Libra war an diesem Tag schon recht früh erwacht. Gemeinsam mit Julie lief sie durch die noch dunklen Gassen von Düsterburg. Dankwart...ein Lügner? Bisher hatte sie ihm absolut blind vertraut, und sein Wort hatte dazu geführt, dass zwei dieser Untiere gehängt werden konnten. Und jetzt? Ein selbstloser Mann hatte sich geopfert, Und Dankwarts Urteil war sein Todesstoß. Sie hatte kein festes Ziel, als sie so durch die Stadt streifte. Als sie an der Villa von Leonardo die Dragoneri vorbeikam, überkam sie kein böser Schauer. Sie hielt den Gelehrten immernoch für unschuldig.
Und Grandy...was er sagte, über Ermittlungen, über Visionen - sie glaubte ihm nicht mehr. Kannte sie diesen Mann überhaupt? Wie konnte er Aussagen über vier Menschen treffen, und eine davon war augenscheinlich falsch. War er vielleicht sogar mit diesen Mächten im Bunde...Rafael sagte so etwas mit seinen letzten Worten. Was sagte er noch gleich? Wir sollen auf der Hut vor Grandy sein.....
In diesem Moment schoß eine schwarze Gestalt von oben auf sie herab, Haare, kurze Hundehaare gerieten in ihre Lunge, ihre Nase, raubten ihr den Atem....Julie knurrte und sprang den dunklen Angreifer an, biss die Kreatur tief in einen Schenkel, Es heulte auf und verschwand schnell wie der Wind, eine breite Blutspur hinter sich herziehend. Libra atmete durch und versuchte sich zu erheben, als sie ein Gewicht auf ihren Beinen spürte. Kein Leben war darin zu spüren. Es war ein Haufen Fleisch, kaum noch als Mensch zu bezeichnen.
Libra schrie. Die Leiche der jungen Frau war vom Fenster über ihr gefallen, als die Kreatur flüchtete. Julie hetzte ihr hinterher, war nicht mehr zu sehen, Sie schrie, so laut sie konnte, in Schock, in Panik. Als die Wachen und Bewohner ankamen, war Libra schon in Ohnmacht gefallen...
Als sie wieder erwachte, hielt ihr jemand die Hand und reichte ihr ein warmes, nasses Tuch.
"Meine Dame...ist alles in Ordnung?"