Havelock leerte bereits seinen dritten Krug, als er sich schmerzlich gewahr wurde, dass er offensichtlich zu viel getrunken hatte und seine Augen ihm nun üble Streiche spielten. Doch zumindest eines filterte sein umnebelter Geist, aus dem zotigen Geschehen: "Sollte diese "Göre" tatsächlich ein nützlicher Verbündeter im Kampf gegen die Dunkelheit sein, so dürfte Sie nicht der Willkür zum Opfer fallen. Allerdings wäre Sie... Er nicht der Erste der solch tollkühne Behauptungen bezüglich seiner Identität aufstellt."
Er seufzte und blickte auf seine bisherigen Entscheidungen zurück, es gab nicht viele Beispiele einer wohlüberlegten Wahl seinerseits. Doch wer wusste schon was das Richtige ist. Entscheidungen mussten gefällt werden, auch wenn es Ihn wieder als wankelmütigen, verschrobenen Alten zeigen würde.
"Zwar traue ich dem Rat des Herrn Clerc, aber wenn das Oberhaupt unserer Gemeinde, Herr Dantes sowie Herr Miller und Fräulein Selene, den gemeinen Mörder Frankenfels hängen sehen wollen, so muss ich in Anbetracht der harten Fakten mit welchen wir soeben konfrontiert wurden, auch Sven Frankenfels anklagen. Ich will auch in diesem Falle nicht riskieren einen unschuldigen auf dem Gewissen zu haben."
Nachdem er diese Worte an die Allgemeinheit gerichtet hatte, goss er sich neues Bier in den Krug und riskierte einen Blick auf die Liste, welche Selene auf dem Tisch abgelegt hatte.
"Irgendwer spielt hier Dumme Dussel mit uns und wir bemerken nicht wer..."
Kein einziger Lykaner hatte sich bisher offenbart, dabei waren diese für die meisten Morde verantwortlich. War es wirklich nur Einer!? Wenn nicht, hatten Sie bereits soviel Einfluss?Oder doch nur Glück... Das Buch hatte ihn in letzter Zeit mehr Fragen als Antworten geliefert und half ihm in diesem Falle auch nicht weiter.
Havelock bemerkte die unterstützende Geste Millers, gegenüber Selene. Zusammenhalt war es, worauf es jetzt ankam und Miller verstand es in den Leuten ein wenig Hoffnung keimen zu lassen.
Auf dem heutigen Tag lag ein seltsamer geistiger Nebel, es schien als würde er die Hoffnungen und Träume der Menschen vernebeln und unzugänglich machen. Jeder Strohalm musste ergriffen und jeder Anker genutzt werden um dem Erstarren der Herzen Einhalt zu gebieten. Havelocks Gedanken trübten sich immer mehr, als sich die letzten Tage zu einem apokalyptischen Tagtraum formten, welcher in seinem Kopf herumspukte.

Als der üble Gedanke verflogen war, richtete er mit ruhiger Geste das Wort an den Bürgermeister Dantes:
"Herr Dantes, erlaubt mir eine Frage, was hat es mit den ständigen Wahlenthaltungen Eures jungen Protegé Maxim auf sich? Mir scheint er wurde wie wir alle ausgewählt die Geschicke der Stadt in die Hand zu nehmen? Ein Junge seines Alters sollte sich der Herausforderung gewachsen zeigen und sich nicht drücken. Es könnte sonst noch ein Verdacht aufkommen, mit Verlaub."