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Legende
Selene war nach der Versammlung von Edmond wachgerüttelt worden und hatte sich dann ins Gasthaus begeben. Doch auch dort fand sie keinen Schlaf und kritzelte fieberhaft an den Notizen die sie im Keltereikeller begonnen hatte und die sie nun auf einem Bierfilz notiert hatte weiter herum. Unter anderem standen da Notizen wie „4 Vampire, kein Opfer seit 1. Tag“ oder „Talis hat gelogen, Ava und Maxim schuldig? Dankwart = Prinz?“ „Rowan hat Talis am 2. Tag bereits verdächtigt. Edmond denkt das Rowan mehr weiß als er sagt. Aber Fehler bei Rafael. Wieso? Zu wenig Informationen!!!“ und auf der Liste fett „Train Talis Rafael Elly“ markiert.
In der Nacht blickte sie nachdenklich zum Himmel hinauf und sah etwas weißes von der Stadt fortgleiten. Sie dachte bei sich das wahrscheinlich sogar die Engel flüchteten und alle anderen guten Geister und das sie hier doch verloren waren solange ihnen nicht auch Flügel wuchsen. „Bitte lieber Gott, mach das mir Flügel wachsen damit ich ganz weit weg fliegen kann...“
Mit Tränen in den Augen wachte sie am nächsten Morgen auf und stolperte die Treppen hinunter zum Gastwirt. „Verzeiht, aber könnt ihr mir sagen ob eure anderen Gäste schon wach sind?“ „Wen sucht ihr denn?“ „Nun Graf Rowan von Fiddleburg – ich hätte einige Fragen an ihn.“ „Tut mir Leid, aber der hat heut Nacht nicht mehr hier genächtigt.“
Selene blickte ihn entgeistert an. „Ja und da habt ihr keinen Alarm geschlagen?“ „Wieso denn, gute Frau, der Graf ist ein leidenschaftlicher Jäger der sich draussen gut auskennt. Ausserdem war er doch bewaffnet. Und vielleicht hat er ja draussen übernachtet? Er hat den Park im Norden der Stadt mal erwähnt, dort scheint es ihm gut gefallen zu haben. Und grad vorhin kam einer der Wachleute hier rein und fragte mich ob ich den Schuss gehört hab. Es scheint was vorgefallen zu sein im Park heut nacht.“
„Danke.“, flüsterte Selene leise und legte dem Gastwirt einen kleinen Kupfertaler hin. „Könnt ihr mir das Frühstück für heute einpacken? Ich bin etwas in Eile.“ „Kein Problem“.
Sie wollte ihn fragen was „damals“ passiert war. Und wie das Schicksal damals abgewendet worden war, in der Hoffnung irgendjemanden aus dieser Stadt lebendig herauszubekommen ohne die Mörder entwischen zu lassen.
~*~
Kurz darauf lief Selene eingehüllt in den warmen Kutschermantel durch den Park Düsterburgs. In er Nacht hatte es wieder gefroren und der Schnee knarzte unter ihren Füßen. Zwei Fußspuren verliefen durch den Eingang des Parktors, denen sie bis zum See folgte. Dort war schon ein Großteil der Wache versammelt, aber es waren nur 4 Mann – alle anderen waren aus der Stadt getürmt. Ihr Onkel grüßte sie herzlich und drückte sie kurz fest an seine Brust. „Lene, es scheint als sei heut Nacht wieder jemand verschwunden. Kennst du eine dieser Waffen hier?“ Er wies auf einen Stapel Schusswaffen und obenauf lag der Revolver den Rowan am gestrigen Morgen in der Hand gehabt hatte, als sieihm die Schnapsflasche reichte. „Oh nein... es... es ist … diese da gehörte Rowan von Fiddleburg.“ Selene musste ein Schluchzen unterdrücken. Rowan hatte etwas gewusst. Er hatte sich bei Rafael geirrt, das hieß vielleicht das er nur von Talis gewusst hatte das er schuldig war und von zwei anderen gewusst hatte das sie unschuldig waren – er hatte als er Elly nominierte gesagt das er Grandys Gruppe vertraute.
Also würde Selene ihnen auch vertrauen. Zumindest den beiden, die übrig waren. Adryan hatte sie gestern mit seinem Verhalten verwirrt, lag es nur daran das er ein Mann war oder wieso stellte er ihre Argumente immer wieder als nutzlos hin? Und Edmond... bei ihm und Maxim wusste sie weder aus noch ein. Sie wollte ihnen vertrauen aber konnte es gleichzeitig nicht.
Eine Weile blieb sie noch, hörte wie ihr Onkel von den übrigen Wachleuten erzählte – 8 waren übrig, 4 an Posten an den Toren die nun vollends geschlossen worden waren und er und 3 weitere untersuchten alleine die Morde. Nur kamen sie nicht weiter, da die Spuren sorgfältig verwischt wurden. „Sogar hier auf dem gefrorenen Boden, Lene, sogar hier haben wir nichts verwertbares gefunden ausser Metallsplitter und die Waffen. Es sind dunkle Tage, wahrlich. Gut das du den Elchhuf noch hast, nicht? Ich hab mir auch einen besorgt.“
Als ihre Füße klamm und nass wurden lief sie wieder aus dem Park hinaus und setzte sich in die Taverne, in der noch der Blutgeruch vom gestrigen Tag hing. Aber überall in der Stadt roch es nach Tod. Der frische Schnee konnte auch nichts daran ändern.
„Rowan ist heut Nacht verschwunden. Die Wache fand nur seine Waffen.“, flüsterte sie als der Wirt ihr ein Bier brachte. Eine Träne fiel auf die Schaumkrone und versank, wie ihre Träume davon das salzige Schicksal dieser Stadt mit Süße zu verzaubern.
Der Wirt schluckte nur und lief als er seine anderen Gäste mit Frühstück versorgt hatte hinüber zum Wirt, zum Bäcker... bis alle in Düsterburg es wussten: Rowan von Fiddleburg war heut nacht im Park verschwunden und nur seine Waffen waren noch da. Und ein Mann ohne Waffen war ein toter Mann.
Geändert von Viviane (02.12.2011 um 20:55 Uhr)
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