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You got bamboozled
Dankwart konnte diese Nacht nicht ruhig verbringen. Er war nervös, man sah ihm diese elende Ruhelosigkeit an. Augen die hin und her zuckten, sich nicht auf einen Punkt fixieren konnten und wollten.
Eigentlich wollte er doch schlafen, sich dem Schlaf der Gerechten unterwerfen und sich in seinem Alter nicht mit den unnötigen Strapazen belasten, die in dieser Stadt wüteten.
Doch irgendwas wollte nicht, dass er schlief. Irgendwas hielt ihn davon ab… und eigentlich konnte es ihm doch egal sein oder? Die Nacht birgt immerhin viel Potenzial. Viel Zeit mit sich allein, Zeit die er zum nachdenken nutzen konnte.
Seine Sinne trübten ihn in letzter Zeit oft, sein Gehör, seine Sicht… es schien im Angesicht der Bedrohung zu verschwimmen.
Seine gealterten Beine trugen Dankwarts ruhelosen Körper durch den Raum in dem er schlafen sollte, von links, nach rechts und wieder zurück. Stetig den Blick auf Grandys alten Nachtplatz fixiert der noch von dem Leib des Kriegers zerwurschtelt war. Dankwart hatte es extra veranlasst, wollte zumindest eine Erinnerung, eine temporäre an seinen Freund. Bald musste er allerdings einsehen, dass der Aufenthalt hier, seinem Zustand nicht zuträglich war. Er fühlte sich zunehmend schwächer und… verletzter.
Er musste raus, sich bewegen, was anderes tun als grübeln, was anderes tun als sich zu belasten… Freunde aufsuchen… alte Freunde.
Die Nacht war kalt und dunkel… er sah seinen eigenen Atem, der zu kleinen Wölkchen kondensierte. Die kalte Luft zog in seine alten Lungen… seit bald 72 Jahren passierte das…
72 Jahre wandelte er auf der Welt… vor gut 51 Jahren verursachte er zumindest einen Teil der Katastrophe hier. Bannte unbeabsichtigt die Seele eines Dämons in den Körper eines jungen Mannes.
Doch zumindest ihn konnte er richten, zusammen mit zwei seiner Verbündeten… und eine dieser… Nachtgeschöpfe wurde von den anderen Feinden der Stadt gerissen. Irgendwie erfüllte es ihn noch mit Stolz so einen Erfolg erzielt zu haben. Nach so langer Zeit…
Doch jetzt gab es anderes, was Dankwart tun wollte, Kontakt mit seinen Untertanen suchen. Zeigen, dass ihre Zeit gekommen war… ihm dabei zu helfen, letztlich jeden vollends von seiner Unschuld und seinem royalen Blut zu überzeugen. Kurt würde ihm dabei helfen können.
Schwer klopfte die alte Hand auf hartes Holz, ein besonderer Rhtymus, bestimmte abgepasste Pausen. Zweimal kurz, einmal lang, einmal kurz. Er hörte das rasseln von Säbeln. Das spannen von Pistolen und Musketen.
„In welchem Glanz erstrahlt der Himmel?“
„In der Pracht unsrer blauen Herzen“
Ein Holzbalken wurde verschoben, kratzte über das Innere der Türe ehe die unscheinbare Türe sich öffnete und dahinter einige Läufe von Waffen zum Vorschein kamen, auf Dankwart zielten… und da erblickte er ihn.
„Kurt…“
„M… mein König?“
„Richtig…“
„Soldaten!“ Der Blick des Mannes, Kurts… einem Mann in den Fünfzigern, gezeichnet von einigen Narben, wettergegerbtes Gesicht, feiner Schnurrbart, breite Statur, ging an die Mannen hinter ihm... „Runter mit den Waffen ihr Pack!“
Geübt, trainiert… die Waffen wurden ordentlich geschultert, weggesteckt, Säbel in ihre Scheiden geschoben.
„Was ist euer Begehr, mein König?“
„Ihr werdet morgen aus eurem Versteck kommen und mich unterstützen… alter Freund…“
Die beiden Männer fielen sich in die Arme, wie zwei Brüder die sich seit Ewigkeiten nicht gesehen haben, griffen sie umeinander, klopften sich auf den Rücken.
„Ha… Dankwart, kein Stückchen verändert in deinem Exil, nicht wahr?“
„Nur alt geworden Kurt… nur alt geworden…“
Dankwart wusste schon immer, wie er sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten hatte… ein Kommando von gut 20 Mann, nur die härtesten und grimmigsten sollten es sein, dass war sein Befehl… und hier waren sie versammelt. 20 Soldaten, zusätzlich der wohl verrückteste von allen… Kurt Heinz Wolfinger von Kessel. Es gab zahlreiche Geschichten über ihn doch nur er selbst wusste, welche davon wahr sind und welche gelogen… und nie würde er sagen welche wahr sind…
Dankwart führte ein… einige Stunden ein Gespräch mit seinem treuen Generalfeldmarshall, er wurde über viele Vorgänge in seiner Mark aufgeklärt und… war sich sicher, dass sein Land ihn brauchen würde sobald alles vorüber ist.
„Ich kann auf euch zählen Kurt? Alles wird laufen, wie geplant?“
„Sicher Dankwart… wir enttäuschen euch nicht…“
Der alte Mann nickte freudig… ein guter Mann dieser Kurt… zuverlässig und loyal…
Die kalte Nacht umarmte ihn wieder als er das Gebäude verlies, er wollte schlafen… war endlich müde… bis er ein Knurren hörte… und ihm war klar was ihn davon abhielt zu schlafen… sein Schicksal holte ihn anscheinend ein…
Ein laute Knall, das zischen einer Kugel, direkt an seinem Ohr vorbei. Schrilles Pfeifen ertönte auf seiner linken Seite, machte ihn halb taub. Fell flog im silbrigen Schein der Nacht durch die Luft.
Weitere Schüsse, doch keiner traf. Dankwart rannte los, noch hatte er eine Aufgabe… nicht heute Nacht… nicht heute…
Er rannte, rannte so schnell ihn seine vom Alter porösen Knochen liesen… und mit der Unterstützung von Musketen und Pistolen konnte er tatsächlich einen Vorsprung erarbeiten. Ecken, Gassen… breite Straßen, er nutze jede Biegung, jedes Hindernis welches er dem Biest in den Weg werfen konnte… doch es holte auf. Knurren aus allen Richtungen, er fühlte sich umzingelt… er war umzingelt… die Bestien hatten ihn… ihn, den wahren Herrscher…
Es ging schnell… unheimlich schnell. Ein Sprung, ein schwerer Schlag auf seine Brust welcher Stoff und Haut wegfetzte und dann ein Biss… ein schmerzhafter Biss in seine Schulter. Er spürte wie Knochen brachen, Fleisch riss und sich Adern den Reißzähnen ergaben. Er hatte keine Chance.
Schwäche… elendige Schwäche… elendige Ruhelosigkeit trieb ihn an. Dankwart zog sich irgendwie auf die Straße… eine breite Straße… der polierte Panzer, nicht weit weg.
Die Schritte von Männern, die ersten Sonnenstrahlen… und der Schrei von seinem Generalfeldmarshall…
„Kurt…“
Leise kamen die Worte… Kurt war bei ihm… stützte Dankwart in seinen Armen… „Kurt…?“
„Dankwart… es tut mir Leid…“
„Verfügung… 38… Kurt…“
Ein Nicken, mehr brachte von Kessel nicht zustanden… Verfügung 38… Stadt evakuieren und schleifen… völlig dem Erdboden gleich machen wenn die Hoffnung verloren ist.
Dankwart spürte wie der letzte Tropfen Leben aus seiner Schulter tropfte… ein letzter Tropfen adeligen Blutes…
Der Prinz starb diese Nacht… doch sein Vermächtnis war die notfallmäßige Niederbrennung der Stadt… und ein Erschießungskommando von 20 Mann welches sich darum kümmern würde den Verdächtigen, egal welchen Geschlechts, welchen Standes oder welcher Gesinnung eine Kugel zwischen die Augen zu setzen…
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