[...] Als der Arzt eintraf, war Maxim bereits eingeschlafen. Er saß neben dem Nachtisch und stützte dort mit seinen Armen seinen Kopf ab. Es war sehr spät und die Aufregung in den letzten Tagen machte ihn zu schaffen. Schlaftrunken hörte er ein Gemurmel in seinem Kopf dröhnen, es war, als würde er träumen. Doch dann vernahm er Selenes Stimme und seine Augen weiteten sich urplötzlich aus. Edmond und er drehten ihr Gesicht zu ihr. Selene redete seltsam. So seltsam redete Maxim auch einst, als er schwerkrank und wochenlang ans Bett gefesselt war. Sein Großvater meinte, dass er schon fast dachte, dass Maxim ebenfalls in seinem Alter wäre. Sehr träumerisch und fantasiehaft. Das Leben ging in seinen Augen am Ende immer zu seinen Wurzeln zurück. Zuerst verfallen die Haare... dann die Zähne... und letzlich macht der Verstand, was er will. Doch eine gute Sache hatte das Schwinden des Verstands: Man war glücklich, wie ein Neugeborenes. So glücklich, dass man nicht mehr denken wollte, nur noch glücklich sein. Mit Selenes Worten dachte Maxim darüber nach. War sie glücklich? Er war sich nicht sicher. Seine Gedanken übertönten Selenes Abschiedsworte. Es war viel passiert und er verlor viel. Und bekam aber auch viel... doch an eins erinnerte sich Maxim jeden Tag. An die Worte seines Großvaters, die er ihm im Sterbebett zuflüßterte: "Maxim, mein Kind. Glückseligkeit basiert nicht auf Dinge, die du hast, sondern auf das, was du davon hältst. Du kannst glücklich mit wenigen, aber auch sehr unglücklich mit vielen Dingen sein..." Selene hatte nicht viel. Sie fantasierte viel herum, während sie sprach. Doch sie sah so zufrieden aus. Maxim hielt es im Kopf nicht aus. Er fasste sich an seine Stirn und legte wieder seinen Kopf auf den Nachttisch. Edmond verließ den Raum. Das Schließgeräusch der Tür weckte ihn. Verschwommen sah er Richtung Selene. Sie war plötzlich ganz still und regte sich nicht. Der Arzt saß nur neben ihr und schüttelte seinen Kopf. Dann kam Edmond mit Decken in seinen Händen zurück. Maxim zitterte, meinte aber nur lächelnd: "Sie ist wohl ohnmächtig geworden." Edmond eilte zum Arzt. Dieser gab eine sehr traurige Antwort mit seinem Kopfschütteln, doch Maxim schaute nicht hin. Er ging nur Richtung Tür blieb vor der Wand stehen. Bilder mit Essmotiven und wohlhabenden Leuten befanden sich vor ihm. Er stützte sich mit seinen Händen ab und sackte halb zusammen. "Ehehe... sie... sie ist nur eingeschlafen. Lächelnd eingeschlafen u-und w-wacht wohl für's erste nicht mehr auf, o-oder? S-sie ist doch glücklich, oder? I-ich weiß, sie ist es, aber warum? Ich sollte mich für sie freuen, aber ich tu's nicht...!", murmelte er laut vor sich, "Ich bin nicht glücklich, obwohl ich es sein möchte. W-warum ist sie nur glücklich? Sie sollte es nicht sein, nein, sie sollte es nicht sein!!" Die Bilder von vor zwei Jahren kamen wieder hoch, als würde er es wieder erleben. Sein Großvater, seine einzige Vertrauensperson von damals, die er vn Herzen liebte. Sie war weg und lächelte. Sie verließ ihn ohne Grund und war glücklich. Maxim brach endgültig zusammen. Edmond näherte sich ihm langsam. Das gleiche tat er damals auch.