht um das was war.
    Sorge dich nicht um das was wird.
    Ich sagte dir doch ich würde dir das Ende zeigen...


    "Ein Leben voll Wunder hast du mir geschenkt, mehr durfte ich erfahren als die meisten meiner Zeit und doch war dies nicht genug für mich. Stets habe ich nach mehr gestrebt, doch hätte ich früher erkennen sollen, das alles was ich brauchte bereits vor mir lag. Ich wünschte ich könnte von vorne anfangen und was Geschehen ist verändern... Doch ist dies nicht in meiner Macht."

    Du weißt was jetzt zu tun ist...

    Kein Ton drang aus dem, wie erstarrt wirkenden Havelock. Dann kratzt Metall über Metall, als ein kraftvoller Hieb das magische Buch zerteilt und ein Echo-haftes Brummen den Boden erzittern lässt.
    Knurren.
    Havelock fuhr herum, den Blick auf die Wendeltreppe gerichtet. Schatten an den Wänden, Finsternis verdichtet sich, ergreift auch das Herz des Tapfersten. Bestien aus der Dunkelheit.
    Entsetzt, verflucht, dem Tod entgegenblickend, zur letzten Gegenwehr bereit, den Blick starr auf den heran nahenden Tod gerichtet.

    ~Wusstet Ihr, das Düsterburg praktisch auf Düsterburg errichtet wurde? Man hat mit der Zeit, einfach die neuen Häuser auf die Alten drauf gebaut...~

    Knurren. Grollen, direkt hinter ihm. Werwölfe waren so einiges, aber sie waren nicht Dumm. Er hätte es niemals erwähnen dürfen, denn was sich herum sprach, das wussten auch die Bestien.
    Mit einem Satz sprang es den Antiquar an, welcher dem Hieb der langen, scharfen Klauen nur um ein Harr entgehen konnte, indem er sich auf den Rücken warf und wiederum einen Hieb gegen den Werwolf führte. Das Wesen prallte an einem gut gefüllten Regal ab, welches sich anschickte auf der Bestie zusammen zu stürzen. In Panik rannte der Antiquar in Richtung der Wendeltreppe, stolpernd und keuchend, ohne Licht, nur der Oberfläche entgegen. Das Grauen lauerte im Rücken und hetzte mit unermüdlicher Hast nach seinem Opfer. Oben ergriff Havelock die alte Öllampe, welche an dem Regal hing, und schleuderte sie direkt hinter ihm auf den Boden, als er mit letzter Kraft versuchte die Straße zu erreichen. Oh, er hatte noch einen Trumpf im Ärmel, als ob er an so etwas wie Schicksal glauben würde.

    Auf der Straße blieb er stehen und drehte sich in Richtung des brennenden Antiquariats um. Mit geschmeidigen Bewegungen kam der Werwolf heraus und umkreiste sein Opfer, nach Blut und Fleisch gierend.
    "Die Asche, Lykanos des Verschlingers wird dich bannen, Ausgeburt der Finsternis..." Er griff in den Lederbeutel, doch...

    Ein klaffender Riss zog sich durch die oberen Schichten seiner Kleidung... der Hieb der Bestie hatte den Beutel mit dem magischen Staub getroffen...

    Der Schrei Havelocks hallte durch die nächtlichen Gassen, als dieser dem Werwolf nichts mehr entgegen zu setzen hatte. Blut tropfte in den Rinnstein, die Finsternis verdichtete sich.
    Der Magier von Düsterburg war gestorben und mit ihm die Hoffnung, dass das Licht wieder einkehren würde...

    Geändert von Mr.Räbbit (15.12.2011 um 00:52 Uhr)

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