Die letzte Versammlung verlief absolut katastrophal, davon war Edmond felsenfest überzeugt. Die Szenen, die sich am gestrigen Abend waren für ihn unfassbar gewesen und noch viel mehr schmerzte es ihn, zu sehen, dass ausgerechnet Rafael Firas das neue Opfer des Lynchmobs hätte werden sollen. Obwohl zunächst alles danach aussah, als ob der Gelehrte Leonardo di Dragoneri sein Leben hätte lassen müssen, wendete sich das Blatt so rasch zum Ungunsten des treuen Keltereibesitzers, dass sich der Bürgermeister nicht mehr dazu imstande sah, noch rechtzeitig einzugreifen. Dabei war es nur eine Stimme, die das Leben dieses rechtschaffenen Bürgers vor dem Tode hätte bewahren können, und so war es kaum verwunderlich, dass Edmond Dantes erneut eine ruhelose Nacht verbracht hatte. Je länger dieser Alptraum nun bereits Düsterburg verfolgte, desto mehr nagte er auch an Edmonds Verstand. Wenn es nun schon so weit gekommen war, welche Aussichten hatte er dann noch, das Ruder wieder rumzureißen, wo er dazu doch auf die Stimmen der anderen Vertrauenspersonen angewiesen war?
Nachdem sich Edmond bereit für den Tag gemacht hatte und sein Frühstück zu sich nehmen wollte, fiel ihm sofort die Schachtel mit den Pralinen und der kleine Brief ins Auge, welche auf dem Tisch im Speisesaal lagen. Dafür fehlt von Selene jedoch jede Spur, und der Graf ahnte schon insgeheim, was ihn wohl beim Lesen des Briefes erwarten würde. Er nahm alles mit in sein Arbeitszimmer, um dort ungestört seine Gedanken sammeln zu können. Er öffnete die liebevoll verpackte Pralinenschachtel und weidete seinen Blick an den vielfältigen Sorten und die verschiedene Glasuren, welche jeder dieser Leckereien etwas ganz besonderes verlieh. Wie lange schon hatte er sich keine Zeit mehr genommen, um sich solch einer süßen Versuchung aus Schokolade und anderen süßen Zutaten hinzugeben?
Doch gerade als er in die Schachtel hineingreifen wollte, klopfte es plötzlich zaghaft an seiner Tür und mit einem Mal stand ausgerechnet Maxim vor seiner Tür. "Maxim! Wo zur Hölle hast du nur gesteckt? Wie konntest du nur die Abstimmung verpassen? Wegen deines Fehlens wurde gestern Abend ein unschuldiger Mann hingerichtet! Allein schon dafür könnte man dich auspeitschen lassen. Du weißt doch ganz genau, dass dadurch unsere Feinde nurnoch mächtiger werden, wenn sie die Versammlungen dominieren und so den Ausgang der Wahl lenken können! Oh weh, wir können nur beten, dass es heute wenigstens niemanden erwischt hat..."
Aufgebracht kehrte Edmond zu seinem Platz zurück, während Maxim leicht verängstigt den Raum betrat und die Tür langsam ins Schloss fallen ließ...