Libra fühlte immernoch eine ungemeine Leere in sich. Adryan war zwar in der Lage, diese ein wenig aufzufüllen, aber nichtsdestotrotz...Ein...oder mehrere... mordende Biester zogen nachts durch die Straßen, und es gab keinen Anhaltspunkt, wie Miller eben treffend formulierte. Natürlich, man könnte sich jetzt an Vampiren und ihren Günstlingen aufhalten (in Gedanken schaute sie kurz Edmond an, der sich stets royal großmütig und arrogant bis zum Erbrechen gab), allerdings schienen diese Monster in eher unangenahmer Gesellschaft zu verkehren und allgemein nicht so wahnsinnig viel Schaden anzurichten. Eine Vampirgruppe um einen versoffenen Einzelhändler und einen verfressenen Auftragskiller? Beeindruckend. Die nächtlichen Mörder machten ihr da mehr Sorgen.

"Und was ist, wenn sich ein Werwolf...oder einige...zwar unter uns befinden, aber in der menschlichen Interaktion...zurückhalten? Es gibt einige Vertrauenspersonen, zu denen ich persönlich noch gar keinen Kontakt hatte. Das muss jetzt natürlich nichts Schlechtes sein, wie man an Dragoneri sieht, aber genau dieser Umstand, nämlich das engagierte Auftreten vor den anderen Personen, die Meinungsmacher, sozusagen, wie Selene oder Miller hier, ich denke, das unterscheidet die Biester von uns - natürlich wollen sie ungern in den Fokus geraten. Deswegen halte ich ja auch einige der hier Anwesenden...Selene...Miller...Havelock..." Sie nickte den Dreien jeweils kurz zu "für unschuldig. Ebenso ist Adryan wenigstens kein Wolf, vermutlich auch kein anderes böses Wesen" Sie machte eine ungeduldige Handbewegung. Die ganze Situation, zu debattieren, wer jetzt nun wirklich ein Mensch war, war immernoch sehr seltsam. "Dankwart vertraue ich, dass er ein Prinz ist. Ein menschlicher Prinz, wohlgemerkt! Bleiben für mich übrig - und das soll kein Schuldspruch sein! - Shael, Ava, Sven, Rebecca und..." sie seufzte "Edmond und Maxim - welche aber geringe Priorität in der Überprüfung für mich haben. Die Chance, dass sie Böse sind, ist für mich am Geringsten"

Nach dieser kurzen Rede schaute sie in die Runde. Sie war erschöpft. Trotz der ruhigen Nacht in Adryans Bett - der Gedanke daran liess sie leicht erröten.
Zu Miller gewandt sagte sie:
"Wenn ihr heute Rebecca Stepback anklagen wollt, würde ich mit euch mitgehen. Nicht, weil ich Argumente hätte, oder eine Theorie, oder einen Plan. Ich weiß nur sonst nicht ein und aus, und ich würde ungern jemanden anklagen, den ich zu wenig kenne, und dann am Ende allein dastehen. Hier wird jedes Wort auf die Goldwaage gelegt, in der Hoffnung, einen Hinweis zu erhaschen. Ich will keine Front machen - aber etwas anderes fällt mir einfach nicht ein."