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Auserwählter
Diese Stadt! Förmlich jede Person, die sie kennenlernte und die aus dieser verfluchten Stadt stammte war ganz klar: wahnsinnig. Nach dem Auftritt des Hausmannes Rebecca war Libra erst wütend, dann amüsiert, dann verwirrt. Aber irgendwie...GLAUBTE sie, dass man dort einen harten Burschen vor sich hatte. Im Wortsinn. Miller hatte inzwischen begonnen, am Klavier eine Trauerserenade anzustimmen. Selene und Edmond tauschten schüchtern ein paar Blicke und Worte aus, Dankwart starrte verträumt auf eine ältere Dame, die in einem Schaukelstuhl am Feuer saß. Shael wirkte geistesabwesend und Havelock ging immer und immer wieder die Notizen von Selene durch. Ein guter Zeitpunkt..."Adryan..." raunte sie dem Ermittler zu "Ich denke es wäre ein guter Augenblick, um ein Wort mit Meister Havelock zu wechseln...Nach einem Glas Wein wird er vielleicht zugänglicher sein." Er nickte ihr zu und schaute an die andere Seite des Tisches. "Du hast Recht...Wenn nicht jetzt, wann sonst?" Libra hatte das Gefühl, dass es Zeit war, kurz nach oben zu gehen und sich noch etwas "auszuruhen"...Havelocks Zunge würde diesesmal hoffentlich lockerer sein.
_______Einige Zeit später in Adryans Zimmer _________
Libra war nach oben gegangen, damit sie einige ihrer Habseligkeiten zusammensammeln konnte, und um Adryan die Möglichkeit zu geben, ein ruhiges Wort mit Havelock zu führen. Julie hatte sie begleitet und lag nun auf dem Bett und schnüffelte an Adryans Umhang. Etwa 30 Minuten später kam er in sein Zimmer und setzte sich wortlos auf das Bett. Er schien nachzudenken.
"Weisst du schon, wen du....nimmst?" Er lachte ein trockenes Lachen, dass Libra leicht frösteln ließ.
"Nein. Es wird ja viel über den Mörder geredet, diesen Barbier. Aber warum sollten wir ihn anklagen, einen menschlicher Bürger? Ich will nicht herzlos klingen, aber was kümmert uns das in dieser Funktion?"
"Du hast Recht. Was denkst du...Edmond? Shael? Maxim?"
"Nunja, dafür wäre es von Vorteil zu wissen, ob dir das Gespräch mit dem Antiquar etwas gebracht hat." Sie versuchte ein Lächeln aufzusetzen, was ein wenig misslang. "Aber selbst wenn, der Bürgermeister scheint seinen Charme ja wiedereinmal genutzt zu haben, alle stimmen wie wild für den Herren Frankenfels. Verzweiflungstat."
"Die Praxis des Probehängens scheint sich ja zu bewähren."
Eine Gesprächspause entstand, in der sich Libra neben Adryan auf das harte Bett der Wirtschaft setzte und ihm über eine Narbe am Hals fuhr. Er war den Monstern knapp entkommen. Er ergriff ihre Hand und schaute sie an.
"Kann ich auf dich zählen, wenn ich heute abstimme? Können wir uns gegenseitig glauben, dass der andere kein...Monster ist?"
"Ich habe es dir versprochen...ich werde dich beschützen. Und wenn es vor diesem schmierigen Graf sein muss."
Im schwachen Schein der Kerzen waren die Beiden allein in diesem Zimmer. Lächelnd darüber, ein bisschen Glück in Zeiten der Not gefunden zu haben.
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